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VIEL MEHR ALS NUR SÜDTIROLS HAUPTSTADT – BOZEN

Eine Stadt im Wandel


Bozen hat sich verändert, und zwar zu seinem Vorteil. Die Landeshauptstadt ist bunter, moderner geworden, ohne dabei ihr Erbe zu verleugnen. Neben Altem steht oft Neues, der Blick geht eher in die Zukunft als zurück in jene »gute alte Zeit«, die ja auch nicht immer so gut war, wie ein Blick in die Historie beweist. Bozen heute: eine Stadt voller Überraschungen.


In der Bozner Altstadt, zwischen Obstmarkt und Waltherplatz, herrscht oft ein ziemliches Gewusel.

Wie heißt es so schön? Das einzig Beständige ist der Wandel. Das passt ganz gut auf die jüngere Geschichte der Südtiroler Landeshauptstadt, auch auf ihre Zukunftsperspektiven. Vor gerade mal einem Jahrhundert war Bozen eine Kleinstadt, Handwerk und Gewerbe dominierten, ein paar Hotels versorgten die Touristen, und alles zusammen ernährte rund 13 000 Einwohner. Nach dem Krieg war die k.-u.-k.-Monarchie Geschichte, und aus Südtirolern wurden mit einem Mal Italiener.

Nach der zweiten Weltkatastrophe ging’s bergauf. Mit dem Tourismus kam der Wohlstand, das »Land an der Etsch und im Gebirg’« entwickelte sich zu einem Wachstumsmotor für die italienische Wirtschaft. Die rußgeschwärzten alten Fabrikareale aus Mussolinis Zeit wichen modernen Bürohäusern, Lagerhallen und Fertigungsstätten. Umfragen sahen Bozen in Sachen Lebensqualität bald an der Spitze aller italienischen Städte.

Die historische Altstadt

Die meisten Besucher Bozens interessieren sich aber vor allem für Historisches, für alte Mauern, Traditionen. Die Altstadt ist und bleibt ihr erstes Ziel. Hier ist das gotische und barocke Erbe noch ganz lebendig. Und die Eindrücke, die ein Spaziergang durch das Geviert des historischen Bozen vermittelt, sind ganz klar vielfältiger, bunter als früher. Das liegt auch an der Trend-Mode, die in den Schaufenstern der Lauben ausliegt und die von jungen Italienerinnen mit angeborener Grazie getragen wird.

Der Weg zu den berühmten Bozner Lauben führt über den weiten Waltherplatz, vorbei am Denkmal für den möglicherweise aus Südtirol stammenden Minnesänger Walther von der Vogelweide (um 1170–1230). Es wurde während der Mussolini-Zeit auf den kleinen Roseggerplatz verbannt, steht jetzt aber wieder an seinem angestammten Ort: ein Held in Übergröße.

Das Denkmal wird allerdings deutlich überragt vom 65 Meter hohen Turm des Bozner Doms. Die dreischiffige Hallenkirche mit ihrem reich gegliederten Umgangschor wurde um 1295 begonnen, aber erst zu Beginn des 16. Jahrhunderts vollendet – mit dem filigranen Turmabschluss im Stil der ausklingenden Gotik.

Shoppingparadies und Wirtshäuser

Vom Waltherplatz sind es nur ein paar Schritte zur Dominikanerkirche, einem gotischen Bauwerk mit reichem Sterngewölbe. Die kleine Johanneskapelle – seitlich an den Chor angebaut – ist vollständig ausgemalt; die hervorragenden Fresken (1330–1340) sind deutlich von der Kunst Giottos inspiriert. Ganz weltlich sind dann die Eindrücke am Obstmarkt, von dem schon Goethe fasziniert war. Es herrscht ein lebhaftes Kommen und Gehen, ein echter Augen- und Gaumenschmaus, dazu schon fast italienisches Flair. In den Lauben schlägt das merkantile Herz des alten Bozen – allerdings in neuem Gewand. Denn längst hat sich die (junge) Mode dieser Einkaufsoase bemächtigt. Geblieben ist der historische Rahmen – unter den jahrhundertealten Lauben lässt es sich auch bei Regenwetter gut shoppen.

Eine der ältesten Straßen Bozens ist die Bindergasse, die Anfang des 13. Jahrhunderts erstmals in einer Urkunde auftaucht und früher auch Vordere Gasse genannt wurde. An ihr stehen mehrere Wirtshäuser, darunter das »Weiße Rössl« als ältestes der Stadt. Gleich um die Ecke stößt man auf das »Batzenhäusl«, vor dem Ersten Weltkrieg ein beliebter Künstlertreff, jetzt mit eigener Brauerei und dazupassender Speisekarte. Wie wär’s nach der Einkehr mit einem Verdauungsspaziergang, vielleicht auf einer der Talfer-Promenaden oder – sozusagen im ersten Stock über den Dächern der Stadt – auf der Guntschna- oder der Oswald-Promenade, Blick auf die Dolomitzinnen des Rosengartens inklusive?


Runkelstein ist eine der besterhaltenen Burgen der Bozner Gegend.


Moderne Architektur in Bozen: der Salewa-Cube.

TOP ERLEBNISSE

BESUCHERMAGNET ÖTZI

Eine der größten Attraktionen Südtirols ist eine Mumie: Ötzi. Der Mann aus dem Eis zieht die Massen an, jeder will einen Blick auf den Steinzeitmenschen werfen, der vor über 5000 Jahren geboren wurde und oben am Tisenjoch unter mysteriösen Umständen den Tod fand. 1991 gab ihn das Eis am Hauptkamm der Ötztaler Alpen frei, und seit 1998 ist er im Bozner Archäologiemuseum ausgestellt. Die modern konzipierte Ausstellung präsentiert viel Interessantes über die Welt des Ötzi und seine Zeit.

www.iceman.it

MMM FIRMIAN

Vor den Toren der Stadt thront über der Etsch die mächtige Burgruine Sigmundskron. Seit 2006 beherbergen ihre über ein Jahrtausend alten Mauern Reinhold Messners Mountain Museum Firmian. Auf einem spannenden Parcours beleuchtet es die Beziehung zwischen Mensch und Berg aus verschiedensten Blickwinkeln.

www.messner-mountainmuseum.it

SALTEN

Der Höhenrücken nördlich über Bozen ist ein ruhiges Wanderrevier, bequem mit der Seilbahn nach Jenesien erreichbar. Einmalig ist es hier im Herbst, wenn sich die Lärchenwälder golden verfärben!

www.jenesien.net

WEITERE INFORMATIONEN

Museion: Dantestraße 6, Tel. 0471/22 34 13, www.museion.it

Das Reisebuch Italien

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