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PSYCHOLOGIE Die Träume anderer Leute

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Auch wenn der Trend vermehrt in Richtung Body Positivity geht, zeigen einige Studien, dass viel Zeit auf sozialen Medien insbesondere bei jungen Mädchen zu negativen Gefühlen führen kann. Dabei ist immer wieder die Rede von unserem Selbstwertgefühl. Aber was genau ist das eigentlich und wieso haben soziale Medien einen Einfluss darauf?


Wenn man in der Psychologie von sich selbst spricht, dann werden folgende Begriffe unterschieden: Selbstbild und Selbstwertgefühl, Idealbild und Fremdbild. Unser Selbstbild umfasst all die Eigenschaften, die wir uns selbst zuschreiben, und beeinflusst uns in der Art und Weise, wie wir denken, fühlen und handeln. Einfach gesagt: Wer bin ich, was mag ich, was kann ich? Unser Selbstbild steht stets im Zusammenhang mit unserem Idealbild. Unter dem Idealbild wird die Vorstellung verstanden, wie wir gerne sein möchten. Jeder Mensch strebt eine Anpassung des eigenen Selbstbilds an das eigene Idealbild an. Jeder möchte also von dem Menschen, als der er sich jetzt gerade sieht, zu dem Menschen entwickeln, der er gern sein möchte. Wenn Selbstbild und Idealbild starke Unterschiede aufweisen, geht das oft mit negativen Gefühlen und Gedanken über uns selbst einher. Schließlich sind wir dann nicht so, wie wir gern wären. Nicht schön, klug, fleißig oder mutig genug. Wir sind dann traurig und fühlen uns minderwertig. Häufig wird dann auch von einem geringen Selbstwertgefühl gesprochen. Hier zwei Beispiele, wie sich das Zusammenspiel von Selbst- und Idealbild auf unser Verhalten und das Selbstwertgefühl auswirkt: Ida hat die Vorstellung, jedes Mädchen müsse klug und hübsch sein. Ihr Selbstbild beinhaltet die Annahme über sich selbst, dass sie zwar recht klug sei, aber nicht wirklich hübsch. Dies wirkt sich auf ihre Gefühle, Gedanken und ihr Handeln aus. Im Unterricht fühlt sich Ida wohl, sie ist motiviert, Neues zu lernen, und meldet sich häufig. Wenn sie aber mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern zum Baden geht, fühlt sich Ida unwohl. Es kommen Gefühle wie Scham und Neid auf und sie ist die Erste, die ins Wasser geht, damit man sie nicht lange im Bikini sieht.

Ein anderes Beispiel ist Leon. Er ist klein. Jetzt nicht superklein, aber schon deutlich kleiner als die Jungs aus seiner Klasse, und sieht damit auch mindestens zwei Jahre jünger aus. Klein sein ist so ziemlich das Blödeste, was einem Jungen passieren kann, meint Leon. In seinem Idealbild von einem 16-Jährigen findet sich so etwas wie: groß, muskulös, breite Schultern, tiefe Stimme, cool und eigentlich schon ein Mann. Dass sich Leon ungefähr nichts zutraut, ist klar, sein Selbstwertgefühl ist im Keller, denn sein Selbstbild ist weit entfernt von seinem Idealbild. Aber Leons Selbstbild ändert sich schlagartig, als Luci neu in die Klasse gekommen ist. Luci ist zwar deutlich größer als Leon, findet ihn aber ziemlich lustig und cool. Die beiden freunden sich an und Leon merkt, wie unwichtig es ist, groß zu sein. Er hat, so wie er ist, auch Spaß und kann glücklich sein. Luci hat also durch das Fremdbild auf Leon ganz andere Stärken in ihm hervorgeholt und damit auch sein Selbstwertgefühl gestärkt.

Das Fremdbild beschreibt das, was andere von uns denken. Auch dies hat Einfluss auf unser Selbstbild. Wie andere von uns denken, kann uns in unserem Selbstbild auf- oder abwerten. Wenn Ida nun ein Foto von sich auf Instagram hochlädt und dafür viel Anerkennung erhält, kann dies ihr Selbstbild bezüglich ihres Aussehens verändern und ihr Selbstwertgefühl steigern. Feedback anderer Menschen ist also wichtig für uns. Soziale Medien können dafür eine tolle Plattform sein.

Jedoch hat dieser Mechanismus auch Schattenseiten: Die Tatsache, dass soziale Medien stark mit unseren Träumen spielen, führt zu einer Steigerung unseres Idealbilds ins Unerreichbare. Nur einen Fingerwisch entfernt ist wieder jemand besser, schöner, erfolgreicher, sportlicher oder reicher. Während deine Eltern sich als Teenager mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern verglichen haben, wirst du durch soziale Medien mit mehreren Millionen Menschen konfrontiert, an denen du dich messen kannst. Das Selbstwertgefühl wird quasi ständig bedroht. Damit ergibt sich ein Teufelskreis. Je mehr Zeit du auf sozialen Netzwerken verbringst, desto mehr wirst du mit der Scheinwelt dort konfrontiert und tauchst so immer weiter in diese ab. Die Vermittlung und Auseinandersetzung mit diesen extremen und teils unrealistischen Idealen kann negative Konsequenzen haben. Viele junge Menschen fühlen sich dadurch in ihrem Körper und ihrem Leben, so wie sie sind und es leben, nicht wohl. Sie konzentrieren sich ausschließlich auf ihr Fremdbild. Was dabei auf der Strecke bleibt, ist das Selbstbild, das Selbstwertgefühl unabhängig von Fremd- und Idealbild. Denn Studien belegen, dass die übermäßige Beschäftigung mit sozialen Medien uns von unseren eigenen Wünschen und Träumen ablenkt. Statt zu tun, was wir möchten, eifern wir „falschen Vorbildern“ und deren Träumen nach.

Frage dich: Was macht mich wirklich aus, was schätzen Freundinnen und Freunde, Familie oder andere Menschen an mir? Mit welchen Menschen, bei welchen Tätigkeiten und an welchen Orten fühle ich mich besonders wohl? Einen eigenen Kompass für seine Werte zu haben, also zu wissen, was einem im Leben wirklich wichtig ist, ist laut der Wissenschaft einer der größten Schutzfaktoren gegenüber psychischem Leidensdruck. Wenn du zum Beispiel weißt, dass du gerne mit Tieren arbeiten würdest, dass du es liebst, mit deinen Freunden Musik zu hören, ist vielleicht ein Foto eines Models oder Rappers schön anzuschauen, aber hat nichts mit deinem eigenen Leben oder Träumen zu tun. Eigene realistische Werte zu haben, schützt also vor einem selbstwertbedrohlichen Vergleich. Und wenn du noch nicht weißt, was deine Werte sind, kein Stress: Triff Freund*innen, suche dir Hobbys oder gehe diesen nach, die dir bislang Freude bereitet haben, verbringe Zeit mit deiner Familie, wenn sie dir guttut, versuche so viel wie möglich im Hier und Jetzt zu leben und weniger Zeit damit zu verschwenden, dich mit Menschen zu vergleichen, die so, wie sie sich präsentieren, im echten Leben vermutlich gar nicht wirklich existieren.

Echt jetzt?

Deine Schuhe sind das Erste, was andere unbewusst an dir bemerken.

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