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Sorgen im Advent

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Tanja ist eine Frau von heute, ihr Weihnachtsbaum soll modern aussehen. So macht sie jeden Trend mit. Jahr für Jahr erhält der Tannenbaum ein anderes Outfit: Einmal sind die Kugeln violett und glänzend, dann entscheidet Tanja sich für rot und matt, und im Jahr darauf schmückt sie die Zweige mit karierten Päckchen.

Nach dem Fest wirft sie den – nun schon nicht mehr ganz so topaktuellen – Schmuck nicht weg, er könnte ja noch zu gebrauchen sein, an einem der kommenden Weihnachtsfeste, und sei es auch erst in zehn oder zwanzig Jahren.

Nach und nach stapelt sich Kiste um Kiste sorgfältig beschriftet im Abstellraum: „rote Kugeln, glänzend“, „grüne Kugeln, matt“, „karierte Päckchen“, Holzfigürchen, bunt“, „Tannenzapfen, mit Goldbronze lackiert“.

Schließlich reicht der Platz in der Abstellkammer nicht mehr aus, einen Keller aber hat Tanja nicht. Also baut sie im Flur neue Regale auf, in die sie nun Jahr für Jahr den neuen Weihnachtsschmuck hineinpacken kann.

Einige Male hat Tanja auch fertige Plastikbäumchen gekauft. Die waren so gelungen dekoriert, dass sie selbst es nicht schöner hätte hinkriegen können. Diese Bäumchen nehmen allerdings besonders viel Platz weg. Tanja hat sie im Wohnzimmer aufgebaut und dafür die Zimmerpflanzen abgeschafft. Über das Tannenwäldchen hat sie eine Plastikplane gespannt, damit es nicht zu viel Staub abbekommt.

Mit Grauen denkt Tanja an das Jahr 1991 zurück: Damals hatte sie ganz vergessen, Lametta zu kaufen, das silberne, mit den hellgrünen Streifen. Der Baum sah erbärmlich aus und das ganze Fest war verdorben. 1992 hatte sie das Lametta dann gleich im Februar erstanden, rosé, mit violetten Punkten bedruckt. Es hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit Luftschlangen gehabt, sie hatte es an Silvester weiter verwendet und anschließend vorsichtig wieder aufgerollt.

Lametta hebt Tanja übrigens im Kleiderschrank auf. Für Lichterketten hat sie vor einigen Jahren einen Schrank neben dem Bett aufgestellt; in allen Farben sind sie vertreten. Im letzten Jahr hätte sie beinahe die gelbe wieder verwenden können, wäre der Farbton nicht etwas zu dunkel gewesen.

Tanja fragt sich, wo sie in diesem Jahr den Weihnachtsbaum aufstellen soll.

Im Wohnzimmer würde er neben dem Plastikwäldchen kaum zur Geltung kommen. Und auch im Schlafzimmer ist es zu eng.

Zur Not könnte sie ihn ja auf der Terrasse stehen lassen und draußen feiern. Nur hat sie die dicken Winterjacken und auch den Wintermantel weggeworfen, weil sie einfach zu viel Platz im Kleiderschrank benötigten.

Ja, der Baum … Seit Wochen steht er schon auf der Terrasse. Tanja schüttelt ihn regelmäßig, damit die Nadeln rechtzeitig abfallen. Denn das ist gerade der letzte Schrei. Und die Farbe? In diesem Jahr ist Schwarz angesagt.

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