Читать книгу Nassbert, der Wannenwichtel - Thorsten Meier - Страница 9
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Das sprechende Quietschentchen
Lotte hatte ein Problem. Sie saß in der warmen Badewanne und blickte traurig auf ihre gelben Schwimmenten, die fröhlich um sie herumschwammen. Lotte hatte immer gerne gebadet und sie liebte ihre gelben Enten über alles. Doch seit einer Woche war alles anders. Sie musste nämlich einen Schwimmkurs besuchen. Ihre Mutter hatte gesagt: „Du bist jetzt schon fast sieben Jahre alt und alle anderen Kinder können bereits schwimmen. Es wird Zeit, dass du es jetzt auch einmal lernst!“
Lotte waren Tränen in die Augen geschossen. „Aber wieso gerade jetzt? Kann ich nicht bis zum Sommer warten?“ Doch ihre Mutter hatte darauf bestanden, den Kurs sofort anzufangen, weil sie endlich einen Platz bekommen hatten. Und im Sommer hätte Lotte sicher wieder eine andere Ausrede gehabt.
Die erste Schwimmstunde war schrecklich gewesen. Der Bademeister hatte sie dauernd mit Wasser bespritzt und dann musste sie auch noch vom Beckenrand ins Wasser springen! Dabei schluckte sie viel Wasser und das schmeckte gar nicht! In der nächsten Stunde sollte sie sogar tauchen und deshalb sollte sie in der Badewanne schon einmal üben. Allein die Vorstellung von Wasser in Nase, Augen und Ohren war entsetzlich! Was sollte sie nur tun? Die Mutter saß neben der Badewanne auf einem Hocker und redete unermüdlich auf Lotte ein. „Jetzt tauch endlich dein Gesicht unter Wasser, es wird ganz sicher nichts passieren! Ich bin doch hier!“
Lotte schüttelte den Kopf. „... und wenn das Wasser in meine Nase läuft?“, fragte sie angstvoll.
Die Mutter war verzweifelt. Wieso hatte Lotte so große Probleme mit dem Tauchen? Bei ihrem großem Bruder war das damals ganz anders gewesen ... Die Mutter seufzte. Plötzlich klingelte das Telefon. „Ich bin gleich wieder da, dann tauchen wir!“, erklärte die Mutter und lief eilig in den Flur, um den Hörer abzunehmen.
Lotte starrte auf die gelben Enten. Da hatte sie plötzlich eine Idee.
„Ich steige schnell aus der Wanne aus und ziehe mich an. Dann wird Mama es für heute aufgeben!“, dachte sie bei sich. Sie war gerade aufgestanden, da hörte sie plötzlich eine Stimme.
„Bleib hier!“
Lotte fuhr zusammen. Wer hatte da gesprochen? Die Stimme kam irgendwie aus der Wanne ...
„Bleib hier, wir üben jetzt das Tauchen!“, fuhr die Stimme freundlich aber bestimmend fort. Die Stimme klang lustig, irgendwie wie Micky Maus.
„Wer hat gesprochen?“, fragte Lotte aufgeregt.
„Ich, deine Badeente!“, antwortete eine der gelben Enten. Lotte Herz schlug schneller. Sie setzte sich augenblicklich wieder in die Wanne und blickte die Ente an. Die schien ihr zuzulächeln und tauchte plötzlich den Kopf unter Wasser. Dann tauchte sie wieder auf und sah Lotte an. „Siehst du, so einfach ist das!“
„Wieso kannst du sprechen?“, wunderte sich Lotte. „Ist das ein Trick? Hast du eine Batterie?“
„Das spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass du jetzt deinen Kopf unter Wasser hältst! Es ist ganz einfach!“, fuhr die Ente fort. Sie redete, ohne den Plastikschnabel zu öffnen. Lotte konnte aber jedes Wort verstehen. Und schon machte die Ente alles noch einmal vor.
Lotte überlegte. „Was die Ente kann, kann ich auch!“, dachte sie und dann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen. Sie zählte leise bis drei, kniff die Augen zusammen und tauchte unter. Überglücklich, ihre Angst überwunden zu haben, tauchte sie wieder auf und blickte die Ente strahlend an.
In diesem Augenblick kam die Mutter zurück und sah, dass Lotte ganz nasse Haare hatte. „Du hast es geschafft!“, rief sie fröhlich aus und klatschte in die Hände.
Lotte tauchte gleich noch einmal und dann noch einmal. Es machte ihr richtig Spaß.
„Lotte, ich bin so stolz auf dich, wie hast du das nur geschafft?“, fragte die Mutter aufgeregt.
„Mama, du wirst es kaum glauben, aber eine von den Enten hat mit mir gesprochen und mich zum Tauchen überredet!“, erzählte Lotte begeistert.
Lottes Mutter lächelte. Die Fantasie dieses Kindes war immer wieder unglaublich!
„Die Ente hat mit mir gesprochen, genau wie damals der Teddybär, der mir gesagt hat, dass ich zum Kinderarzt gehen muss und mich nicht immer verstecken darf!“, fuhr Lotte fort und dachte an das Erlebnis vor zwei Jahren, als der große Plüschbär plötzlich angefangen hatte zu sprechen.
„Oder weißt du noch, als der Brillenschlumpf dir gesagt hat, dass du mehr Gemüse essen musst?“, erinnerte sie die Mutter. Lotte nickte glücklich. „Und dann hat dir doch auch die Reiterbarbie einmal erklärt, dass kein Monster unter deinem Bett ist!“, erinnerte sich die Mutter lächelnd.
„Das war nicht die Reiterbarbie, das war das Pferd!“, berichtigte Lotte ihre Mutter mit wichtiger Miene und tauchte wieder unter. Als sie nach einer Stunde stolz aus der Wanne stieg, hatte sie das Gefühl, dass die Ente ihr vertrauensvoll zugezwinkert hatte. Dann lief sie in ihr Kinderzimmer, um sich den Schlafanzug anzuziehen.
Lottes fünfzehnjähriger Bruder krabbelte erlöst aus dem Badezimmerschrank, in den er sich mit seiner Fernbedienung und dem kleinen Mikrofon hineingezwängt hatte. Stundenlang hatte er am Tag zuvor an dieser kleinen Hightechente gebastelt. Er streckte sich und murmelte: „Was tut man nicht alles für seine kleine Schwester!“
Dörte Müller wurde 1967 geboren und lebt mit ihrer Familie in den Niederlanden. Sie unterrichtet Deutsch, Englisch und Kunst und hat bereits zwei Kinderbücher und ein Jugendbuch veröffentlicht.