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KAPITEL 7 WER BIN ICH? –
MEINE IDENTITÄT KENNEN

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Während meiner Jugendgruppenzeit im CVJM brachte eines Abends jemand eine Postkarte zu unserem Treffen mit. Darauf standen Sätze wie:

• „Ich bin Gottes geliebtes Kind.“

• „Ich bin in Christus gerechtfertigt und erneuert.“

• „Ich bin ein Erbe Gottes, überschüttet mit dem reichen Segen des Himmels.“

• „Ich bin begabt, ausgerüstet und bevollmächtigt durch den Heiligen Geist.“

Jeder Aussage waren eine oder mehrere Bibelstellen zugeordnet, welche ihre Verankerung in der Bibel aufzeigten. Als Jugendgruppe verbrachten wir mehrere Abende damit, diese Stellen nachzulesen und einander zuzusprechen.

Unter uns waren solche, für die der christliche Glaube gerade erst zu einer persönlichen Sache geworden war. Es gab Jugendliche, die von ihren Eltern nie gehört hatten, dass sie gewollt und geliebt waren. Einige hatten ihr Leben satt, empfanden sich als wertlos und in dieser Welt fehl am Platz. Die Sätze und Bibelverse auf dieser Karte bauten unser angeschlagenes Selbst auf. Sie waren wie wohltuende Medizin auf eiternden Wunden. Sie errichteten in unseren Herzen einen Schutzwall gegen die destruktiven Kräfte der Selbstabwertung: Gott gab uns Wert, Identität! Sprach Reichtum in unser Leben hinein! Vergewisserte uns seiner Annahme und Wertschätzung!

Dass wir die Antwort auf die Frage, wer wir in Gottes Augen sind, nicht länger aus unserer teilweise bröckligen Lebensgeschichte ableiten, sondern aus Gottes Zusagen und Verheißungen, ist ein erster wichtiger Schritt zur Entwicklung einer gesunden Persönlichkeit. Wir brauchen diese Selbstklärung, denn sie festigt unsere Identität auf der Grundlage der Wahrheiten, die Gott uns zuspricht.

Ohne gefestigte Identität ist mutige Selbstführung nicht möglich. Wir können die damit verbundenen Schritte nicht ohne die persönliche innere Vergewisserung wagen, dass wir ein ernst zu nehmendes, schützenswertes Selbst haben. Ein Selbst mit Stärken, Rechten und Möglichkeiten. Dazu gehört, dass wir bei aller gebotenen Demut und Bescheidenheit wissen und verstehen, dass wir von Gott gewollte, wertgeschätzte Menschen sind. Menschen, die sich wehren dürfen, wenn andere sie missbrauchen und manipulieren. Menschen, die Nein sagen dürfen, wenn sie etwas nicht möchten. Menschen, die Ziele verfolgen dürfen. Menschen, die Wünsche äußern und Träume haben dürfen. Menschen, die zählen; die Würde haben. Ich will an dieser Stelle keinen Freibrief für rücksichtslosen Egoismus ausstellen. Doch ich will denen, die an sich zweifeln, sich für überflüssig, ungewollt, unbegabt und wertlos halten, sagen, dass ihre Gefühle nicht mit dem übereinstimmen, wie Gott sie sieht. In seinen Augen sind sie reich, wertvoll, unendlich geliebt!

Unsere Erziehung hat im Idealfall viel dazu beigetragen, dass sich in uns ein gefestigtes Selbst bilden konnte. Doch Eltern sind niemals perfekt. Manche Irritationen aus der Kindheit schwächen unser Selbst bis heute. In diesen Bereichen unseres Lebens brauchen wir Nachhilfe, um unsere Identität aufzubauen. Und Gott ist ein Meister dieser Art von Nachhilfe. Er stärkt das Schwache in uns – gibt Festigkeit, wo sie uns fehlt. Das ist ein häufiges Thema in den Briefen des Apostels Paulus. Er wird nicht müde, von Gott als dem zu schreiben, der uns „Festigkeit gibt auf Christus hin“ (2. Korinther 1,20); der uns „nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit mit Kraft stärkt durch seinen Geist am inneren Menschen“ (Epheser 3,16; eigene Übersetzung).

Von der Kunst, sich selbst zu führen

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