Читать книгу Nassbert, der Wannenwichtel - Thorsten Meier - Страница 10
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Entdeckungsreise im Badewannenmeer
Warmes Wasser strömt über meinen ganzen Körper, der Schaum steht schon über dem Rand. Ich muss lachen, denn im Spiegel kann ich erkennen, dass ich einen Schaumbart habe. Ich will ihn abwischen, es gelingt mir aber nicht, also tauche ich unter.
Dann, als ich ein zweites Mal untertauche, mache ich ein Experiment, ich will wissen, ob man unter Wasser sieht, wenn man die Augen öffnet, und tatsächlich – es funktioniert.
Plötzlich schwimmt ein Delfin an mir vorbei, ich traue meinen Augen kaum, doch dann sehe ich auch schon Korallen und andere bunte Fische. Ich hoffe ganz fest, dass kein Hai an mir vorbeischwimmt, und tatsächlich geschieht es nicht. Der Delfin kommt immer näher, er nimmt mich mit und es ist mir etwas unheimlich, denn wir sind schon ganz schön tief unten und es wird immer dunkler. Dann sehe ich auf einmal ein helles Licht und gleich darauf erkenne ich auch das Schloss, das in einem Goldton glitzert.
Als wir näher zum Schloss kommen, glaube ich nicht, was ich sehe: Da stehen doch tatsächlich Meerjungfrauen vor mir. Ich muss lachen und bemerke erst jetzt, dass ich unter Wasser atmen kann. Einerseits verwirrt mich das, andererseits bin ich froh, nicht zu ertrinken.
Als ich mich umdrehe, schwimmt der Delfin auch schon davon. Die Meerjungfrauen nehmen mich herzlich auf und laden mich zu Korallenkeksen und Salzwassertee ins Schloss ein, na wenn das nicht vielversprechend klingt.
Nur sitze ich also da auf dem Algenblattstuhl und weiß noch immer nicht wirklich, mit der Situation umzugehen. Ich versuche, einen Schluck zu trinken, und es funktioniert. Doch bei den Keksen ist es schon komplizierter, mit jedem Bissen habe ich auch einen Schluck Meerwasser im Mund. Irgendwann gebe ich auf.
Tessa, einer der Meerjungfrauen fragt mich, ob ich Lust habe, mit ihr shoppen zu gehen, und ich muss schon wieder lachen, da ich nicht wirklich glaube, dass es hier was zum Anziehen gibt in den Tiefen des Meeres. Doch neugierig wie ich bin, nicke ich und geh mit. Draußen wartet auch schon wieder Filippo, der Delfin, der mir wahrscheinlich helfen will, im Meer voranzukommen, denn ohne Flosse ist es nicht so einfach, sich so tief unten voran zubewegen. Ich halte mich an seiner Rückenflosse fest und los geht die Fahrt.
Als wir endlich ankommen, glänzen mir die schönen Outfits schon entgegen. Es sind keine gewöhnlichen Sachen, es sind Meerjungfrau-Flossen und Schuppenbikinis in allen Farben und Formen. Tessa sucht ungefähr 10.000 verschiedene Sachen für mich aus, nach Stunden bin ich endlich fertig und habe den ganzen Laden einmal anprobiert. Ich entscheide mich dann aber, die violette Flosse und den violetten Schuppenbikini zu nehmen, den ich übrigens schon ganz am Anfang anprobiert hatte.
Tessa ist so fasziniert, dass ich alles gleich anlassen muss, und sie ist überzeugt, dass ich Filippo jetzt nicht mehr brauche, da ich mit meinem Fischschwanz selbst schwimmen kann. Aber schon bei meinem ersten Versuch, mich fortzubewegen, klappt es nicht ganz so, wie ich gedacht habe, und Filippo wäre vielleicht doch ganz hilfreich. Doch zu spät, er ist schon wieder weg, also muss ich sehen, dass ich selbst klarkomme. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten gelingt es mir dann aber doch, durch die Meere zu gleiten, wie es auch Tessa macht.
Wieder im Schloss angekommen sehen mich alle mit großen Augen an. Ich bekomme eine Kette geschenkt, der Anhänger zeigt eine kleine Meerjungfrau mit einem violetten Stein. Ich weiß nicht, warum er violett ist und woher die anderen gewusst haben, welche Flosse ich mir aussuche, aber ich bin mir sicher, der Stein soll zu meinem neuen Outfit passen. Und dann passiert plötzlich das, wovor ich die ganze Zeit am meisten Angst hatte – ein Hai taucht vor meinen Augen auf.
Ich bin ziemlich froh, als ich dann im Badezimmer die Augen öffne und alles nur ein Traum war. Doch als ich zu meinen Beinen hinabsehe, erblickte ich nur eine lila Flosse und auch die Halskette ist noch immer da. Was ist bloß los? War es doch nicht nur ein Traum? Ich versuche mühevoll, aus der Badewanne zu kommen, und irgendwie gelingt mir das dann auch. Ich versuche, mich sitzend am Boden abzutrocknen und plötzlich, als ich trocken bin, verschwindet auch meine Flosse. Ehrlich gesagt bin ich froh, wieder Füße zu haben, und stehe auf. Im Spiegel erkenne ich dann, dass die Kette noch immer da ist.
Von diesem Tag an war ich im Wasser immer eine Meerjungfrau und konnte von diesem Schloss nicht nur träumen, sondern Tessa und meine anderen Freunde auch besuchen. Zu Hause war ich dann wieder die ganz normale Lea. Manchmal gehen Träume eben im wahrsten Sinne des Wortes in Erfüllung.
Laura Hinteregger aus St.Stefan in Österreich