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2. Sonntag nach Epiphanias

Das Gesetz ist durch Mose gegeben;

die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.

(Johannes 1,17)

Unter seinem Dach

Gottes Haus hat viele Türen. Ich glaube daran, dass er verschiedene Wege öffnet, um zu ihm zu kommen und mit ihm zu leben. Das Dach seines Hauses aber ist die Liebe.

Mich erschüttert es, wenn ich daran denke, wie viele Kriege im Namen Gottes geführt worden sind, wie viel Tod, Leid und Schrecken durch Religionen in die Welt gekommen sind, auch und gerade durch die christliche. Es beschämt mich, wenn ich daran denke, welcher Schaden angerichtet wurde durch Kreuzzüge, durch mittelalterliche Verhöre, die mit Folter und Tod verbunden waren, oder durch seelischen Druck, der Menschen krank macht anstatt sie zu heilen. Durch ihre Taten haben Christen auf diese Weise der guten Nachricht widersprochen.

Ich bin gerne Christin. Und ich möchte erzählen, warum. Aber ich will es nicht auf Kosten anderer tun. Ich muss andere Religionen nicht abwerten, damit meine eigene groß herauskommen kann. Umgekehrt will ich zuhören, wenn andere mir erzählen von dem, was sie glauben. Wer Recht hat, das weiß keiner. Vielleicht sollte es darum auch gar nicht gehen. Denn während wir miteinander sprechen, geschieht etwas mit uns: Der Mensch gegenüber bekommt ein Gesicht und eine Geschichte. Distanz verwandelt sich in Nähe, Vorsicht in Vertrauen, Fremdheit in Freundschaft.

Wir entdecken Gemeinsamkeiten. Und wir lernen, die Unterschiede stehen zu lassen. Sie könnten ein Ausdruck von der Liebe Gottes zur Vielfalt des Lebendigen sein.

Gottes Haus hat viele Türen. Er lädt uns ein unter das Dach seiner Liebe. Dann begegnen wir einander freundlich, aufgeschlossen, neugierig. Wir widersprechen jedem, der meint, die eigene Religion sei die einzig wahre. Wir widerstehen denen, die meinen, sie müssten den Namen Gottes mit Gewalt und Krieg durchsetzen.

So gestalten wir den Weg, der zu seinem Haus führt, das viele Türen hat und unter dessen Dach die Liebe wohnt.

Gottes Ölbaum (zu Römer 11,17f.)

Wir, auf die Wurzel

des alten Ölbaums gepfropft

als neuer Zweig,

gewachsen unter Gottes

hegenden Händen.

Über uns

wölbt sich farbig

sein Friedenswort;

Gütegedanken

schreibt er

ans Firmament.

Warum also

das eigene Herz

eng machen?

Warum

den Himmel aufteilen,

als gehöre er uns allein?

Vatergeliebt, muttergetröstet

wohnen und wachsen wir

in seinem Garten,

wo die Tore offen sind

wie ausgebreitete Arme:

Seid willkommen,

ihr Menschenkinder,

lebt und blüht

als Gottes Ölbaum

im Licht seines

heilsamen Segens.

Erdennah - Himmelweit

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