Читать книгу Verhaltenstherapie bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen - Tina In-Albon - Страница 26
Time-Out/Auszeit
ОглавлениеDie Auszeit, bei der das Kind für kurze Zeit isoliert wird, wird bei umschriebenen problematischen Verhaltensweisen eingesetzt und sollte konsequent durchgeführt werden.
In der Vorbereitung sollte die Anwendung der Auszeit zunächst zwischen Eltern und Therapeutin sowie zwischen Kind und Therapeutin und dann alle Beteiligten gemeinsam erarbeitet werden. Dabei geht es um die Bearbeitung der Problemliste (z. B. Wutausbrüche, Provokationen beim Essen), die Erarbeitung der Intervention, z. B. die Wahl des geeigneten Auszeitorts, wo sich das Kind beruhigen und das Durchbrechen des dysfunktionalen Aufschaukelungsprozess erreicht werden kann (z. B. Auszeitstuhl in einer Ecke, reizarmer Auszeitraum wie das Badezimmer) und die Bestimmung der Dauer für die Auszeit (pro Lebensjahr 1-2 Minuten). Es ist zudem zu beachten, dass bei der Einführung der Auszeit Machtkämpfe mit Wein- und Schreiattacken auftreten können und die ersten Auszeiten zeitlich andauern können. Für die Wirksamkeit der Technik ist die Auszeit konsequent durchzuführen, wenn sie einmal begonnen hat, d. h. auch wenn das Kind bettelt, die Auszeit vorzeitig verlassen zu dürfen oder es beteuert, der Aufforderung nun nachzukommen.
Für die Durchführung der Auszeit sind folgende Punkte zu beachten:
1. Die erste Aufforderung an das Kind ist klar und freundlich zu geben.
2. Nach der Erteilung der Aufforderung leise bis fünf zählen.
3. Die Auszeit ankündigen.
4. Nochmals leise bis fünf zählen.
5. Das Kind zum Auszeitort führen.
6. Mit der Auszeit beginnen. Dem Kind die Dauer der Auszeit mitteilen, und dass es mind. eine Minute lang ruhig sein muss.
7. Nicht mit dem Kind streiten und diskutieren, während es in der Auszeit ist.
8. Warten bis die Mindestzeit vorbei ist und das Kind sich mindestens eine Minute ruhig verhält.
9. Die Auszeit beenden.
10. Wenn das Kind nun der Aufforderung nachkommt, dem Kind zeigen, dass man zufrieden ist.
11. Das Kind in der darauffolgenden Zeit für angemessenes Verhalten loben.
12. Auszeit im Auszeit-Tagebuch festhalten.
Wenn das Kind ohne Erlaubnis den Auszeitort verlässt:
• Zunächst sollte klar sein, wann der Auszeitraum als verlassen gilt. Z. B. wenn das Kind den Stuhl mit beiden Beinen verlassen hat.
• Welche Konsequenzen sollen eingesetzt werden? Z. B. Entzug der Lieblingsbeschäftigung.
• Konsequenzen ankündigen, wenn das Kind zum ersten Mal den Auszeitort verlässt.
• Die Konsequenzen durchführen, wenn das Kind zum zweiten Mal den Auszeitort verlässt.
Damit Verstärkungen im Sinne des instrumentellen Lernens (operante Konditionierung) wirken, müssen an Verstärkungsvorgänge folgende Voraussetzungen geknüpft werden:
• Verstärkungskontingenz: Die Zuverlässigkeit der Beziehung zwischen Verhalten und Konsequenz und damit deren Zusammenhang.
• Kontiguität: Das Zeitintervall zwischen Verhalten und Konsequenz. Je geringer die mögliche zeitliche Differenz zwischen Verhalten und Verstärker, umso schneller ist das Lernziel erreicht. Ein Kind hat seinen jüngeren Bruder geschlagen. Die Mutter kündigt eine Bestrafung für den Abend an. Dadurch erkennt das Kind den Zusammenhang von Verhalten und Strafe nicht.
• Wiederholung: Zuerst durch kontinuierliche Verstärkung für die Stabilisierung des Lernziels, dann intermittierende Verstärkung für die Löschungsresistenz.
• Reihenfolge: Die Verstärkung muss nach dem erwünschten oder zu erlernenden Verhalten gegeben werden. Zudem sollte diese im Sinne der Kontiguität unmittelbar erfolgen.
• Folgerichtigkeit: Klarer Zusammenhang zwischen Verhalten und Konsequenz, d. h. die Verstärkung muss sofort aufhören, wenn das erwünschte Verhalten zurückgeht oder unerwünschtes Verhalten (wieder) auftritt.