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2. CYBERCRIME-FOREN IN DEUTSCHLAND: DAS BERUFSNETZWERK FÜR DARKNET-TÄTER
ОглавлениеNeil ist nervös. Als er am vereinbarten Treffpunkt ankommt – rastlose Pupillen, breite Schultern –, dreht er sich alle paar Minuten um, um zu schauen, ob ihm jemand folgt.
Ein bisschen paranoid zu sein, das hat er in den letzten Jahren unter Kreditkartenbetrügern, Datendieben und auf Verschlüsselung spezialisierten Programmierern gelernt. Sein soziales Umfeld sind Nerds, die sich für robuste Verschlüsselung, Anonymität und Sicherheit im Netz interessieren, um die Technologien zu ihrem eigenen geldwerten Vorteil auszunutzen. Als Treffpunkt, Marktplatz, Ausbildungszentrum und Jobbörse dienen ihnen spezielle Plattformen, in denen Methoden des Cybercrime diskutiert und die Mittel dazu gehandelt werden – und wo Menschen nur noch »Vics« (vom englischen »victim«), also Opfer heißen. Plattformen, die Ermittler zu gerne abschalten würden, es aber meistens nicht können. Neil gibt diesen kriminellen Nerds ein Zuhause. Er betreibt zusammen mit einem Partner1 die wohl prominenteste Plattform für Internetkriminalität der vergangenen Jahre: Crimenetwork2. Mit über 300.000 Seitenaufrufen monatlich und 84.000 registrierten Nutzerkonten ist das Cybercrime-Forum das älteste, lebhafteste und größte in Deutschland.
Wir interessieren uns für Neils Crimenetwork (CNW), weil wir die Menschen, die wir dort getroffen und interviewt haben, immer häufiger auch im Darknet wiedersehen. Hier tauschen sich die Täter aus, lernen und bilden Banden. Die Cybercrime-Foren sind eine Art lokaler Kryptomarkt, an dem sich vieles erklären lässt: Die Technologien ähneln sich, die Delikte auch. Für einige unserer Protagonisten ist Crimenetwork ein unverzichtbares Sprungbrett für eine Karriere im Darknet als Drogendealer, Datenhehler oder böswilliger Hacker.