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Sind Gedanken privat …?

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Solange wir unsere Gedanken niemandem mitteilen oder sie in schriftlicher Form festhalten (Notizbücher, neuerdings die Cloud, Hard Drives), sollte man eigentlich davon ausgehen dürfen, dass sie privat sind. Doch sind sie es wirklich?

Einerseits haben viele Menschen Angst oder großen Respekt davor, dass ihre privaten Gedanken oder Geheimnisse nach außen getragen werden, andererseits geht die Mehrheit von uns im Social-Media-Zeitalter bei der digitalen Abspeicherung unserer Gedanken, Ideen und anderer höchst privater Informationen sehr sorglos und freizügig vor. Und es geht hier weder um den Versuch von Geheimdiensten (besonders amerikanischen und britischen), möglichst »alle« und »alles« (E-Mails, SMS, WhatsApp, Telefonate, Browser etc.) zu überwachen und einschlägige Daten abzuspeichern, noch um die erlaubte oder unerlaubte Wut angesichts der Datenstaubsauger Google, Amazon, Microsoft, Facebook usw., um aus unseren Daten und unserem Verhalten Profit zu schlagen, sondern lediglich um die Informationen, die wir selbst bewusst oder unbewusst anderen mitteilen bzw. überlassen. Wenn wir in der Zeitung von nicht gerade cleveren Kriminellen lesen, die sich etwa nach einem Überfall in sozialen Netzwerken mit ihren Taten brüsten oder das Diebesgut stolz auf Facebook präsentieren, müssen wir schmunzeln über so viel Dummheit. Aber die Sache hat eben auch ihre ernste Seite, und wie sorglos private Informationen im Internet geteilt werden, erstaunt mich immer wieder aufs Neue. Obwohl ich selbst durch meinen Beruf sehr in der Öffentlichkeit stehe, versuche ich persönlich doch, mein Privatleben herauszuhalten und Schlagzeilen nur durch mein Talent und meine Fähigkeiten zu machen. Auch wenn dies bedeutet, Interviews in unterschiedlichen Medien, auch im Netz, TV-Sendungen und andere Plattformen nicht oder nur nach genauer Prüfung zu nutzen.

Je nachdem, in welcher Branche Sie arbeiten, sollten auch Sie vorsichtig mit Veröffentlichungen insbesondere im Internet sein; schon viele haben die gewünschte Stelle, auf die sie sich bewarben, beispielsweise wegen kompromittierender Fotos nicht erhalten oder wurden sogar gefeuert, »nur« weil sie einmal etwas Unbedachtes im Internet posteten. Es kommt auch immer wieder vor, dass Personen aufgrund von schlechten oder falsch verstandenen Witzen, die auf Twitter oder anderen Plattformen gepostet werden, unverzüglich entlassen werden oder ihnen die Einreise in ein anderes Land verweigert wird. Besonders vor einem Amerika-Urlaub sollte man sich gut überlegen, was man da genau einstellt. Wenn ich in Amerika Auftritte in einem geschlossenen Rahmen habe, dann ist es am besten, gar nichts darüber zu posten oder es auf meiner Website zu erwähnen. Selbst letztes Jahr, als ich in Las Vegas bei einer öffentlich beworbenen Show dabei war, habe ich den Ball flachgehalten. Trotzdem wurde ich in einem separaten Raum zwanzig Minuten lang befragt, und es wurde überprüft, ob alle meine Angaben zum Auftritt übereinstimmen.

Das Internet vergisst und verzeiht nicht – und nicht zuletzt weil hier der direkte zwischenmenschliche Kontakt vor allem in Form nonverbaler Kommunikation fehlt, gehen Facebook-Posts und Tweets so oft in die Hose. Auch wenn Emojis als Notnagel ein wenig helfen und in einem Chat Konversation in Echtzeit betrieben wird, geht letztlich doch einfach zu viel verloren durch den Wegfall wichtiger Komponenten nonverbaler Kommunikation.

Doch noch einmal zurück zu »Big Data«: Google, der größte Gedankenleser aller Zeiten? Manchmal wirkt es fast so. Dies soll uns hier aber nicht kümmern. Wir wollen uns das Phänomen im direkten zwischenmenschlichen Kontakt genauer anschauen. Auf jeden Fall leben wir aber in einem spannenden Zeitalter …

Wie sieht es also mit echtem Gedankenlesen ohne jegliche Vorabinformationen oder sonstigen Hilfsmittel aus? Von Angesicht zu Angesicht sozusagen oder auch, noch verrückter, über eine große Distanz hinweg (Remote Viewing). Ich kann Sie beruhigen oder enttäuschen – je nachdem, welchen Standpunkt Sie einnehmen: Nach heutigem Wissensstand gibt es absolut keine Möglichkeiten, dass irgendjemand oder irgendetwas im wahrsten Sinne unsere Gedanken lesen oder erleben kann. Niemand kann sich – zum Glück für alle Beteiligten – in Ihr Gehirn einloggen und Ihre Gedanken anzapfen. Auch kein »Gedankenleser« oder Mentalist, und am allerwenigsten die Hellseher/Kartenleger im Fernsehen.

Wir alle können wohl in gewissen Lebenssituationen einzelne Gedanken unserer Mitmenschen dank einer Mischung aus Beobachtungsgabe und Erfahrungswerten »lesen«, aber in den meisten Fällen ergibt sich so etwas automatisch, und es ist beileibe nicht so, dass Sie zu sich sagen: »Genau in diesem Moment möchte ich wissen, was mein Gegenüber denkt.«

Aber wie entsteht überhaupt ein Gedanke? Gedanken sind elektrochemische Reaktionen: Das menschliche Gehirn besteht, je nachdem, ob man regelmäßig Alkohol trinkt (auch schon kleine Mengen von Hochprozentigem können unserem Hirn schaden), etwa aus 86 bis hundert Milliarden Nervenzellen (Neuronen), die durch etwa hundert Billionen Schaltstellen (Synapsen) miteinander verbunden sind. Ein Neuron ist also mit tausend anderen Neuronen verbunden. Real sieht diese »Verdrahtung« sehr unterschiedlich aus. Im Durchschnitt sendet jede Verbindung ein Signal pro Sekunde; spezialisierte Verbindungen können aber bis zu tausend Signale pro Sekunde senden – und so entstehen Gedanken. Es ist demnach sehr schwer, einen Gedanken von Anfang bis Ende zu lokalisieren.

Gedanken werden von äußeren Stimuli ausgelöst, die über die Rezeptoren Augen, Haut, Ohr etc. erfasst werden, oder via Erinnerungen. Wir haben unbewusste/»passive« und aktive Gedanken.

Sie fragen sich nun sicher, was dies alles mit dem Gedankenlesen zu tun hat. Noch etwas Geduld, bitte, wir sind gleich am Ziel. Also: Die Gedanken werden durch äußere Stimuli angeregt und diese dann wiederum in irgendeiner Form bewusst oder unbewusst nach außen getragen oder »widergespiegelt«. Mit anderen Worten und einfach ausgedrückt: Wenn man diese Informationen lesen (beobachten) und richtig deuten kann, dann kann man (einzelne) Gedanken lesen!

Zuerst muss man also das ständige Erkennen und Sammeln von Informationen (Körpersprache und Verhalten) seines Gegenübers bewerkstelligen, und dann müssen diese Informationen richtig verarbeitet und interpretiert werden. Dass vieles davon vage ist und man immer nur von Tendenzen und Wahrscheinlichkeiten sprechen kann, macht das Gedankenlesen so schwierig, aber auch so spannend. Trotz dieser Herausforderung ist es möglich, mit der richtigen Mischung aus Technik, einschlägigen Methoden und Erfahrungen einzelne Gedanken mit hoher Wahrscheinlichkeit richtig zu lesen bzw. zu erkennen. Ich nenne das Ganze auch: »professionelles Raten«.

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