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Das Darknet ist nicht die Lösung, sondern das Problem

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Dass das Darknet von Kriminellen genutzt wird, sagt erst mal wenig. Tatsächlich ist dieses technologisch abgeschirmte Parallelnetz auch eine Reaktion auf Fehlentwicklungen im Internet. Das einst revolutionäre Versprechen des Netzes, die Welt zu einem besseren, freieren Ort zu machen, droht zu verpuffen. Geheimdienste überwachen große Teile des Internets. Datenkonzerne wie Amazon und Google schürfen immer tiefer in unserer Privatsphäre, erschaffen immer präzisere virtuelle Abbilder von uns. Sie kennen unsere Vorlieben, Ziele und Geheimnisse, formen daraus Werbeanzeigen oder verkaufen sie an Datenhändler. Im datengetriebenen Kapitalismus sind wir nicht mehr die Kunden der großen Plattformen, sondern ihre Produkte.

Das freie Netz ist heute, am Beginn der 2020er-Jahre, auch von anderer Seite bedroht. Weltweit arbeiten Staaten wie Russland und Iran an technischen Lösungen für ein nationales, vom globalen Internet abgekapseltes Netz, um Nutzer leichter kontrollieren zu können. Die Kommunistische Partei Chinas hat mittels Big Data und künstlicher Intelligenz den größten Überwachungs- und Kontrollapparat der Menschheitsgeschichte erschaffen. Und seit Edward Snowden wissen wir bereits seit Jahren von der Massenüberwachung durch westliche Geheimdienste.

Als Reaktion auf die beschleunigte digitale Landnahme durch Behörden und Konzerne ist das Bedürfnis nach Anonymität im Netz stetig gewachsen. Das Tor-Netzwerk, die prominenteste Darknet-Technologie, erfreut sich in der Bundesrepublik immer stärkerer Beliebtheit. Fast jeder zehnte Tor-Nutzer im vergangenen Jahr kam aus Deutschland.1 Kaum eine Anonymisierungssoftware bietet besseren Schutz beim Surfen. Doch ob das Darknet eine adäquate Antwort auf diese Herausforderungen ist oder ob es nicht vielmehr ein Problem sichtbar macht, statt eine Lösung zu bieten – auch darum wird es auf den folgenden Seiten gehen.

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