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Prolog II : Die Kammer in den Bergen

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Die Sonne trocknete den Regen von dem dichten Gestrüpp und den dicken Blättern, welche an langen Ästen über den Erdboden ragten. Der Dampf des verdunstenden Regens schwebte reglos in der Luft. Anank wanderte wie an vielen anderen Tagen durch das Gebirge am Südrand Gaias und genoss den Ausblick von den steinigen Vorsprüngen, über das fruchtbare, grüne Tal des Jangulas. Viele Menschen, welche sich zu tief in diesen grünen Schlund hinein gewagt hatten, fanden dort den Tod. Doch es kümmerte Anank nicht, denn er genoss die Aussicht von den steinigen und von efeubewachsenen Klippen zu sehr, um sich Gedanken über Gefahren zu machen. Pfeifend wanderte er seines Weges und atmete die frische und klare Bergluft. Das giftgrüne Leuchten des Dschungels schien ihn magisch anzuziehen, während der den kleinen Pass immer weiter ins Tal hinabstieg. Er legte eine Rast ein. Seit Stunden war er nun bereits unterwegs und er spürte wie sein, in die Jahre gekommener Körper von der schweren Last seines Gepäcks ermüdete. Er wanderte hinüber zu einem Fels und setzte sich. Entspannt streckte er die Beine und suchte seine Wasserflasche aus dem Rucksack. Ein majestätisches Kreischen schallte durch die Berge, als ein Bergadler im blitzenden Licht der Sonne mit gespannten Flügeln durch die Wolken schoss. Gerade als er einen Schluck aus seiner Flasche nehmen wollte, setzte er sie geistesabwesend ab. Etwas hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Ein kleines zylinderförmiges Ding lag einsam und verlassen auf einem Felsvorsprung. Mühselig erhob er sich und schritt darauf zu. Gespannt legte er seinen Wanderstock zu Boden und beugte sich vom schmalen Pfad über die Kante. Etwa einen halben Meter vom Pfad entfernt lag am herabführenden Abhang, auf einer kleinen Erhebung, lag etwas. Unter der von unzähligen Schmutzschichten bedeckten Oberfläche schimmerte metallenes Glitzern hervor. Es erinnerte ihn an die Waffen aus der alten Welt. Nur die Wenigsten besaßen in diesen Tagen noch funktionierende Waffen aus diesem vergangenen Zeitalter. Meist waren es reiche Kaufleute, Sammler oder Museen, denn in der Regel waren sie verwittert oder besaßen keine Kugeln mehr. Die Herstellung der Kugeln war zu schwierig und aufwendig, für die heutige Zeit. Einmal hatte er eine Vorführung einer solchen Waffe gesehen. Er war jung gewesen, etwa 20 Jahre alt, als er auf dem gaianischen Markt an einer kleinen Bühne vorbei kam, ein Mann hielt sie hoch in die Luft, die Menschen waren wenig beeindruckt. Ein tosendes, ohrenbetäubendes Rattern ertönte, Rauch schoss aus der Mündung, angsterfüllt warfen sich einige Zuschauer zu Boden. Er wusste, dass Dinge aus der alten Welt, auch wenn sie nicht mehr funktionierten, sehr wertvoll und gefragt waren und so hoffte er auf einen kleinen Nebenverdienst. Er kniete sich hin und streckte seinen Arm aus. Unbeholfen fuchtelte er damit, doch erreichte es nicht. Er legte seinen Rucksack ab und beugte sich noch ein wenig weiter vor. Mühevoll streckte er sich so weit er konnte, sein Gleichgewicht schwankte, doch er war kurz davor. Geschafft! Seine Hand umschloss das glänzende, von Blättern bedeckte Stück und ein Schmunzeln entglitt ihm. Vorsichtig versuchte er, es an sich heranzuziehen. Urplötzlich rutschte sein Knie über die Kante des Pfades und sein Oberkörper stürzte nach vorn. Panisch versuchte er sich festzuhalten, doch es misslang. Mit dem Rücken zuerst knallte er auf die Erhebung, hinüber, überschlug sich und rollte den Abhang hinunter. Er keuchte im aufgewirbelten Staub. Seine Schultern schmerzten, er lag auf einem ebenmäßigen Pfad. Er blickte hinauf zu jener Stelle, an der er abgerutscht war. »War ich tatsächlich so weit gerollt?« Fragte er sich verwundert über seinen guten körperlichen Zustand und richtete sich auf. Er klopfte den Staub von seiner Kleidung und sah sich um. Tropische Pflanzen wucherten um ihn herum, doch noch immer war der Untergrund felsig. Verwirrt hielt er sich den brummenden Schädel, doch als er sich weiter umschaute, schreckte er auf. Der steinige Abhang verbarg eine Art Gang. Eine vermoderte, metallene Doppeltür war am Ende des felsigen Ganges in den Berg eingearbeitet. Sie war verrostet und von Ranken bewachsen. Ihre rechte Hälfte war bereits umgestürzt und lehnte gegen die Felswand. Erstaunt schritt Anank auf die Türen zu und spähte vorsichtig in hinein. Der Gestank von Tod kroch aus der Öffnung heraus und trieb ihm die Tränen in die Augen. Er hielt den Atem an, spärlich drangen einzelne Sonnenstrahlen in die trockene Felshöhle, doch was sie offenbarten, ließ ihn erzittern. Mühevoll drückte er gegen die schwere, umgestürzte Eisentür. Ein lautes Knallen ertönte, als sie vom Fels rutsche und auf dem Boden aufschlug. Er schritt hinein. Regale säumten die Wände, Kisten türmten sich hier und dort zu kleinen Hügeln auf. Fledermäuse piepsten in der Dunkelheit und flatterten nervös durch das Schwarz. Angewidert wich er zurück, als er die verrotteten Skelette sah, welche in dem Raum verteilt lagen. Es wirkte beinahe lächerlich, wie die knochigen Körper in ihren viel zu großen Militäruniformen steckten. Er schritt an die Regale und legte den Kopf in den Nacken, als er den in Halterungen befestigten Waffen der alten Welt nach oben folgte. Munitionskisten standen offen neben den Regalen, welche durch den ganzen Raum verteilt zu finden waren. Seine Augen waren weit geöffnet und er schlich durch die, von den wenigen Sonnenstrahlen, schemenhaft gezeichneten Gänge. Keuchend atmete er auf, als er die Höhle verließ, der beißende Gestank hatte ihn aus dem Waffenlager getrieben und er schnappte gierig nach Luft. Nie würde er diesen Tag vergessen, denn er ahnte, er hatte den bedeutendsten Fund in der Geschichte Gaias gemacht.

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