Читать книгу Verhaltenstherapie bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen - Tina In-Albon - Страница 29
2.4 Lerntheoretische Modelle zur Ätiologie psychischer Störungen
ОглавлениеIn der Ätiologie für verschiedene psychische Störungen spielen lerntheoretische Annahmen eine wichtige Rolle. Bei der Zwei-Faktoren- Theorie der Angst (Mowrer, 1960) werden klassische und operante Konditionierung miteinander kombiniert. Es handelt sich um ein lerntheoretisches Modell zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Ängsten. Die Entstehung der Angst wird hierbei durch klassische Konditionierung erklärt. Bei der Aufrechterhaltung spielt die operante Konditionierung eine bedeutende Rolle, insbesondere die negative Verstärkung bzw. das Vermeidungslernen. Der erste Teil der Theorie, also die klassische Konditionierung, wurde vielfach kritisiert und die Theorie wird als nicht ausreichend angesehen, um Phobien zu erklären (Fields, 2006). Bei vielen Menschen gibt es keine Lernerfahrung im Sinne der klassischen Konditionierung, die die Phobie ausgelöst hat (z. B. Hundebiss bei einer Hundephobie). Auch entwickeln nicht alle Menschen, die ein traumatisches Ereignis erleben, eine Phobie und können z. B. nach einem Hundebiss trotzdem weiterhin Hunden ohne Angst begegnen. Laut der Three-Pathways- Theorie von Rachman (1977) kann Angst zusätzlich zur klassischen Konditionierung auch durch Instruktionslernen (Vermittlung verbaler Informationen) und Modelllernen (indirekte Exposition) erworben werden. Ausgehend von der Theorie der klassischen Konditionierung sollte zudem die Angst abnehmen, wenn der unkonditonierte Reiz (Hund) wiederholt ohne traumatisches Ereignis auftritt (Hund geht freundlich auf einen zu, es erfolgt kein Biss). Häufig ist allerdings das Gegenteil zu beobachten, die Angst vor Hunden nimmt trotz der Korrekturerfahrungen weiter zu. Auch das Konzept der Prepardness (Seligman, 1970) ist ein Argument, welches die Kritik an der Zwei-Faktoren-Theorie stützt, da nicht alle Reize die gleiche Wahrscheinlichkeit haben, als phobische Auslöser zu fungieren.
Das Verstärker-Verlust Modell (Lewinsohn, 1974) als ein Ätiologiemodell für depressive Störungen basiert auf der Lerntheorie der operanten Konditionierung. Wenn aufgrund einer Veränderung von Lebensumständen bisherige positive Verstärker entfallen und keine neuen hinzukommen, kann dies zu depressiven Symptomen führen, im Sinne von Rückzug und Antriebsmangel. Diese Symptome führen dann häufig zu einem weiteren Verstärker-Verlust, ein Teufelskreislauf entsteht. Hierbei kommt es auch auf die Anzahl verfügbarer Verstärker und die Kompensationsmöglichkeiten (Copingstrategien) an.