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DIE GROSSE DOLOMITENSTRASSE
Das 100-Kilometer-Kurvenkarussell quer durch die »Bleichen Berge«
Die am 13. September 1909 eröffnete Große Dolomitenstraße ist längst zu einem »Big point« des Dolomitentourismus geworden – eine 100 Kilometer lange, aber nie langweilige Abfolge von Serpentinen mit Aussicht auf fast alle großen Gipfel des Gebirges.
Ein Straßenzug mit 100 Serpentinen ist entweder ein Verkehrshindernis oder eine echte Sensation. Die Große Dolomitenstraße ist beides, heute zumindest. An verstopfte Straßen und Parkplatznot dachte vor 120 Jahren, als die Idee für eine Straße quer durch die Dolomiten aufkam, natürlich noch niemand. Initiant des kühnen Projekts war der Deutsche und Österreichische Alpenverein, beteiligt war auch der Südtiroler Theodor Christomannos. Angedacht war eine Eröffnung zum 50. Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Joseph im Jahr 1898, eingeweiht wurde die Große Dolomitenstraße schließlich 1909.
Ein Blickfang am Pordoijoch ist das Langkofelmassiv.
Schwarzer Asphalt und weißer Schnee
Anno dazumal
Der legendäre Straßenzug verbindet Bozen und Cortina d’Ampezzo, führt dabei über drei hohe Pässe: Karer (1745 m), Pordoi (2239 m) und Falzárego (2105 m). Eine frühe Reiseschilderung (»Hochalpen«, Meyers Reisebücher, 1927) bezeichnet sie als »bequemsten Zugang in die Hochgebirgswelt der Dolomiten«. Und weiter kann man da nachlesen: »Die außerordentlich empfehlenswerte Wagenfahrt führt an den hervorragendsten Sehenswürdigkeiten zahlreicher Gebirgsstöcke vorbei und ist an abwechslungsreicher Schönheit in dieser Ausdehnung in den Alpen fast ohnegleichen.« Stimmt!
Quer durch die Dolomiten
Die 100-Kehren-Reise startet im Eisacktal mit einer längeren Schluchtstrecke, der zwei Tunnels einiges von ihrem romantischen Flair genommen haben. Immerhin gibt’s noch einen kurzen Rückblick auf Schloss Karneid, das hoch über der Klammmündung auf einem schroffen Porphyrfelsen hockt. Hellgraues, nicht rotes Gestein kommt später ins Blickfeld: der Latemar. Oberhalb von Welschnofen folgt das obligate Fotoshooting am Karersee, beim ehemaligen Grand Hotel Karersee, das in Würde gealtert ist, wird der Blick auf die lang gestreckte Mauer des Rosengarten-Hauptkamms frei. Am Karerpass überquert man die Grenze zum Fassatal, das von berühmten Bergstöcken umrahmt wird: Rosengarten, Langkofel, Sella und Marmolada.
In Canazei beginnt das Kurvenkarussell hinauf zum Pordoijoch. Dabei rückt die gewaltige Felsmauer des Sellamassivs immer näher; direkt vom Pass zieht die Pordoi-Seilbahn hinauf zur Aussichtskanzel des Sas de Pordoi (2950 m).
Im Links-rechts-Takt geht’s hinunter nach Arabba. Hinter dem Weiler Andraz beginnt der Anstieg zum Passo Falzárego. Von der Scheitelhöhe kann man sich hinauf zum Kleinen Lagazuoi (2752 m) tragen lassen: noch ein tolles Panorama!
Bei der Fahrt hinunter nach Cortina d’Ampezzo ist die gewaltige Südwand der Tofana di Rozes ein absoluter Hingucker: wow! Die letzten Kilometer führen über ein paar Schleifen hinunter zum Boite und hinein nach Cortina d’Ampezzo. Da kann man die schöne Reise stilvoll mit einem Apéro am Corso Italia ausklingen lassen. Salute!
TOP ERLEBNISSE
KARERSEE
Das Motiv schmückte schon zahllose Kalender und findet sich in fast jedem Bildband über Südtirol und die Dolomiten: ein kleiner Bergsee, in dem sich die fahlweißen Felsen des Latemars spiegeln. Siehe auch Kapitel 82.
VAJOLETTAL
Eine der schönsten Dolomitenwanderungen führt ins Vajolettal, von der Bergstation der Rosengarten-Seilbahn via Gardecia zur Vajolethütte (2243 m). Von der Schutzhütte steigt man hinauf ins Gartl, wo sich ein fantastischer Blick auf die Vajolettüme bietet (3 Std. von der Seilbahn, markiert, Trittsicherheit notwendig).
PORDOIJOCH
Der Pass markiert den höchsten Punkt der Großen Dolomitenstraße (2239 m). Wer noch höher hinaus will, nimmt die Seilbahn und schwebt in wenigen Minuten hinauf zum Sas de Pordoi (2950 m). Einmaliges Panorama. www.fassa.com
BINDELWEG
Wer am Pordoijoch die Wanderschuhe schnürt, hat in der Regel den Bindelweg im Visier. Die wenig anstrengende Höhenwanderung glänzt mit dem schönsten Marmolada-Blick überhaupt. Im Rifugio Vièl dal Pan gibt’s dazu eine feine Brotzeit; legendär ist »Großmutters Omelette«. Unbedingt probieren!
KLEINER LAGAZUOI
Auch der Passo Falzàrego (2105 m) hat seine Seilbahn. Die Fahrt auf den Kleinen Lagazuoi (2778 m) lässt sich gut mit einer Besichtigung der alten Kriegssteige und Tunnels an der Südflanke des Bergstocks verbinden (Galleria Lagazuoi, Cengia Martini).