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2. Sonntag nach dem Christfest

Wir sahen seine Herrlichkeit,

eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater,

voller Gnade und Wahrheit.

(Johannes 1,14b)

Das Ganze sehen

Ja, das geht, Kunststoff oder Pappmaché so zu bemalen, dass es glitzert, glänzt, herrlich aussieht und Wunderbares verheißt. Im Theater kann man das erleben: Dort gibt es manche prunkvolle Kulisse, die täuschend echt wirkt. Doch dahinter befindet sich nichts anderes als Luft.

Auch Menschen putzen sich heraus. Mit großen Worten und wichtigen Gesten. Mit viel Schminke, herrlichen Kleidern, glitzerndem Schmuck. Kleider machen Leute, sagt ein Sprichwort. Der erste Eindruck entscheidet, behaupten Studien. Und: Wer hätte sich nicht schon in die Gesellschaft der Schönen und Reichen geträumt, in der das Leben eine einzige Herrlichkeit zu sein scheint?

Wie sähe hingegen eine Herrlichkeit aus, die nicht aus schönen Kleidern und glänzendem Schmuck besteht, sondern aus Gnade und Wahrheit? Ich sehe Jesus auf einem Esel durch die staubigen Straßen Jerusalems reiten. Und dort, vor den Toren der Stadt, geht er umher und heilt die Aussätzigen. Er sitzt am Tisch mit den Sündern und Zöllnern, mit denen sonst keiner etwas zu tun haben will.

Da glänzt und glitzert nichts. Vom Purpurrot eines königlichen Mantels ist nichts zu sehen. Wenn Kleider Leute machen, dann ist Jesus ein Niemand. Und wenn der erste Eindruck entscheidet, dann braucht man gar nicht weiter hinzusehen, sondern kann sich getrost Schönerem zuwenden.

Doch wenn ich mich abwendete, entginge mir etwas. Hinter meinem Rücken entstünde dann der Glanz, der darin liegt, dass Jesus die am Rand anschaut. Ich sähe seinen liebevollen Blick nicht, mit dem er jedem Menschen begegnet, auch denen, die vom Leben gezeichnet oder gar entstellt sind. Mich träfe das Glück nicht, das entsteht, weil einer mein Inneres erkennt und versteht. Ich verpasste eine Wirklichkeit, in der die Wahrheit nicht geschönt werden muss.

Ja, manche Kulisse glänzt. Aber man kann darin nicht leben. Und wo nur der erste Eindruck zählt, wird keine Liebe entstehen, keine Freundschaft, keine Tröstung oder Barmherzigkeit. Von Designern entworfene Kleider mögen Leute machen. Das Kleid des Heils aber (Jesaja 61,10; Lesung aus der hebräischen Bibel), das Gott mir überstreift, macht einen Menschen aus mir.

Lebendiger Gott,

ich spiele so viele Rollen

und weiß doch manchmal nicht,

wer ich bin.

Ich trage so oft eine Maske

und verberge dahinter

voller Angst mein Gesicht.

Sieh mich an,

im Licht deiner Liebe

werde ich schön.

So, wie ich bin.

Erdennah - Himmelweit

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