Читать книгу Nassbert, der Wannenwichtel - Thorsten Meier - Страница 11

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Ich bin ein Troll

Heute schreibe ich endlich mal auf, was mich sehr bewegt. Ihr wisst schon: seltsame Sachen, vielleicht die eine oder andere Sorge.

Das Aufschreiben klappt fast immer. Ich denke, heute auch! Meine Freunde beneiden mich darum, vermute ich. Sie können aber anderes besser als ich! Jedenfalls muss ich mir manchmal echt viele Gedanken machen und sie dann aufschreiben. Heute ist eben so ein wichtiger Tag. Es kommen mir viele gute Gedanken, über die ich mich freue! Die können immer wieder kommen.

Weiter geht’s. Ich sitze hier, weiß nicht genau wo. Aber es geht mir prima. Irgendwie fühlt es sich nass an, wo ich sitze. So ein bisschen heiß ist es! Das macht mir aber nichts aus. Viele sitzen ja, wie ich gehört habe, manchmal in solchen komischen Dingern. Was ist denn das hier?

Schon seit vielen, vielen Jahren soll das so sein! Es ist unglaublich. Aber wo ich genau sitze, das weiß ich eben wirklich nicht – noch nicht! Ich muss es herauskriegen. So schnell wie möglich. Nein, eigentlich nicht so schnell wie möglich, denn eine Menge Zeit habe ich! Aber die Zeit vergeht ziemlich schnell.

Ihr müsst wissen, dass ich kein Mensch bin, sondern ein Troll! Das ist die Wahrheit. Ich kann nichts dafür. Auf der Erde bin ich zuhause, obwohl ich so ein kleiner Mann bin. Seit einigen Jahrzehnten habe ich auf der Erde meinen Aufenthalt. Den hat mir mein Großer König erlaubt. Das finde ich heute noch ganz toll! Er erlaubt das nicht jedem Troll. Ich freue mich, dass es meinen König gibt! Er soll hochleben!

So ein Troll – klein, rot, sehr schnell und ebenso gelenkig – bin ich von Geburt an! Keine Fee oder Hexe hat mich verzaubert. Ich bin einfach so ein urkomischer, quirliger kleiner Bursche! Und auch super klug! Ich habe ein paar Schulen besucht. Auf meinem Heimatplaneten Exxus. Ihr müsst auch wissen, Trolle gibt es viele auf der Erde, aber einen wie mich nur ein einziges Mal! Das steht jedenfalls fest. Ich bin ein besonderer Troll, weil ich angefangen habe, die Menschen auf der Erde zu mögen. Ganz ehrlich! Alle meine anderen Trolle haben darüber gestaunt. Ich will immer alles von den Menschen lernen.

Und der Große König vom Troll-Planeten Exxus meinte kürzlich per Strahlen-Post zu mir, dass ich noch viele Jahre auf der Erde bleiben müsse, was mich gefreut hat. Ja, ich habe sogar gejubelt! Glaubt mir, Leute!

Wir Trolle werden auf Exxus geboren, können dort bleiben. Der eine oder andere von uns will jedoch mal auf einen anderen Planeten, zum Beispiel die Erde. Hier können wir, was ich eben sehr wichtig finde, von den Menschen lernen. Die haben nämlich viel gearbeitet, viel aufgebaut. Ich finde sie ziemlich toll, ich Troll!

Hier sitze ich momentan ganz ruhig, natürlich halte ich meinen Stift ... Wie wohl ich mich dabei fühle! Noch viel länger möchte ich in diesem länglichen Ding bleiben! Ich schreibe so gern, in dem länglichen Ding macht es mehr noch mehr Spaß als sonst.

Aber ich habe in den letzten Minuten ein paar Mal geglaubt, dass ich spinne. Draußen vor dem Fenster – ich kann gerade so rausschauen – laufen irgendwelche Menschen herum. Keine Ahnung, warum sie das tun. Übrigens befinden sich draußen auch Häuser – ich habe gehört, dass diese Menschen die Dinger so nennen! Ich kann’s kaum fassen. Laufen, laufen ... laufen!? Was soll das blöde Laufen?

„Bleibt doch mal stehen, guckt euch in Ruhe um, Menschen!“, habe ich vorhin nach draußen gerufen. Ob mich einer gehört hat? Ich weiß es nicht. Keiner hat auf mich reagiert.

Manches bei den Menschen verstehe ich einfach nicht, obwohl ich so klug bin. Es kann mir auch keiner helfen, sie besser zu verstehen. Ich kenne nämlich keinen einzigen Menschen persönlich. Schade. Vermutlich brauche ich viel mehr Zeit und noch viele Gelegenheiten, um welche kennenzulernen.

Vor ein paar Augenblicken hat wieder jemand für mich Wasser in das längliche Ding eingelassen, in dem ich sitze. Ich habe nicht gesehen, wer es gewesen ist. Es ist jetzt ganz heiß. Vielleicht hat mir Troll Sebastian, der mein bester Freund von den Trollen auf der Erde ist, was Gutes tun wollen. Den kenne ich schon ewig lang. „He Sebbi!“, habe ich gerufen. Ich kann das jetzt noch hören.

Es ist mir gerade eingefallen, wie das längliche Ding heißt, in dem ich immer noch sitze: Badewanne. Das klingt interessant. Es ist eine tolle Erfindung der Menschen oder etwa der Trolle? Derartiges können eigentlich nur die Trolle erfinden, glaube ich!

Wozu ist die Badewanne da? Zum darin Sitzen oder Liegen. Das ist klar. Weil es so schön ist, darin zu sitzen – oder zu liegen! Und sonst? Ich glaube, es geht auch darum, dass Menschen sich gerne sauber machen. Wer in der Badewanne sitzt oder liegt, der wäscht sich einfach mit einem Lappen den Körper sauber.

Menschen haben Körper, Menschen sind auch schmutzig! Deshalb brauchen sie Wasser, um sich sauber zu machen! In einer Badewanne zu sein, ist deshalb wichtig, wichtiger als vieles andere!

Ich sitze hier brav und schreibe diese Sätze, mache mich aber nicht sauber. Dazu habe ich einfach keine Lust. Ich bin ja auch kein Mensch. Gleich ... lasse ich mein Notizbuch ins Wasser fallen ...

„Wasser, ja Wasser heißt das!“

„Welches Wasser, Berti-Jon?“, kriege ich Antwort von vor der Tür, wo Troll Sebastian steht. Seine Stimme habe ich genau erkannt. Vielleicht will er mich nerven.

Meinen Stift habe ich wieder in der Hand und ich schreibe einfach weiter, höre dann: „Waaassser!!!“

Das hat nämlich wieder dieser Troll Sebastian gerufen, heute meine Nervensäge.

Kay Ganahl ist Diplom-Sozialwissenschaftler und vielseitig schriftstellerisch tätig. Häufig sind es Probleme der Alltagswelt, mit denen er sich auseinandersetzt, zum Beispiel mit der Macht über Menschen. Er ist Vorstandsmitglied und Kommunikationsbeauftragter im FDA-NRW.

Nassbert, der Wannenwichtel

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