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Paul kam wieder zu sich, überall mit Blutspritzern bedeckt. Er kniete sich - vor Schock wie schläfrig benommen - neben Dad hin und starrte, noch vom früheren Schlag betäubt, ungläubig auf dessen blutgetränkte Leiche. Langsam erst dämmerte ihm die harte, schreckliche Realität.

Zuerst erkannte er den Körper gar nicht und dachte, es wäre der Penner, der dort lag, von seinem großen Helden niedergestreckt. Erst als er zum Gesicht der Gestalt vor ihm hinauf blickte, erkannte er die Situation wie sie wirklich war.

(Dad? Was...? Wie...? Wieso? WIE IST DAS MÖGLICH, GOTTVERDAMMT??? dachte Paul)

Paul hatte plötzlich einen Impuls, gegen die Leiche zu treten. Noch mal und noch mal und noch mal. Dads totem Körper ins Gesicht zu schlagen und sich weinend auf seinen breiten, bewegungslosen Brustkorb sinken zu lassen und solange zu weinen, bis sein ganzer Körper keinen Tropfen Wasser mehr in sich haben würde und elendiglich neben seinem Helden verrecken würde.

Er folgte diesem Impuls natürlich nicht, sondern setzte sich neben das, was von Dad noch übrig war und starrte ausdruckslos, abgestumpft, geschockt in die sternenbefüllte Leere, zum dunklen Horizont.

Die Söhne konnten beide noch nicht glauben, was sie da sahen, sie wollten es nicht glauben, als sich die Gestalt über Dads Leiche beugte, die 50 Dollar aus seiner Brieftasche nahm, sich in Kurts Richtung drehte und ihm zurief: „Das Leben ist nicht fair, mein Junge, sondern eine Hure. Das musst du wie jeder andere auch lernen. Du bekommst nur, was du auch gibst... Oder geben wirst.“

Er machte eine Pause, Paul (der hilflos und bewegungs-unfähig neben seinem toten Dad kniete) vollkommen ignorierend - mit seinem Blick starr den Baum fixierend, hinter dem Kurt erstarrt und zitternd hockte.

Kurt war paralysiert vor überschäumender Furcht, er hätte weder wegrennen, noch kämpfen, noch schreien können. Nun war sein Kopf leer, einfach leer, ganz und gar leer.

Beide – die Gestalt und Kurt - schienen abzuwarten, ob der Andere etwas erwidern würde, doch beide blieben stumm.

Schließlich nach einem langen, mystischen Augenblick, brach die Gestalt die Ruhe und meinte lächelnd: „Ich weiß mehr über dich als du ahnst, Kurt. Wenn wir uns wiedersehen, wirst du es vielleicht verstehen. Ich hoffe, du erkennst mich, wenn es soweit ist. Denke über meine Worte nach, Kurt.“

Ohne Paul eines einzigen Blickes zu würdigen, drehte er sich um und verschwand, verwirrt und desorientiert, in eine scheinbar frei gewählte Richtung, als wüsste er nicht, wie er hierher gekommen war. Das Glühen um die Gestalt herum war verschwunden.


Das Blut der Auserwählten

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