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PSYCHOLOGIE Kämpfen, Fliehen oder Totstellen

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Wie du juristisch bei so einem Identitätsdiebstahl vorgehen kannst, weißt du jetzt. Aber wie geht es wohl einer Person damit, wenn sie Opfer einer solchen Bloßstellung oder eines Betrugs wird, und warum reagieren die Menschen so unterschiedlich darauf?

Nehmen wir an, so ein „Identitätsklau“ passiert aus einer Kränkung heraus. Jemand kommt nicht über eine Trennung hinweg. Es wird ein Instagram-Profil erstellt, das die andere Person in einem schlechten Licht dastehen lässt. Vielleicht hast du so etwas schon einmal in deinem Umfeld erlebt. Wie ist die betroffene Person, also die, die dem Identitätsklau zum Opfer gefallen ist, damit umgegangen? Ist sie zur Polizei gegangen? Hat sie gar nichts gemacht? Hat sie sich furchtbar geschämt? Hat sie sich zurückgezogen? Hat sie sich am Täter gerächt und ihn auch blamiert? Wenn wir hundert Menschen befragen würden, wie sie sich in so einer Situation verhalten würden, bekämen wir vermutlich hundert verschiedene Antworten. Für alle Personen gibt es eine Gemeinsamkeit: Es stellt eine Ausnahmesituation dar, die vor allem ein wichtiges Grundbedürfnis verletzt, nämlich unser Bedürfnis nach Bindung (s. Seite 18). Peinliche Bilder beispielsweise bedeuten für betroffene Personen, dass andere sie ablehnen oder eine Gruppe sie ausschließen könnte. Obwohl alle Menschen diese Ängste haben, reagiert jeder auf eine solche Verletzung anders. Die Risikoforschung geht davon aus, dass sich in Notsituationen die Reaktion des Menschen in drei Grundtypen einteilen lässt: Der erste Typ ist der „Kämpfer“, der zweite Typ ist der „Flüchtende“ und der dritte ist der „Totsteller“. In unserem Beispiel würde eine Person des Typs 1 der Person, die ihn bloßgestellt hat, den Kampf ansagen. Er würde vielleicht zur Polizei gehen oder den Täter selbst beschämen, indem er peinliche Dinge über ihn verbreitet. Eine Person des Typs 2 würde vielleicht dem Täter aus dem Weg gehen, ihn blockieren oder im Extremfall sich von sämtlichen sozialen Netzwerken abmelden. Für den Körper und die Psyche am folgenschwersten ist häufig die Reaktion einer Person des Typs 3. Denn der Totsteller unternimmt gar nichts. Er ist so ohnmächtig in dieser Situation, dass er nicht handeln kann. Er bleibt auf all dieser Verletzung sitzen und fühlt sich einfach nur schlecht.

Aber was kann man tun, um seinem biologischen Muster nicht aufzusitzen und stattdessen das zu tun, was in der jeweiligen Situation angemessen ist? Hilfreich ist zuerst einmal eine Selbsteinschätzung: Welcher Typ bist du? Zu was neigst du in Krisensituationen? Und zweitens: Wie handle ich am besten, basierend auf meiner typischen Reaktion? Hier sind Gespräche am hilfreichsten: im Freundeskreis, mit Eltern oder Lehrkräften. Wenn du das Gefühl hast, du wirst dort nicht verstanden, gibt es immer die Möglichkeit, das Krisentelefon anzurufen. Jede Reaktion ist in Ordnung und nachvollziehbar. Kein Mensch ist schlechter oder schwächer als der andere, nur weil er zu einem bestimmten Typ neigt. Dadurch spiegelt sich einfach nur wider, was wir bisher erlebt haben und womit wir früher schon erfolgreich Krisen gemeistert haben.

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