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Die Freiheit unserer Arbeit

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Die Erkenntnis, dass uns die Arbeit in die Wiege gelegt ist und gleichsam zu unserer DNA gehört, hilft uns auch, zu verstehen, was „Freiheit“ im christlichen Sinne ist. Der moderne Mensch versteht Freiheit gerne als die Abwesenheit von jeglichen Einschränkungen. Aber denken Sie einmal an einen Fisch. Da ein Fisch Sauerstoff aus dem Wasser aufnimmt und nicht aus der Luft, ist er nur frei, solange er im Wasser ist. „Befreit“ man ihn aus dem Wasser und legt ihn ins Gras, damit er die große weite Welt kennenlernt, ist es mit seiner Freiheit, sich zu bewegen, ja zu leben, sehr schnell vorbei. Der Fisch wird nicht freier, sondern weniger frei, wenn er nicht der Realität seiner Natur entsprechend leben kann. Das Gleiche gilt für Vögel und Flugzeuge. Wenn sie die Gesetze der Aerodynamik verletzen, stürzen sie ab; folgen sie ihnen dagegen, können sie starten und fliegen. Wir finden dieses Phänomen in vielen Lebensbereichen: Freiheit ist nicht so sehr die Abwesenheit von Grenzen als vielmehr die Kunst, die richtigen Grenzen zu finden – die, die den Realitäten unseres eigenen Wesens und des Wesens der Welt entsprechen.32

So sind die Gebote Gottes in der Bibel Werkzeuge der Befreiung, denn durch sie ruft Gott uns dazu auf, das zu sein, wozu er uns erschaffen hat. Ein Auto funktioniert bestens, wenn ich die Betriebsanleitung beachte und es seiner Bestimmung gemäß verwende und nach Herstellerangaben pflege. Wenn ich den Ölwechsel auslasse, wird mir deswegen niemand eine Geldstrafe aufbrummen oder mich ins Gefängnis werfen, aber ich werde irgendwann liegen bleiben, weil ich dem Wesen des Autos zuwidergehandelt habe. Ganz ähnlich funktioniert unser Leben nur dann, wenn wir es in Übereinstimmung mit der „Betriebsanleitung“ des Schöpfers führen – Gottes Geboten. Wenn ich diese Gebote missachte, beleidige ich nicht nur Gott, sondern ich verstoße gegen mein eigenes Wesen, wie Gott es gemeint hat. In Jesaja 48,17-18 sagt Gott dem ungehorsamen Israel: „Ich bin der Herr, euer Gott. Ich lehre euch, was gut für euch ist, und zeige euch den Weg, den ihr gehen sollt. Ach, hättet ihr doch meine Gebote befolgt! Dann wäre euer Friede wie ein Strom, der nie versiegt. Euer Glück würde sich ausbreiten wie die Meereswellen.“

So ist es auch mit der Arbeit, die ja zu den Zehn Geboten dazugehört: „Sechs Tage sollst du deine Arbeit verrichten“ (2. Mose 20,9). Im Anfang erschuf Gott uns zur Arbeit, und jetzt gibt er uns ohne Wenn und Aber den Auftrag, auch diesen Teil unseres Geschöpfseins auszuleben. Dies ist kein lästiger Befehl, dies ist eine Einladung zur Freiheit.

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