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Kapitel 5: Die Flucht aus Assandria
ОглавлениеFast eine halbe Stunde war bereits vergangen, seit Saibos und Hermes Wege sich getrennt hatten.
»Wo zum Teufel steckt der?« Murmelte Saibo ungestüm vor sich hin und suchte mit seinen Augen zwischen den Bäumen nach einem Lebenszeichen von Hermes. »Ob sie ihn geschnappt haben?« Unruhig schritt er Auf und Ab und versuchte in der schwärze der Nacht die Umgebung zu mustern. Plötzlich packte ihn eine Hand.
»Ich hab ihn!« Ließ eine Stimme verlauten und Saibos Herz schien stehen zu bleiben. Erschrocken packte er die Hand und schleuderte den Besitzer über seine Schulter hinweg auf den Boden. Instinktiv zog er das von der Wache entwendete Schwert und stoppte noch in letzter Sekunde den Streich.
»Ich bins!« Rief ihm panisch der am Boden liegende Mann entgegen und Saibo erkannte, dass es Hermes war, der da zu seinen Füßen lag. »Komm mal wieder runter!« Protestierte dieser völlig aufgewühlt von dem plötzlichen Angriff Saibos.
»Was heißt hier kommt runter?! Man packt einen Mann auf der Flucht nicht einfach von hinten und verkündet »Ich hab ihn!« Weißt du, wie du mich erschreckt hast?«
»Ich meinte doch nicht dich du Neandertaler! Ich meinte meinen Dolch!« Antwortete Hermes und streckte Saibo seinen edel verzierten Dolch entgegen.
»Dafür hast du dich in da rein geschlichen? Für ein Messer!?«
»Nicht EIN Messer! MEIN Dolch!«
»Sucht das ganze Gelände ab!« Schrie eine dunkle Stimme aus der Ferne auf einmal in ihr Gespräch hinein und Saibo erblickte die Lichter dutzender Fackeln zwischen den Baumstämmen. Empört und erwartungsvoll sah er Hermes in die Augen.
»Gut. Kann sein das ich von ein, zwei Leuten entdeckt wurde, als ich mir meinen Dolch aus Rhakims Thronsaal wieder geholt habe. Jetzt schau mich nicht so anklagend an. Sehen wir lieber zu, dass wir hier wegkommen.«
»Lasst die Hunde los!« Rief die Stimme in der Ferne.
Erschrocken weitete Saibo seine Augen. »Du hast recht. Gute Idee. Weg hier.« Schnell streckte Saibo ihm seine Hand entgegen und hievte ihn hoch.
Über Stock und Stein, Erde und Gras hasteten die Zwei auf ihrer Flucht durch die rabenschwarze Nacht. Im Nacken, Hundegebell und Fackeln. Mitten im Wald blieb Hermes stehen und kämpfte sich aus seinen Schuhen.
»Was tust du da!?« Fuhr Saibo ihn an. Wortlos warf Hermes einen seiner Schuhe in den Wald.
»Die haben Hunde.« Erklärte er. »Ich hab in meinem Leben genug Erfahrungen mit Spürhunden gemacht. Ich lege falsche Fährten mit meiner Kleidung.«
»Die werden uns trotzdem riechen!« Widersprach Saibo aufgebracht.
Hermes zuckte mit den Schultern. »Solange du kein Schmieröl oder Knoblauch dabei hast, ist das legen falscher Fährten unser einziger Trumpf.«
Saibo kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Schmieröl oder Knoblauch?«
»Das ist das Einzige was unseren Körpergeruch genug verdecken würde, damit die Spürhunde uns nicht riechen.«
Saibo konnte nichts einwenden, anscheinend wusste Hermes tatsächlich wovon er sprach.
»Komm weiter!« Forderte Hermes und sauste sofort los, Saibo hinterher. Während sie den Wald durchquerten, warf Hermes hier und dort Kleidungsstücke in das Gehölz und es schien zu funktionieren. Je weiter sie rannten, desto mehr rückten die Fackeln in die Ferne und je leiser wurde das Gebell der Hunde, bis es verstummte. Orientierungslos folgte Saibo seinem Wegweiser, erst durch die konfuse Eintönigkeit des Waldes und schließlich durch die Gassen der Innenstadt.
Letztlich kamen sie zum Stehen. Hechelnd stützten sich die beiden Flüchtigen auf ihre Knie und verschnauften kurzatmig.
»Ich glaube wir sind in Sicherheit...« Stellte Hermes fest.
»Wir haben sie schon lange abgehängt.«
»Zwischen abhängen und in Sicherheit, liegt ein Unterschied. Der ganze verdammte Norden wird von Rhakim kontrolliert, jeder dort würde dich umgehend verraten, sobald er Wind kriegt das Rhakim dich sucht.«
»Und was nun?«
»Nun sehen wir zu, das wir aus der Stadt kommen. Aber nicht heute. Ich kenne einen sicheren Ort. Dort werden wir heute Nacht rasten und Morgen umgehend aufbrechen.«
Saibo nickte.
»Na dann komm.«
Hermes führte Saibo durch die ärmlichen Gassen Assandrias in den Teil der Stadt, in dem die Oberschicht verkehrte. Sie schritten die Treppen eines der edlen, riesigen Ziegelhäuser hoch und blieben schließlich vor einer hölzernen Tür stehen. Skeptisch beäugte Saibo Hermes, welcher in einem rhythmischen Takt gegen die Tür klopfte. Ein kurzes Zögern. Hermes klopfte erneut, in dem selben Rhythmus und die Tür, wurde zögernd ein kleines Stück geöffnet.
»Ich bin es.« Flüsterte er durch den engen Türspalt und die Tür wurde ruckartig aufgerissen.
»Hermes!« Rief ihm ein Mädchen, etwa in seinem Alter entgegen und fiel ihm euphorisch um den Hals. Ihre braunen Augen strahlten in der Dunkelheit. Langes schwarzes Haar fiel von ihrem Kopf herab auf ihre schmalen Schultern. Saibos Blick wanderte hinunter. Ihre verschmutzte und verblichene lila Kleidung erinnerte leicht an das Kleid einer Bauchtänzerin, doch ihr schlanker Bauch wurde von einem engen weißen Shirt verdeckt, welches sie darunter trug. Mit offenem Mund stand Saibo da und sah dem Mädchen in die Augen.
»Guter Geschmack. Eine wirklich hübsche Freundin.« Feixte er und klopfte Hermes auf die Schulter, welcher jedoch nur mit einem genervten Blick reagierte. Sie traten ein und abgekämpft von den Erlebnissen des Tages folgte Saibo umgehend Hermes Angebot sich auf das Sofa zu legen. Schnell war er eingeschlafen.
Die früh morgendlichen Sonnenstrahlen kitzelten Saibos Nase und er öffnete langsam die Augen. Schwermütig kam er wieder zu sich und brauchte einen Augenblick, um zu realisieren, wo er war. Er schaute sich um. Edle Vorhänge schmückten die großflächigen Fenster. Teures, teilweise mit Gold verziertes Mobiliar stand in der weiträumigen Wohnung.
»Ganz schön luxuriös hier.« Sagte er zu dem Mädchen, welches gerade frisches Obst und Brot auf dem Tisch vor dem Fenster platzierte.
»Nicht wahr?« Antwortete sie kichernd.
»Und da soll nochmal jemand zu mir sagen: Hermes aus dir wird nie etwas.« Stieg Hermes mit ein, der gerade den Raum betrat.
»Du warst schon beim Markt?« Fragte er das Mädchen.
Sie nickte stumm.
»Scheint sich ja echt zu lohnen in dieser Stadt als Dieb.« Sagte Saibo beeindruckt. »Wenn man sich so eine Wohnung leisten kann.«
»Naja... das mit dem Leisten ist so ne Sache.« Lachte Hermes. »Eigentlich gehört die Wohnung irgend so einem reichen Schicki-Micki-Geschäftsmann-Händler-Typ.« Lässig warf er sich auf den am Tisch stehenden Stuhl. »Der ist aber für ein paar Wochen außerhalb der Stadt auf Reisen, da hat er mir seine Wohnung überlassen. Ohne Erlaubnis versteht sich.« Er biss in einen der Äpfel.
»Setz dich Saibo.« Sagte das Mädchen auffordernd und rückte einen Stuhl vom Tisch ab.
»Du kennst meinen Namen?«
»Mein Bruder hat ihn mir gesagt.«
»Wohnt der auch hier?«
»Ich bin ihr Bruder du Genie!« Warf Hermes ein.
»Oh. Und wie ist dein Name?« Fragte Saibo das Mädchen interessiert.
»Mai.« Antwortete sie knapp lächelnd und stellte den Korb in die Ecke.
»Ja, ja. Genug geplaudert. Jetzt komm endlich essen.« Drängte Hermes und Saibo setzte sich zu ihm an den gut gedeckten Tisch.
»Also gut starker Mann. Dann erzähl mal.« Er reichte Saibo etwas Brot. »Was treibt einen einsamen Mann wie dich auf eine solche Reise?«
Wortlos biss Saibo ab und kaute die Frage ignorierend vor sich hin.
»Sag schon.«
»Wenn du es genau wissen willst. Ich habe vor Kron zu stürzen und der Welt ihren wohl verdienten Frieden zu bringen.« Sagte er mürrisch.
Hermes begann zu lachen und hatte Mühe sein Essen im Mund zu behalten. »Du willst ganz alleine nach Gaia und Kron töten? Ist das dein Ernst?«
»Ich meine es toternst... Und das kannst du wörtlich nehmen. «
Hermes blieb das Lachen im Halse stecken, als er in Saibos brennende Augen sah. »Wie willst du das machen? Ganze Armeen sind gegen ihn gefallen.«
»Ehrlich gesagt ich weiß es nicht. Ich stamme aus einem Rebellenlager, welches ihm lange getrotzt hat. Bei seinem letzten Angriff legte er es in Schutt und Asche. Ich bin einer der wenigen Überlebenden. Aber es gibt das Gerücht das einige von uns gefangen genommen und in ein Arbeitslager, im Osten gebracht wurden. Alles, was ich habe ist die Hoffnung, dass es wahr ist und das ich es schaffen kann sie zu befreien.«
»Selbst wenn. Du würdest NIEMALS genügend Männer zusammenkriegen, um Kron auch nur ansatzweise trotzen zu können.« Wendete Hermes ein.
»Denkst du etwa, ich weiß das nicht!?« Saibos Stimme wurde laut und zornig, ja er schrie geradezu. »Denkst du, ich bin mir nicht im klaren darüber, wie aussichtslos mein Plan ist?« Eingeschüchtert senkte Hermes den Blick. Saibo fuhr fort. »Ja! Vermutlich werde ich scheitern! Du verstehst so etwas nicht! Ich bin kein Straßendieb, ich bin ein Krieger. Und die Freiheit ist alles, was ich anstrebe! Für die Freiheit werde ich nicht nur kämpfen, ich werde für sie sterben!«
Ein Schweigen ging von Hermes und der mittlerweile ebenfalls am Tisch sitzenden Mai aus.
»Tut mir leid.« Entschuldigte sich Saibo nach einigen Augenblicken.
Mai sah ihn besänftigend an. »Schon gut. Hermes spricht oft, ohne vorher nachzudenken« Sagte sie und warf diesem einen vorwurfsvollen Blick zu.
Nach einigen Minuten des schweigsamen essens, lockerte sich die Stimmung wieder. Hermes war aufgestanden und hatte eine Karte aus einem großen, hölzernen Schrank geholt und sie auf dem Tisch ausgebreitet. Er deutete mit seinem Finger auf einen Punkt der Karte südlich von Gaia, am Fluss Nereus.
»Also du willst nach Osten?« Fragte er Saibo.
Er nickte.
»Dann würde ich vorschlagen, wir versuchen uns an Bord eines der Handelsschiffe zu schmuggeln. Sie werden den Fluss Triton nach Norden fahren und von dort aus die Abzweigung auf den Nereus nehmen. Der Nereus durchläuft alle großen Städte im Osten.
Was du dann machst ist mir egal. Hauptsache wir kommen aus Assandria raus, mit der Aktion gestern, werden wir hier keine zwei Tage mehr überleben.«
»Moment mal. Wir?«
»Ich und Mai. Dachtest du ich lasse meine Schwester hier allein zurück?«
Mürrisch haperte Saibo einen Augenblick, denn jeder Mitreisende war zusätzlicher Balast, doch er sah ein, dass Hermes seine Schwester nicht allein in dieser verkommenen Stadt zurücklassen wollte. »Also gut. Was schlägst du vor?«
Hermes richtete sich auf. »Heute Nachmittag wird das alljährliche Straßenfest zu ehren Gaias stattfinden. Die Straßen werden voll sein mit Leuten, die die Parade sehen wollen. Das wird der perfekte Zeitpunkt sein, um unerkannt aus der Stadt zu verschwinden. In den tosenden Massen wird Rhakim uns niemals finden. Wir schleichen uns einfach an den Hafen und verstecken uns auf einem der zahlreichen Schiffe, welche hier anlegen werden, um Speisen und Materialien für das Fest zu liefern.«
»Klingt gar nicht schlecht.«
Stolz grinste Hermes. »Der Plan stammt ja auch von mir. Da kann gar nichts schief gehen.«
Als die Sonne am frühen Abend allmählich sank und die Stadt in ein orangenes Licht tauchte, stand Saibo gebannt an der großen Fensterfront und blickte herab in die, wie von Hermes prophezeit, von tosenden Menschenmassen überfüllten Straßen. Es fiel ihm schwer zu glauben, dass so viele Menschen, wie sich dort unten in den Straßen tummelten in dieser Stadt lebten. Sie wirkten beinahe wie ein Ameisenhaufen, wie sie sich lückenlos an den Straßenrändern drängten, während opulente, groß podestrige Wagen, gezogen von bis zu acht Pferden durch die Straßen rollten. Sie waren teuer verziert, auf einigen winkten Generäle, Adlige und weitere vermeintlich große Leute in die Massen. Andere stellten Szenen oder Abbildungen von Personen in Übergröße dar. Ein eisiger Schauer lief Saibo den Rücken runter, als ein prunkvoller Wagen mit einer überdimensionalen Statue Krons durch die Massen glitt. Wenige mutige »Buh-Rufe« ertönten aus der Masse, doch der Großteil der Festbesucher jubelte dem von Soldaten umgebenen Gebilde zu.
»Rückradlose Heuchler...« Grummelte Saibo und zog die Gardine zu.
»Startklar?« Fragte Hermes ihn von hinten und zurrte sich einen Rucksack auf den Rücken.
Saibo sah ihn skeptisch an. »Und du bist dir sicher das das klappt?«
»Klar! Am Hafen herrscht Hochbetrieb, die haben da überhaupt keinen Überblick, wer von den Schiffen Auf und Ab steigt.«
Sie gingen die alten, morschen Treppen des Gebäudes hinunter und gelangten durch die hohe Eingangstür hinaus auf die Straße. Die Massen auf den Straßen ließen sie augenblicklich den Überblick verlieren.
»Verdammt« Sagte Hermes und wendete sich Mai zu. »Schade das wir ausgerechnet heute die Stadt verlassen. Wäre ganz schön Beute geworden...«
Konfus schaute Saibo sich in der Menge um, störrisch drückten sich die Leute gegenseitig beiseite und liefen kreuz und quer durcheinander. Weiter vorn standen sie, wie festgefroren an der Straße und schauten mit großen Augen auf die vorbeiziehenden Festwagen. Sie redeten wild gestikulierend durcheinander, lachten, schrien, stritten und tanzten. Es war wie ein Rausch, eine Flutwelle aus Eindrücken und Gefühlen, die in der Menge wild durcheinanderwirbelten. »Saibo? Hörst du mir zu?« Fragte Hermes gegen den Lärm ankämpfend und rüttelte an seiner Schulter.
»Ja?«
»Halte dich dicht bei uns. Ich gehe voran, anschließend meine Schwester und du passt auf das du uns nicht verloren gehst. Hier kann man schnell in Schwierigkeiten geraten, sind einige zwielichtige Leute heute unterwegs, klar?«
»Klar.« Sagte Saibo hektisch nickend und kaum hatte er das ausgesprochen, marschierte Hermes auch schon los. Zügig preschte er durch die Menge, ständig mit einem prüfenden, rückwärtigen Blick auf seine Schwester, welche grazil zwischen den Menschen hindurch schlüpfte. Saibo hingegen hatte sichtliche Probleme an ihnen dran zu bleiben. Das Drängeln und Schubsen verringerte seine anfängliche Zurückhaltung, sodass er die im Weg stehenden immer grober und ruppiger zu den Seiten weg schubste um Hermes und Mai nicht zu verlieren. Krampfhaft versuchte er sich auf die Zwei zu konzentrieren, doch immer wieder lenkten ihn die Menschen und die Parade ab. Riesige feuerbetriebene Paradeballons, in den Formen von Pferden und mystischen Wesen, glitten an den Festwagen befestigten Leinen über den Himmel. Feuerspiele ließen Saibos Augen glitzern. Flammen in allen nur erdenklichen Farben blitzten auf und wirbelten über die Festivitätsbesucher hinweg, um dann im Nichts zu verschwinden. Auch wenn Saibo Gaia hasste, so musste er gestehen, dass diese Parade ein wunderschönes Schauspiel war. Nie in seinem Leben, hatte so etwas beeindruckendes gesehen. Gen Westen kämpften sie sich durch die Straßen, die engen, unübersichtlichen Gassen weiteten sich und die Parade schien kein Ende zu nehmen. Die gesamte Stadt war erfüllt von den Lichtspielen und den atemberaubenden Konstruktionen die in titanischer Manier die Häuserschluchten durchquerten.
»Es ist nicht mehr weit.« Rief Hermes von vorn und das anstehende Erreichen des Hafens beschleunigte seine Schritte. Urplötzlich stoppte er mitten im Gang, so abrupt das Saibo mit Mai zusammenstieß.
»Was ist los?« Fragte der Rebell Hermes, welcher wie eine Statue in der Menge stand.
»Ganz ruhig.« Antwortete er. »Geh ganz langsam rückwärts...«
»Warum? Was ist?«
»Tu es einfach!«
Als Saibo sich gerade umdrehen wollte, packte ihn Hermes an der Schulter.
»Lauf!«
Ein konfuser Blick in den Bereich hinter ihn beantwortete Saibos Frage.
»Ist das Hermes!?« Zuckte ein junger, kahl rasierter Mann auf und zwei weitere, richteten sofort ihren Blick auf die Drei. »Holt Aga! Wir haben ihn!« Befahl der Dritte und ehe Saibo sich versah, rannten Hermes und Mai an ihm vorbei durch die Menge.
»Verdammt!« Stöhnte er erschrocken und hastete den Dieben hinterher. Wendig wie Wiesel flitzten sie. Menschen glitten vorüber, Flammen zischten vorbei.
»Schneller!« Forderte Hermes.
»Bleib stehen du Ratte!« Die Verfolger.
Sie rannten durch eine dunkle Seitenstraße und hechteten über die Obdachlosenbehausungen hinweg, bis zur anderen Seite. An ihrem Ende wartete die gleiche Szenerie wie zuvor.
»Da!« Schrie jemand von der Seite und es war Aga, den Saibo dort unverhofft erblickte.
Hermes Blick blieb an einem der Festwagen kleben und seine Lider zogen sich nachdenklich zusammen. »Kommt mit!«
Er rannte durch die Zuschauer hindurch, auf die offene Straße.
»Was hat er vor?« Fragte Saibo Mai, doch sie zuckte nur mit den Schultern und lief zu ihrem Bruder.
»Hey! Runter von der Straße!« Alarmierte einer der Soldaten neben dem Festwagen und marschierte schnurstracks auf sie zu.
»Übernimm du den!«Rief Hermes Saibo zu. Entschlossen zog dieser sein Schwert. Die Soldaten richteten ihre Blicke auf ihn. Im Augenwinkel sah er, wie Hermes den Festwagen erklomm.
»Was zum Teufel...?« Murmelte Saibo, doch blieb ihm keine Zeit, um den Satz zu Ende zu sprechen, denn von hinten stürmten Aga und seine Gefolgsmänner aus der Masse hervor und von vorn kamen die Soldaten. »Hermes? Ich könnte hier etwas Hilfe gebrauchen!«
»Komm rauf!« Hallte es zurück.
»Rauf?«
Saibo brauchte eine Weile um Hermes zu lokalisieren und er staunte nicht schlecht, als dieser gerade Mai in einen Korb auf dem Festwagen half, über dem ein riesiger Ballon in Vogelform schwebte.
Agas Männer standen nun auf der offenen Straße. »Und was wollt ihr?« Fragten die Soldaten sie und hörten auf Saibo zu beachten. Er nutzte den Moment ihrer Unaufmerksamkeit und hechtete den großen Festwagen hoch. Hermes und Mai kappten die ringsherum befestigten Seile des Korbes und schnitten um so schneller, als sie bemerkten das sowohl Agas Männer, als auch die Soldaten auf den Festwagen zu preschten.
»Verdammt! Was soll das werden!?« Fuhr Saibo Hermes an.
»Kapp das Seil!« Entgegnete Dieser. Eine gigantische Stichflamme brannte über den Dieben auf und Saibo kappte das letzte Seil. Rasant stieg der Ballon an.
»Stopp!« Schrien die Soldaten und Saibo sah hektisch umher. Der Korb stieg in die Lüfte. Knapp grapschte er sich das gekappte Ende des Seils und der Ballon riss ihn in die Höhe. Er sah hinab auf die schimpfenden Soldaten, welche in rasantem Tempo immer kleiner wurden.
»Verdammte Scheiße!« Fluchte er, während der Ballon immer höher stieg.
Mit zu ihm ausgestreckten Armen flehten Hermes und Mai »Komm endlich rauf!« »Nimm meine Hand!«
Zähne knirschend zog sich der Rebell das Seil hoch und packte Hermes Hand. Angestrengt stöhnte Dieser auf und zerrte ihn mit Mais Hilfe hinauf in den Korb.