Читать книгу Die Biologie der Hunde - Tim Lewis - Страница 10

Wie Eierstöcke und Hoden zusammenkommen

Оглавление

Zurück zu den Eierstöcken und Hoden. Naja, nicht, dass wir diese wirklich verlassen hätten. Ein Huhn ist bloß eine Möglichkeit dafür, wie ein Ei ein anderes Ei produzieren kann. Ein Hund ist bloß das Mittel, Hoden und Eierstöcke zusammenzubringen, um dadurch eine weitere Kombination aus Hoden und Eierstöcken mittels Transport von Hund zu Hund zu schaffen. Das ist also alles, was wir brauchen: Eierstöcke und Hoden. Warum hat die Natur das denn dann nicht in einem einzigen Individuum vereint, und alles wäre erledigt? Damit ließe sich doch bestimmt jede Menge Theater und Tamtam von vornherein vermeiden. Einige Spezies tun es ja auch genau so. Um es kurz zu machen, die Antwort auf diese Frage ist: Inzucht!

Langfristig ergibt sich daraus bloß schlechtes Material. Und ich meine jetzt so richtig langfristig, sowas wie Hunderte von Generationen. Das gilt es unter allen Umständen zu vermeiden. Jedoch ist Inzucht genau die erste Wahl, wie wir eine Spezies domestizieren können, um etwa rückläufige Eigenschaften wie die Milchproduktion bei Kühen hervorzubringen oder die Fähigkeit bei einem domestizierten Hund, eine Schafherde umherzutreiben. Oftmals tun wir kurzfristig gesehen interessante Dinge, die sich auf lange Sicht als wenig weise herausstellen. Inzucht, die zur Domestikation führt, stellt für den Menschen ein nützliches Instrument dar, um Spezies unseren Zielen entsprechend zu manipulieren. Dadurch werden sie nicht gerade geeigneter fürs Überleben in der Wildnis, weshalb die Natur das vermeidet. Diese Hoden müssen also irgendwo anders hin, weg von allen eng verwandten Eierstöcken, um eine Inzucht herum. Da wir schon gerade dabei sind – die Hoden werden außerhalb in einer Tasche aufgehängt, weil das Innere des Hundes schlicht zu warm ist für eine optimale Entwicklung der Spermien.

Ein Hoden, der auf der Jagd nach einem Eierstock durch die Wälder oder Städte rennt, ist also alles, was man braucht. Wenn man einmal davon absieht, dass Hoden gar nicht rennen können. Vielleicht könnten sie ein wenig rollen, wenn man sie mit einem Stock anschubsen würde. Aber es bedarf eines Transportsystems, um sie zu bewegen. Bewegung verbraucht Energie, also muss das Transportsystem für Nahrung sorgen sowie diese ein wenig aufbereiten. Nun nehmen wir Mund und Zähne hinzu sowie das Verdauungssystem und dann noch die gesamte Nahrungsmittelindustrie, auch die Debatte über das Mahlen oder Unverarbeitet-Belassen und die über das Aufsammeln der Hundehaufen. Zähne, Haare und Krallen dienen dazu, das Gesamtpaket am Leben zu erhalten, während die Hoden auf der Suche nach diesen Eierstöcken sind. Dass Hoden und Eierstöcke sich einfach so über den Weg laufen, ist recht unwahrscheinlich – außer sie sind sprichwörtlich allüberall. Das ist eine gebräuchliche Sex-Strategie von Pflanzen. Man werfe alle Spermien hoch in die Luft – verursacht dabei bei einigen Leuten ganz nebenbei noch Heuschnupfen – und manche der Spermien landen auf genau auf sie wartenden Genitalien, genannt Blüten. Wenn man Bienen zum Transport verpflichtet, erreicht man eine höhere Genauigkeit. Fügt man ein System hinzu, das die Außenwelt fühlen kann und einen Prozessor zur Entscheidungsfindung für eine gute Partnerwahl – möglicherweise ist Ihnen dies als Nervensystem und Gehirn ein Begriff – so können sich diese Keimzellen endlich auf effiziente Art und Weise finden.

Um genauer zu sein, es geht gar nicht um Hoden und Eierstöcke, sondern darum, was diese herstellen. Sperma und Eier. Tatsächlich geht es nicht einmal darum. Es geht um die DNA, denn Sperma und Eier sind selbst lebende Zellen, die den Organen, aus denen sie hervorgegangen sind, lediglich genetisches Material liefern. Quasi FedEx für die DNA. Mehr dazu kommt später noch, ganz bestimmt. Ein Virus überspringt diese ganze Körpererfahrung, wickelt seine DNA (oder RNA) in eine Eiweißhülle und überlässt es einem fremden Körper, die Replikationsmaschinerie und das Verbreiten der DNA zu übernehmen. Jedes Mal, wenn ich eine Erkältung oder Grippe habe, werde ich daran erinnert.

Die Biologie der Hunde

Подняться наверх