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Cyberkriminalität

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Das Darknet hat die Struktur und Strategien der kriminellen Unterwelt auf den Kopf gestellt: Vielleicht zum ersten Mal sucht man das Licht der Öffentlichkeit, bietet Cyberattacken, Handgranaten und Toxine in offen zugänglichen Marktplätzen an, feilscht um Rabatte und gutes Feedback. Offline-Dealer verwenden viel Geld und Zeit darauf, ihr Treiben von neugierigen Blicken abzuschotten: Lieferrouten, Produktpalette und Geldflüsse waren seit jeher gut geschütztes Geheimwissen von Eingeweihten.

Heute sitzt man in der Jogginghose am Laptop und klickt sich durch die bunten Angebote der eBay- und Amazon-Klone im Darknet, legt das verbotene Produkt in den Warenkorb und geht zum Check-out. Auch wenn die Identität von Verkäufer und Käufer verborgen bleibt, haben Außenstehende einen nie da gewesenen Einblick in die Architektur der digitalen Schattenwirtschaft. Kunden nutzen Bewertungen zur Kauforientierung, Ermittler können Händler, Listings und Stückzahlen studieren, manchmal sogar Lieferwege und Geldflüsse.

Wir recherchieren seit fünf Jahren in der illegalen Halbwelt des Darknets und Clearnets. In diesem Buch erzählen wir die großen Kriminalfälle der letzten Jahre: ein Student aus der fränkischen Provinz, der Maschinenpistolen und Munition bis nach Australien exportierte; ein 18-Jähriger, der aus seinem Kinderzimmer ein millionenschweres Drogenimperium hochzog, ein Rechtsradikaler, der in einem »Forum gegen Meinungskontrolle« eine Pistole erwarb und damit neun Menschen ermordete, vier Männer aus Deutschland, die eine gigantische Kinderporno-Plattform betrieben.

Anhand von internen Dokumenten, Gerichtsakten, Interviews und verschlüsselten Chatnachrichten zeigen wir, wie das deutsche Darknet und seine ›prominenten‹ Protagonisten ticken. Es sind Geschichten über Gier und die Hoffnung auf schnellen Reichtum, über Cyberkriminelle, die am Laptop Millionen verdienen, und über politisch Verfolgte, für die das Darknet eine Frage von Freiheit oder Knechtschaft ist.

In der Öffentlichkeit genießt das Darknet keinen guten Ruf: Für viele ist es eine Projektionsfläche für alles Verkommene im Netz. Auch wenn die meisten Straftaten im Internet, nicht im Darknet begangen werden. Andere sehen es als den letzten Hort von Anarchie und Freiheit in der vollends überwachten Welt. Doch das Darknet an sich ist weder verkommener noch anarchistischer als das Internet, sondern eine Technologie, die, frei nach Habermas, ethisch unmusikalisch ist – sie kann kein Urteil fällen. Sie ist per se weder gut noch schlecht, sondern abhängig von den Menschen, die sie einsetzen. Eine saubere Trennung zwischen einem angeblich »guten« Internet und einem »bösen« Darknet wäre, wie im Verlauf des Buches deutlich wird, falsch und irreführend.

Report Darknet

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