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Vorwort von Sue Sternberg

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Egal, ob Sie ein Hundemensch sind oder nicht: Wenn Sie mit diesem Buch fertig sind, werden Sie nie mehr der- oder dieselbe sein. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden Sie nie wieder ein Hundespielzeug kaufen, ohne sich vorher Gedanken über dessen Farbe zu machen. Ebenso wenig werden Sie rote Autos auf der Autobahn so wie vorher betrachten. Wahrscheinlich werden Sie auch nie wieder einen Raum betreten, ohne sich dabei zu fragen, ob irgendwo versteckt vielleicht ein Elefant herumlungern könnte, den Sie nicht sehen können.

Seine Freunde nennen ihn „Tim-i-pedia“. Das mag im ersten Moment scherzhaft klingen, aber man versteht dann schnell, dass Tim tatsächlich so einer ist. Und er kann einem wirklich unglaublich nützlich sein. Während eines Urlaubs mit Verwandten im tiefsten Winter in Quebec City kam einmal die Frage auf, wie lange es wohl dauern würde, bis sich unsere Körper an die eisige Temperatur von etwa minus zwölf Grad Celsius akklimatisiert haben würden. „Lasst uns Tim anrufen!“ Auf diese Weise lernt man, was Mitochondrien sind („Das Kraftwerk unserer Zellen“, sagt Tim mit großer Ehrfurcht) und dass diese sich vermehren, um den Bedarf unseres Körpers nach mehr Wärme oder Energie zu decken. Und wie ATP-Moleküle („wie kleine, aufladbare Batterien“, erklärt einem Tim mit zunehmender Begeisterung für diesen Prozess) jeglichen Zucker, den man zu sich nimmt, aufnehmen und sich vermehren, um immer weiter und weiter Energie zu produzieren, damit der Körper warm bleibt. Und weil Tim selbst so aufgeregt ist und beeindruckt von der Wirkungsweise der biologischen Prozesse, kann man da gar nicht anders, als ebenfalls begeistert zu sein.

Jetzt nehmen wir diese ganze biologische Passion, übertragen sie auf die Welt der Hunde – und schon haben wir dieses Buch. Tim definiert und beschreibt biologische Fachbegriffe nicht deshalb, weil Sie diese möglicherweise nicht verstehen oder einige der Grundlagen nicht kennen könnten. Sondern deshalb, weil er es liebt, zu unterrichten, zu erklären und Leute „abzuholen“, aber am meisten einfach deshalb, weil er ein hoffnungsloser Geek ist. Sein wissenschaftlicher Geist und seine wissenschaftliche Ansicht über das Leben wirken ansteckend, wenn man Tim um sich herum hat. So könnte es passieren, dass Sie sich, wenn Sie demnächst einer Unterhaltung auf einer Party lauschen, fragen, ob derjenige vielleicht unter einer Bestätigungsverzerrung leidet, einer psychologischen Störung, die, wie Sie von Tim wissen, etwas mit roten Autos zu tun hat. Tim liefert einem nicht nur Antworten auf die vielen lästigen Fragen, die uns genau dann quälen, wenn wir gerade nicht in der Lage sind, nach Antworten googeln zu können, wie etwa um zwei Uhr morgens oder beim Autofahren. Tim liefert nicht nur Antworten, sondern er bringt uns dazu, dass wir uns einfach tiefere Gedanken machen und gezieltere Fragen stellen. Und er bringt uns ganz schön zum Staunen.

Dass ich Tim kennengelernt habe, hat bei mir eine Veränderung bewirkt, zu der mich andere seit den frühen 1990ern zu bringen versucht haben. Egal, wie weit ich in meiner Karriere auch zurückdenken kann – die Leute haben sich stets bemüht, meine Denkweise in wissenschaftlichere Bahnen zu lenken. Ich bilde Hunde aus und arbeite überwiegend mit Tierheimhunden. Alles, was ich über Hunde weiß, habe ich während der Arbeit gelernt. Um 1993 herum habe ich offiziell begonnen, Trainingsworkshops für Hunde abzuhalten. Manchmal kamen nach der Präsentation Doktoren, Tierverhaltensforscher und andere Wissenschaftler auf mich zu und hinterfragten die Inhalte. Man schlug mir vor, ich solle doch zuerst Daten erheben, ehe ich berichten und über Tierheimhundeprüfungen lehren würde. Manche wollten, dass ich formelle Studien zu dem, was ich sagte, betreiben solle, ich solle die Sprache in meinen Hundeprüfungsabläufen neutraler wählen und weniger offen lassen für Interpretationen. Neutral … Interpretation … Ich konnte mich kaum an das erinnern, was sie gesagt hatten, denn das Gefühl, kritisiert zu werden, überwog alles. Ich schien nicht greifen zu können, was sie mir vorschlugen oder was sie an mir ändern wollten. Ich dachte weder wie eine Wissenschaftlerin noch wusste ich, wie eine Wissenschaftlerin überhaupt denkt. Ich hatte keine Ahnung, dass es nützlich sein konnte, die Welt auf diese Art zu betrachten.

Wir spulen vor ins Jahr 2007 und befinden uns auf einem grasbewachsenen Hang des Marlboro College, auf dem jährlich das Camp „Gone to the Dogs“ abgehalten wurde. Ich unterrichtete dort und hielt gerade meine Fragestunde zum Hundeverhalten ab. Hinzu kam Tim Lewis, ein Mann, der mir lediglich als Ehemann meiner Freundin Ruth bekannt war. Er war verheiratet mit einer Hundetrainerin, selbst Hundeliebhaber, Professor und Biologe mit den Studiengebieten Hirsche und Schildkröten. Nun saß er also in meiner Fragestunde und begann sich einzuklinken, und zwar weniger mit eigenen Fragen zum Hundeverhalten als mit freundlichen und interessanten Fragen zu meinen Ausführungen. Er stellte Fragen zu meinen Antworten, die sich darauf bezogen, ob es sich um Wissen oder Glauben zu einer Sache handelte. Er fragte mich, ob ich etwas interpretierte, das ich beobachtet hatte, oder ob ich etwas beobachten würde, das ich bemerkt hätte. Ich glaube, weil Tim selbst kein Hundetrainer war und weil er eine solche Begeisterung für Hunde und Wissenschaft besaß, hörte ich mich selbst, wie ich umzuformulieren begann. Ich begann meine Sätze mit „Nach meiner Erfahrung …“ anstatt mit „Ich weiß, dass das Folgende …“

Sofern Sie die Welt bereits wie ein Wissenschaftler betrachten, wird Sie dieses Buch nicht so furchtbar verändern. Aber Sie werden sicher jede Menge mehr über Hunde wissen. Falls Sie, genau wie ich, die Welt nicht wissenschaftlich betrachten, werden Sie feststellen, dass die Begegnung mit Tim Sie verändert hat. Tim gelingt der Spagat zwischen einer Welt der Wissenschaft und der Erfahrung zwischen Experten und Laien: Er übersetzt es so, dass wir uns alle untereinander verstehen können. Manche der nach der Lektüre dieses Buches festzustellenden Veränderungen an Ihnen selbst mögen subtil sein, manche stärker. Wahrscheinlich werden sie aber alle nicht nur Ihre Denkweise, Sichtweise, die Art des Umgangs mit Ihrem Hund und das Verständnis für ihn betreffen, sondern auch die Art, wie Sie die Welt im Großen und Ganzen betrachten. Sie werden, genau wie ich, schon bald gar nicht mehr ohne Tim in Ihrem Kopf sein können. Möglicherweise hören Sie demnächst beim Betrachten eines Sonnenuntergangs wie ich eine innere Stimme: „Du schaust mit Deinem Gehirn, Sue, nicht mit Deinen Augen“. Und Sie werden sich fragen, wie dieser Sonnenuntergang wohl aussähe, wenn er auf dem Kopf stünde?

Für die meisten von uns, die wir bereits mehr von der Biologie vergessen haben, als wir jemals darüber gelernt haben, überbrückt Tim die Lücke, die in der Hundewelt zwischen Erfahrung und Alltagspraxis einerseits (wie in der Hundeschule oder im Tierheim) und der Wissenschaft und den Daten andererseits klafft.

Wenn Sie also vielleicht der Meinung sind, dass das Verhältnis zwischen Ihrem Hund und Ihnen gar nicht besser sein könnte, als es schon ist – dann kommt dieses Buch genau richtig für Sie!

Die Biologie der Hunde

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