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Am Anfang war die Arbeit

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Gleich auf den allerersten Seiten äußert sich die Bibel zum Thema „Arbeit“ – so wichtig und fundamental ist das Arbeiten. Der Verfasser der Genesis (1. Buch Mose) beschreibt das gewaltige Projekt der Erschaffung der Welt durch Gott als Arbeit,20 und zwar eine Arbeit, die sich innerhalb einer normalen Arbeitswoche von sieben Tagen vollzieht.21 Und dann zeigt er uns die Menschen im Paradies – wie sie arbeiten. Diese Sicht der Arbeit – die Verbindung der Arbeit mit der Erschaffung der Welt durch Gott und dem Sinn des menschlichen Lebens – ist unter den großen Religionen und Glaubenssystemen der Welt einmalig.

Der ganze Schöpfungsbericht der Genesis ist einzigartig unter den antiken Schöpfungsgeschichten. Viele alte Kulturen haben Geschichten, die den Anfang der Welt und der Menschheitsgeschichte als Ergebnis eines Kampfes zwischen verschiedenen kosmischen Kräften darstellen. In dem babylonischen Schöpfungsmythos, dem Enuma Elisch, besiegt der Gott Marduk die Göttin Tiamat und erschafft aus ihren Überresten die Welt. In diesem und ähnlichen Texten befindet sich das sichtbare Universum in einer prekären Balance einander widerstreitender Mächte.22 In der Bibel dagegen ist die Schöpfung nicht das Ergebnis eines Konflikts, denn Gott hat keine Rivalen; alle Mächte und Wesen im Himmel und auf Erden sind von ihm erschaffen und von ihm abhängig.23 Die Schöpfung ist nicht das Ergebnis eines Kampfes, sondern der Plan eines genialen Meisters. Gott hat die Welt nicht wie ein Soldat geschaffen, der einen Schützengraben aushebt, sondern wie ein Künstler, der ein Meisterwerk fertigt.

Zur griechischen Schöpfungsmythologie gehört die Vorstellung, dass die Menschheit durch verschiedene „Zeitalter“ geht und dass das erste Zeitalter das „Goldene Zeitalter“ war, in welchem Menschen und Götter harmonisch zusammen auf der Erde lebten. Auf den ersten Blick erinnert dies vage an den Garten Eden, aber es gibt da einen gewichtigen Unterschied: Der griechische Dichter Hesiod schreibt, dass im Goldenen Zeitalter weder Menschen noch Götter arbeiten mussten, da es in diesem Urparadies Nahrung für alle in Hülle und Fülle gab.24 Der Gegensatz zur Bibel könnte nicht größer sein. Ihre ersten Kapitel beschreiben wiederholt Gott als „arbeitend“; sie benutzen dazu das hebräische Wort mlkh, das sonst ganz gewöhnliche menschliche Arbeit bezeichnet. „Es ist“, so Gordon Wenham in seinem Genesis-Kommentar, völlig „unerwartet, dass das außerordentliche göttliche Handeln bei der Erschaffung von Himmel und Erde so beschrieben wird.“25

Am Anfang – hat Gott gearbeitet. Arbeit ist also nicht ein notwendiges Übel, das erst später in die Welt kam, oder etwas, das halt für den Menschen bestimmt ist, aber unter der Würde des großen Gottes liegt. Nein, Gott selber hat gearbeitet – aus Spaß an der Freude, wenn man so will. Einen noch höheren Ursprung der Arbeit kann es nicht geben.

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