Читать книгу Evolution Bundle - Thomas Thiemeyer - Страница 34

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Lucie und Connie hatten beschlossen, das Untergeschoss des Bahnhofs zu erkunden, und waren dabei auf einen großen Supermarkt gestoßen. Die meisten Dinge, die es dort zu kaufen gab, waren so verrottet, dass sie sie nicht mal mit Fingerspitzen anzufassen wagten, aber das eine oder andere war tatsächlich noch in Ordnung. Wie zum Beispiel die Kartoffelchips. Es waren genug Tüten da, um sie für die nächsten Tage über Wasser zu halten.

»Irgendwie unheimlich hier unten, findest du nicht?«, sagte Lucie. Durch die großen Fenster der Bahnhofshalle drang wenigstens Licht, aber im Untergeschoss war es stockdunkel. Darüber hinaus wirkte der Boden unter ihren Füßen äußerst instabil. Er war an manchen Stellen aufgewölbt und fühlte sich irgendwie wabbelig an. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätten sie ihren Rundgang schon längst wieder beendet.

»Mach dir einfach ein paar schöne Gedanken«, lachte Connie. »Dann vergisst du irgendwann, wo du eigentlich bist.«

Wenn das so einfach wäre, dachte Lucie. Sie stopfte sich noch eine Handvoll Chips in den Mund und beeilte sich, Connie zu folgen. Im Schein der Taschenlampe tanzten Hunderte von Staubpartikeln.

»Apropos schöne Gedanken. Läuft da eigentlich etwas zwischen dir und Jem?«, fragte Connie völlig unvermittelt.

Lucie bekam sofort heiße Ohren. »Wie … laufen?«

»Na ja, seid ihr verliebt oder so?«

Sie sagte das betont beiläufig. Lucie ahnte, dass Connie dieses Gespräch nur führte, um sie abzulenken. Um ihr die Angst zu nehmen. Trotzdem wusste sie nicht, was sie antworten sollte. War sie in Jem verliebt? Sie war sehr gern in seiner Nähe, das schon. Aber er schien auch kein ganz einfacher Typ zu sein.

Connie schien ihre Verlegenheit zu spüren. »Ach, das geht mich ja eigentlich auch gar nichts an. Mir ist nur aufgefallen, dass ihr viel Zeit miteinander verbringt und dass er dich auf so eine bestimmte Art ansieht …«

»Findest du?« Sie spürte, wie sich ihr Herzschlag ein wenig beschleunigte.

»Also, wenn du mich fragst, ist der Junge bis über beide Ohren in dich verknallt.« Sie zögerte kurz. »Und wenn ich mir dich so anschaue, dann würde ich sagen …«

Ihre Stimme wurde abgeschnitten.

Ein hässliches Knirschen ertönte. Risse liefen über den Boden, Holzplatten wölbten sich auf und brachen. Staub wirbelte auf. Wo eben noch halbwegs solider Boden gewesen war, klaffte auf einmal eine Öffnung, die wie das gezackte Maul eines Haifischs aussah.

Connie hatte es gerade noch geschafft, zur Seite zu springen, doch der Boden unter ihren Füßen knackte erneut. »Was zum Teufel …?«, rief sie, als die nächsten Holzplatten auseinanderbrachen. Connie sackte schlagartig nach unten und konnte sich gerade noch so mit den Händen am Rand des Loches festklammern.

»Hilfe«, schrie sie. »Ich stürze ab!«

Ihre Hände tasteten panisch umher, doch das Material war so brüchig, dass es unter ihren Händen einfach zerbröselte.

Lucie stand da wie gelähmt. Was sollte sie tun? Sie machte einen Schritt nach vorne, wurde aber sofort von einem furchterregenden Knirschen am Weitergehen gehindert.

Dann ertönte ein schriller Schrei.

Connie war verschwunden.

Lucie vernahm einen dumpfen Schlag und das Herabprasseln von Steinen und Holz. Es war das furchtbarste Geräusch, was sie jemals gehört hatte.

Dann wurde es still. Staub tanzte wie Schneeflocken um Lucies Lampe, hüllte alles ein und sank langsam nieder.

Lucies Herz schlug bis zum Hals. Sie bekam keine Luft. Es schnürte ihr die Kehle zu. War das der Staub oder die Panik? Sie versuchte, sich zu beruhigen, doch das war leichter gesagt als getan.

Warum hatte sie Connie nicht geholfen? Tränen stiegen ihr in die Augen.

Das dunkle Loch gähnte sie an, verspottete sie mit hämischem Grinsen.

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