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Das Komplott

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Würdet ihr von mir verlangen, ein wenig historische Ordnung in meinen Bericht zu bringen, dann hätte ich schon längst den Umstand erwähnen müssen, dass es der Schriftsteller Knirzbein war, der die Fronten in Goldenberg eigentlich erst richtig auseinanderriss und sie so für alle sichtbar machte, denn üblicherweise wird hier ja jedes Problem hinter verschlossenen Türen ausgemunkelt und abgetuschelt – ein Außenstehender könnte der Meinung sein, dass Streit und Zwist der Parteien in Goldenberg überhaupt unbekannt sind, aber dieser Eindruck ergibt sich nur, weil man die Bürger im allgemeinen immer vor vollendete Tatsachen stellt. Bremme hatte dem Herrn von Kneek bereits einen Wink erteilt – in aller Freundschaft natürlich, wie er es mit scheinheiliger Jovialität formulierte, aber keinesfalls ohne drohenden Unterton: Er täte gut daran, seinen Park zu verkaufen, andernfalls würde man die Subventionen für die Erhaltung des Schlosses streichen - dann sollte der Herr Baron selber sehen, wo er mit seinen zwei Töchtern unterkommt!

Unterdes war die Zigarre, ich meine, der alte Tautzig, nicht untätig geblieben; als Direktor der Goldenberger Zigarrenfabrik, des einzigen florierenden Unternehmens der Stadt, verfügte er allein über die nötigen Mittel, um das Grundstück vor dem Schloss zu erwerben. Für einen mit allen Wassern gewaschenen Kaufmann seines Schlags verstand es sich natürlich von selbst, dass sich das eingesetzte Geld gehörig vermehren müsse – von den Bäumen, dem Teich und den Blumen im Park konnte man das jedenfalls nicht erwarten. Die standen da nur so untätig herum und waren deshalb ein zinsloses Übel. Nur eine einzige Lösung kam daher für Tautzig in Frage: Der ganze Park muss verschwinden, und ein großes Kaufhaus mit einem nicht weniger flächendeckenden Abstellplatz für die Autos der Kunden war auf dem so gewonnenen Areal zu errichten. Es sollte – das war von vornherein die feste Absicht des Zigarrenmoguls - größer sein als das Schloss, und zwar aus dem einleuchtenden Grund, weil der Fortschritt eben immer größer sein muss als alles, was er siegreich verdrängt. Dafür würde er, Tautzig, zur Not tief in die Tasche greifen. Ein Monument des modernen, von der Nachwelt bewunderten Goldenberg würde so im Zentrum der Stadt entstehen und zur gleichen Zeit ein pädagogischer Meilenstein, von dem sich Tautzig eine mächtige Wirkung auf die Bürger der Stadt versprach, denn diese waren in seinen Augen immer noch allzu verträumt, allzu sehr in ihrer Rückständigkeit befangen. Man brauchte ja nur an Dönnewat, den spintisierenden Poeten zu denken!

Die Leiden des Schwarzen Peters

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