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DER BERÜHMTESTE DREIZACK DER ALPEN – DREI ZINNEN

Wunder aus Stein


Im Hochpustertal wird fleißig geworben mit dem steinernen Dreizack, diesem einzigartigen Symbolberg der Dolomiten. Alle wollen den berühmten Nordwänden der Drei Zinnen nahe kommen, und weil das nur zu Fuß geht, machen sich an sommerlichen Schönwettertagen ganze Heerscharen auf zum Paternsattel, zur Drei-Zinnen-Hütte, die einst der legendäre Bergführer Sepp Innerkofler bewirtschaftete.

Wenn es in den Dolomiten ein Pendant zum Matterhorn, dem Top-Gipfel der Alpen gibt, dann können es nur jene drei sein, die – exakt abgezählt – eigentlich fünf sind und nicht einmal einen richtigen Namen haben, genau wie jener Sehnsuchtsberg über Zermatt, den die Einheimischen auch nur Horu (Horn) nennen: die Drei Zinnen. Was ist nicht alles geschrieben worden über dieses grandiose Felsgebilde! Vor allem über die Nordwände natürlich, über gescheiterte und gelungene Durchsteigungsversuche, über Dramen im Fels. »Der Tod klettert mit!«, war in den Gazetten zu lesen, und als in den 1960er-Jahren die Zeit der »Direttissime« anbrach, schickten sogar seriöse Zeitungen Korrespondenten. Die Routen des »fallenden Tropfens« sollten es sein, eine neue Dimension des Extremkletterns – die durch den riesigen Materialaufwand auch gleich ad absurdum geführt wurde. Die »Superdirettissima« an der Großen Zinne (2999 m), von Peter Siegert, Gert Uhner und Rainer Kauschke im Winter 1963 eröffnet, bildete den Höhepunkt dieser unguten Entwicklung. Die drei Sachsen benötigten nicht weniger als 17 Tage für die 600 Klettermeter!


Klassische Nordwandansicht der Drei Zinnen.


Die Schatten der Drei Zinnen über der Langen Alm.

Die Erstbesteigungen

Knapp ein Jahrhundert zuvor waren die Zinnen überhaupt erst bestiegen worden, alle drei von den Innerkoflern aus Sexten. 1869 stand Franz Innerkofler zusammen mit Paul Grohmann und Peter Salcher auf der Großen Zinne, zehn Jahre später bestiegen Michael Innerkofler und Georg Ploner die Westliche Zinne – am hartnäckigsten widerstand die Kleine Zinne. Auch der Innerkofler hatte da seine Zweifel (»Ja, wann’st Flügel hätt’st!«), doch er räumte sie auch gleich aus: 1881 fand er, begleitet von seinem Bruder Johann, den Weg zum Gipfel. Und der wird noch heute mit dem Schwierigkeitsgrad IV bewertet, immerhin.

Innerkofler, eine Bergführer-Dynastie

Sie haben über viele Jahre hinweg das Bergsteigen in den Sextener Dolomiten maßgeblich geprägt, dabei zahllose Erstbesteigungen und Neurouten geschafft, hinter sich am Seil meistens die zahlende Kundschaft: die Innerkofler aus Sexten. Begründet wurde die Dynastie von Josef Innerkofler (1802–1887), dem »alten Steinmetz«. Er begleitete Paul Grohmann bei einem ersten erfolglosen Versuch an der Dreischusterspitze. Sein Sohn Josef war dann einer der Führer bei der Erstbesteigung im Sommer 1869. Die Innerkofler standen als Erste auf der Großen, der Westlichen und der Kleinen Zinne. Michael Innerkofler (1844–1888), der bei einem Spaltensturz am Cristallo ums Leben kam, war wohl der bedeutendste Bergführer der Sippe. Sein Führerbuch umfasst eine schier unglaubliche Anzahl von Neutouren, er war unter anderem als Erster auf dem Elfer, Zwölfer und Einser in den Sextenern, auf der Croda da Lago und der Grohmannspitze (solo!).

Der Sepp

Berühmtester Innerkofler ist der Sepp, was sicher auch mit seinem Kriegstod am Paternkofel zusammenhängt, um den sich einige Legenden ranken. Zum Heldenepos verklärt wurde er im Roman »Der Sepp« (1931) des bekennenden Nationalsozialisten Hans Springenschmid (der für die Salzburger Bücherverbrennung 1938 verantwortlich war). Innerkofler hatte nach der Kriegserklärung Italiens darauf gedrängt, den Paternkofel – Nachbargipfel der Drei Zinnen – seiner strategisch wichtigen Lage wegen zu besetzen. Weil die österreichische Führung zögerte, nisteten sich die Alpini auf dem Gipfel ein und befestigten ihn umgehend. Ein Versuch im Sommer 1915, den Paternkofel im Sturmangriff zurückzuerobern, scheiterte, musste wohl scheitern.

Sepp Innerkofler, noch nicht ganz 50-jährig, fand dabei den Tod – ob durch italienische Verteidiger oder möglicherweise sogar (unabsichtlich) durch eigenes Sperrfeuer, ist bis heute ungeklärt.

TOP ERLEBNISSE

DIE DREI-ZINNEN-RUNDE

Die Drei Zinnen von allen Seiten. Das bietet die Wanderrunde mit Ausgangspunkt beim Rifugio Auronzo (2320 m). Einmalig natürlich der Blick in die Nordwände, in denen Klettergeschichte geschrieben wurde. Gehzeit etwa dreieinhalb Stunden, Wendepunkt der Tour auf halber Strecke bei der Drei-Zinnen-Hütte. Übrigens: Wer mit dem Bus anreist, kann die Wuchermaut auf der Drei-Zinnen-Straße umgehen.

www.dreizinnenhuette.com

BÜLLELEJOCHHÜTTE

Klein, aber fein. So lässt sich die Büllelejochhütte charakterisieren, die ein wenig Abstand zum Rummel um die »Drei« hält. Freundliche Wirtsleute, gutes Essen. Zu den Stockbetten – das wird Klettersteigler besonders interessieren – geht’s über eine senkrechte Leiter.

www.buellelejoch.it

NATURPARK DREI ZINNEN

Rund 120 Quadratkilometer, das Kerngebiet der Sextener Dolomiten auf Südtiroler Boden, stehen als Naturpark unter Schutz. Er erstreckt sich vom Höhlensteintal ostwärts bis zum Kreuzbergpass. Höchster Punkt ist die Dreischusterspitze (3145 m), absoluter Hotspot sind natürlich die Drei Zinnen (2999 m).

www.drei-zinnen.info


Kleiner Mensch – großer Berg.

Das Reisebuch Italien

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