Читать книгу Verhaltenstherapie bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen - Tina In-Albon - Страница 27
2.3 Sozial-kognitives Lernen
ОглавлениеEine weitere Lernform beschreibt das sozial-kognitive Lernen (Modelllernen, soziales Lernen) nach Bandura (1994), wonach durch das Imitieren des Verhaltens von Anderen gelernt wird. Die Wahrscheinlichkeit einer Nachahmung wird höher, wenn ein Modell soziale Macht hat, der Beobachterin ähnlich ist oder das Modell die Beobachterin verstärkt. Beim Modelllernen werden die Aneignungs- und Ausführungsphase unterschieden. Bei der Aneignungsphase (Akquisition) spielt zunächst die Aufmerksamkeitszuwendung eine wichtige Rolle. Die Annahme eines Modells als solches kann von bestimmten Eigenschaften (z. B. muss das Modell mit seinem Verhalten Erfolg haben, für die Beobachterin ein attraktives Verhalten zeigen, Prestigeposition des Modells), Charakteristika der Beobachterin (z. B. Beeinflussbarkeit, Selbstsicherheit, Informiertheit, soziale Isolation) und der Beziehung zum Modell abhängen. Die Beobachtung findet meist in Alltagssituationen zufällig oder absichtlich statt. Es ist nicht wichtig, ob das Modell als Person anwesend ist. Modelle können auch Romanfiguren oder Filmfiguren sein. In einem zweiten Schritt der Aneignungsphase spielen Gedächtnisprozesse eine wichtige Rolle, in der die Beobachterin das Verhalten des Modells kognitiv verarbeitet und speichert. In der Ausführungsphase (Performanz) kommt es zu motorischen Reproduktionsprozessen sowie Verstärkungs- und Motivationsprozessen. Bei den motorischen Reproduktionsprozessen ist die Beobachterin in der Lage, die Verhaltensweisen des Modells konkret aufzuführen, d. h. sie übersetzt die gespeicherten Schemata in Verhaltensweisen. Beim Fußballspielen stellen sich Kinder z. B. vor, wie sie einen Angriff aufs Tor vorbereiten. Die Ausführung selbst ist abhängig von der Erwartung, die die Beobachterin an ihr Verhalten knüpft und von der anschließenden Verstärkung.