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1.2Bevölkerungs- und Wirtschaftsstruktur

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Die Bevölkerung des Generalgouvernements war überwiegend polnisch, gefolgt von Juden, Ukrainern und kleineren Ethnien. Zu ihnen zählten die Nachkommen ehemaliger deutscher Siedler im Osten, sog. Volksdeutscher, denen das besondere Interesse des SS-Apparats galt. Auf einer Fläche, die etwa doppelt so groß war wie der heutige Freistaat Bayern (142 000 km2), wohnten nach dem Stand von 1941 – einschließlich Distrikt Galizien – rund 12 Millionen Einwohner.7

Für die Zeit vor dem deutschen Angriff wird von rund 2 Millionen Glaubensjuden ausgegangen, die überwiegend in den Städten lebten.8 Sie waren im kleinen und mittleren Handwerk, im Handel und, vorrangig in den größeren Städten, in den freien Berufen überrepräsentiert.9 Warschau hatte vor dem Krieg mit etwa 380 000 Personen die größte jüdische Gemeinde. In der Hauptstadt des vormals österreichischen Galizien, Lemberg, wohnten rund 100 000 Juden, in Krakau rund 70 000, in Lublin rund 40 000.10 Auf dem flachen Land des überwiegend agrarischen Polen gab es vielfach Orte mit einem hohen jüdischen Bevölkerungsanteil, die sprichwörtlichen »Shtetl«, in denen das traditionelle Judentum eine Welt für sich bildete.11 Das Einkommensniveau der jüdischen Minderheit Polens, die noch unter den Folgen der Weltwirtschaftskrise litt, war nicht hoch, mit fallender Tendenz von West nach Ost. In den ländlichen Kleinstädten lebten viele Juden am Existenzminimum.12

Die operative Politik Deutschlands gegen die Juden wurde durch die Besetzung Polens mit einem Problem konfrontiert, über das sich zuvor offenbar niemand Gedanken gemacht hatte: Im Reich wurden die rund 200 000 jüdischen Staatsangehörigen ausgeplündert und zur Emigration gezwungen. Diese Politik ließ sich gegen eine zehnmal so große Bevölkerungsgruppe, zumal unter Kriegsbedingungen, nicht durchführen.13 Terror und Gewalt waren temporäre Maßnahmen, aber aus Sicht der NS-Führung keine brauchbaren Lösungen der selbst definierten »Judenfrage«.

Erst am 21. September 1939 erließ Reinhard Heydrich, der Chef der Sicherheitspolizei und des SD, genauere Weisungen für die antisemitische Politik in Polen. Heydrich stand seit kurzem einer neuen Polizeibehörde vor: dem Reichssicherheitshauptamt (RSHA), das die Sicherheitspolizei (Gestapo und Kriminalpolizei) und den Sicherheitsdienst der SS (SD) unter einem Dach zusammenfasste.14 Auf gleicher Hierarchieebene lag das Hauptamt Ordnungspolizei unter seinem Chef Kurt Daluege, der über die Polizei im Einzeldienst sowie die militärisch organisierte Truppenpolizei gebot.15 Beide Hauptämter – es gab noch weitere – unterstanden gemeinsam Himmler als Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei.

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