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ZWISCHEN TRADITION UND MODERNE – DAS SCHNALSTAL IM VINSCHGAU

Der Mann im Eis


Das Schnalstal, das längste Seitental des Vinschgaus, ist das Tal des »Ötzi« und das der Schafe, die alljährlich über hohe Pässe auf die Weiden in Nordtirol ziehen. Hier gibt es ein altes Kloster, das heute ein Dorf ist, und über der Mündung thront: Schloss Juval, Museum und zeitweise Wohnsitz von Reinhold Messner.


Bauen einst und jetzt: die uralten Bauernhöfe und der Vernagt-Stausee.

Ob Schafe Frühaufsteher sind? An einem Tag im Juni jedenfalls schon. Für mehr als tausend Schafe geht es über den Berg, über die hohen Pässe hinten im Schnalstal, das Hoch- und das Niederjoch (3016 m), zu den Weidegründen im Nordtiroler Ötztal. Ein beschwerlicher Weg, da und dort liegt noch der Schnee vom vergangenen Winter, der Pfad ist oft schmal und steil. Mitten in der Nacht startet der Treck in Vernagt und Kurzras. Kürzer ist der Weg von Kurzras aus; mehr als 1300 Höhenmeter liegen zwischen Vernagt und dem Niederjoch (das kurioserweise höher ist als das Hochjoch). Es ist ein langer Geisterzug, der da in dunkler Nacht unterwegs ist, zitternde Lichtkegel, vielstimmiges Blöken, dazwischen menschliche Stimmen. Immer wieder verdecken Wolken die Mondsichel, es ist empfindlich kühl, doch das macht den Tieren nichts aus. Im Dämmerlicht, eine gute Stunde später, wird der lange Zug allmählich sichtbar: farbig markierte Schafe auf ihrem Weg zum Tisenberg, von ein paar Dutzend Treibern und vielen Hunden geführt. Transhumanz nennt sich diese archaisch uralte Form der Weidewirtschaft mit wechselnden Standorten, die ihre Ursprünge in den Westalpen hat und mittlerweile weitgehend verschwunden ist. Im Schnals- bzw. Ötztal gibt es sie seit mindestens 6000 Jahren, wissenschaftlich nachgewiesen.


Denkmal für den Schnalser Tourismuspionier Leo Gurschler.

Ötzi und der »König des Schnalstals«

Vor fast so langer Zeit war ein Mann hier unterwegs, und auch er wollte über den Alpenhauptkamm: Ötzi. 5300 Jahre ist es her, dass er am Tisenjoch (3206 m) starb, heute liegt seine Mumie im Museum in Bozen, und Zigtausende wollen jedes Jahr den »Mann im Eis« sehen. Auch im Schnalstal kann man auf seinen Spuren wandeln, und dazu muss man nicht einmal den fünfstündigen Anstieg zur Fundstelle unternehmen. Im ArcheoParc beim Dorf Unser Frau (1527 m) können Besucher Ötzis Lebensraum, seine Welt entdecken, beim Gang durch das Museumsgebäude und bei einem Abstecher ins Freigelände mit seinen drei (rekonstruierten) steinzeitlichen Hütten. Hier darf der Homo sapiens des frühen 21. Jahrhunderts sogar eine echte Zeitreise unternehmen und nach Art seiner Vorvorfahren Brot backen, Bogen schießen und töpfern.

Einst Kloster, heute Dorf

Ein Stück weiter talabwärts liegt auf einer kleinen Anhöhe gegenüber der Mündung des Pfossentals das Dorf Karthaus (1327 m), ein malerisches Ensemble, das als Ganzes unter Denkmalschutz steht. Der Name ist kein Zufall, geht die Siedlung doch auf ein 1326 gegründetes Kartäuserkloster zurück. Nach dessen Auflösung im Jahr 1782 entwickelte sich in den und um die verlassenen Bauten herum ein kleines Dorf, das 1924 durch einen Brand weitgehend zerstört wurde. Erhalten (und sorgfältig restauriert) blieben das Priorhaus, einige Mauern und der Südflügel des großen Kreuzgangs. Der Rundgang durch das historische Ensemble führt an dem kleinen Gewürzgarten des ehemaligen Klosters vorbei. Ein paar dieser feinen Kräuter findet man auch in der Küche des Hotels »Zur Goldenen Rose« wieder. Das Haus steht ebenfalls auf den Fundamenten des Klosters, und im uralten Weinkeller lagern einige ganz feine Tropfen.

Der Schnalser Waal und Schloss Juval

Ein Stück unterhalb von Karthaus, bei Altratheis, wird der Schnalser Waal gefasst, einer der längsten in Südtirol. Er stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert und leitet das Wasser des Schnalser Bachs elf Kilometer weit auf die Felder oberhalb von Tschars. Der Waal ist noch heute in Betrieb – und ein beliebter Wanderweg. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der Wasserweg im Mündungsbereich ganz in der Nähe von Schloss Juval vorbeiläuft.

TOP ERLEBNISSE

MMM JUVAL

Schloss Juval ist nicht nur Wohnsitz des berühmten Südtiroler Bergsteigers und Alpinphilosophen Reinhold Messner, sondern auch Teil seines Mountain Museums (MMM). Die im Kern aus dem 13. Jahrhundert stammende Burg thront auf einem Felssporn über dem Eingang ins Schnalstal. Nur ein paar Schritte sind es vom Schloss zum Schlosswirt, einer beliebten Einkehr.

www.messner-mountainmuseum.it, www.schlosswirtjuval.it

EISHOF

Bis 1987 war der um 1290 erstmals urkundlich erwähnte Eishof im innersten Pfossental die höchstgelegene Dauersiedlung der Ostalpen: Er steht auf 2071 Meter. Heute ist die Sommerwirtschaft ein beliebtes, familientaugliches Wanderziel (2 Std. von Vorderkaser).

www.eishof.com

GRAWAND

Wer ganz hoch hinaus will, nimmt die Seilbahn in Kurzras, am Ende der Talstraße. In sechs Minuten schwebt man hinauf zur Bergstation (3212 m) am Alpenhauptkamm. Und da wird sich bei gutem Wetter niemand den kurzen Aufstieg zum Gipfel der Grawand (3251 m) mit der Aussichtsplattform Iceman Ötzi Peak entgehen lassen. Grandioses Panorama der Ötztaler Alpen mit Fernblicken bis in die Dolomiten.

www.schnalstal.com


Das erste Messner Moutain Museum: Schloss Juval.

Das Reisebuch Italien

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