Читать книгу Verhaltenstherapie bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen - Tina In-Albon - Страница 28
Die Bobo-Doll-Studie von Bandura
ОглавлениеEin bekanntes Experiment zur Erforschung von Gewalt, ist die Bobo-Doll-Studie von Bandura (1994). In dieser Studie sahen vier- bis fünfjährige Kinder einen Film, in dem ein Hauptakteur »Rocky« sich gegenüber der Plastikpuppe »Bobo Doll« aggressiv verhielt, sie trat, auf sie einschlug und beschimpfte. Der Film hatte jeweils unterschiedliche Enden: Rocky wurde für sein Verhalten entweder belohnt, bestraft oder es wurden keine Konsequenzen gezeigt. Die Kinder ahmten das gezeigte Verhalten Rockys gegenüber der Bobo Doll nach. Hierbei gab es jedoch folgende Unterschiede: Kinder, die die Belohnung und Ermutigung Rockys gesehen hatten, zeigten aggressiveres Verhalten, Mädchen dabei noch mehr als Jungen. Kinder, die den Film mit einer Bestrafung Rockys gesehen hatten, waren deutlich weniger aggressiv. Die Gewaltbereitschaft der Kinder konnte aber durch Aufforderung wieder erhöht werden. Kinder, die den Film mit unkommentiertem Ende gesehen hatten, unterschieden sich kaum von der Gruppe, die das Ende mit Lob und Belohnung gesehen hatte.
Soziales Lernen findet meist in sozialen Kontexten wie Familie, Kindergarten, Schule oder Freundeskreis statt. Aufgrund der Verbindung von kognitiven und sozialen Elementen wird diese Art des Lernens auch als sozial-kognitives Lernen bezeichnet. Bei dieser Form des Lernens spielen Verhaltenskonsequenzen eine wichtige Rolle, wobei diese auch Erwartungen an Situationen oder Handlungen beinhalten. Dabei hat die Einschätzung eigener Kompetenzen sowie der Selbstwirksamkeit einen Einfluss.
Die sozial-kognitive Lerntheorie nach Bandura (1976, 1979) verknüpft Konditionierungseinflüsse mit Selbstregulationsprozessen. Durch die Ergänzung um kognitive Prozesse wird darauf hingewiesen, dass Lernen nicht rein durch klassisches und operantes Konditionieren sowie Modelllernen erklärt werden kann, sondern dass auch eine persönliche Kontrolle durch Denkvorgänge in Lernprozessen gegeben ist. D. h., es spielen auch motivationale und sonstige selbststeuernde Prozesse eine Rolle, so dass das beobachtbare Verhalten einer Person nicht unverändert übernommen, sondern durch diese aufgeführten Prozesse auf die Person angepasst wird. Die reziproke Kontrolle beschreibt dabei, dass ein Verhalten aufgrund von Verstärkungskontingenzen eine Funktion der Umwelt ist und zugleich die Umwelt durch das Verhalten einer Person beeinflusst wird.
Entsprechende Modifikationstechniken zum Aufbau von sozial kompetentem Verhalten sind beispielsweise strukturierte Rollenspiele, Videoszenen oder auch Selbstinstruktionstechniken. Zusätzlich können Tokensysteme integriert werden, um über Verstärkungskontingenzen Motivationsprozesse günstig zu beeinflussen.
Für die Selbstwirksamkeit bilden Wirksamkeits- und Ergebniserwartungen zentrale kognitive Vorgänge (Bandura, 1977). Unter Selbstwirksamkeitserwartung wird verstanden, Ziele zu erreichen und Situationen bzw. andere Personen beeinflussen zu können, und somit mit dem eigenen Handeln und Verhalten einen erwünschten Effekt erzielen zu können.