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Trotz Kurts allgegenwärtiger Gleichgültigkeit gegenüber seinem nicht gerade rosigen Leben, konnte er nie wirklich die sporadischen Anfälle von Depressionen, zielloser Wut und Selbstmordgedanken verdrängen, die ihn immer wieder quälten. Sein größtes Problem dabei war, dass er zu feige war, es einfach durch zu ziehen. Alles zu beenden.

Doch Kurts Mutter hatte von all dem nicht den blassesten Schimmer.

Alles, was sie bemerkte, war sein wirklich auffällig niedriger Notendurchschnitt. Er litt offensichtlich an einer starken Lernschwäche, welche seine präpubertären Depressionen, sein familiärer Verlust und die Tabletten nicht gerade minderten.

„Ja, wirklich ein harter Fall, aber was soll man machen, da muss man durch, nicht?“ war die einzige, hastige, peinliche Bemerkung Ms. Hoovers zu Kurts Mutter während eines Elternsprechtages. Sie wollte eigentlich gar nicht wirklich über dieses Thema sprechen, sie war mit dieser Patientengeschichte maßlos überfordert. Sie meinte, sich noch zu einem weiteren Satz mit aller Kraft durchringend, dass Kurt nur sehr langsame Fortschritte mache und dass selbst diese beinahe stagnierten.

Es gab viele Gründe für Kurt, sein Leben zu hassen. Dies wirkte wie ein Katalysator für die kurzen, immer wieder auftretenden Wutanfälle, genauso wie die frustrierten Fragen nach dem Sinn zahlreicher Facetten seines Lebens. Es war ein sich selbst verstärkender Teufelskreis.

Er war traurig, verletzt, allein und wütend.

Er verstand nicht, wieso irgend einem Menschen, egal wem, so etwas widerfahren musste, warum es geschehen durfte; und vor allem, warum verdammt nochmal eigentlich gerade er das sein musste, der so ein Leben verdiente. Er suchte einen Grund für seine Schicksalsschläge, irgendeine Schuld, die er zu begleichen hatte. Oder jemanden, der daran schuld war. Natürlich fand er nichts. Noch nicht.

Er hatte es satt, für alle den Sündenbock zu spielen. Er sollte ihnen allen endgültig einen Strich durch die Rechnung machen. Was für einen Sinn machte das Leben denn, wenn es nur aus Enttäuschungen bestand?

Er hatte einen Plan.

Einen Plan, der sich wohl für einen geistig gesunden, wohl erzogenen Menschen vollkommen irrational angehört hätte, doch für Kurt, mit seinem gepeinigten Verstand und seiner traumatisierten, erstickten, krampfhaft unterdrückten Vernunft klang das Ganze wirklich sinnvoll und angebracht.

Er würde es ihnen allen zeigen...


Das Blut der Auserwählten

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