Читать книгу WTF?! So tickt das Netz - Tobias Schrödel - Страница 15
RECHT Was soll ich gemacht haben?
ОглавлениеVor einiger Zeit kam ein junger Mann in meine Kanzlei. Er war ganz aufgeregt, denn am Vormittag hatte er sich mit einem Arbeitskollegen gestritten. Dieser Kollege fühlte sich von meinem Mandanten auf Facebook beleidigt. Das Problem an der Sache war nur: Mein Mandant hatte gar keinen Facebook-Account! Eine dritte Person hatte den Account angelegt und mit Fotos meines Mandanten bestückt, die im Internet zu finden waren. Leider konnten wir nie herausfinden, wer diese dritte Person war. Sie musste allerdings aus dem unmittelbaren Arbeitsumfeld meines Mandanten stammen. Denn die Informationen, die dort gepostet wurden, konnten nur Insider haben. Der Streit mit dem Kollegen konnte geschlichtet werden und auch Facebook hat das gefälschte Profil schnell gelöscht. Der Schaden hielt sich also in Grenzen.
Oft werden jedoch falsche Identitäten angelegt, um Bestellungen auszuführen. So kam vor geraumer Zeit ein Betrüger auf die Idee, unter meinem Namen, Christian Solmecke, zahlreiche Waren im Internet zu bestellen und sich an eine DHL-Packstation liefern zu lassen. Die Waren wurden natürlich nie bezahlt. Die Rechnungen gingen an meine Adresse. Als Anwalt wusste ich selbstverständlich, was zu tun war: Ich teilte den Onlineshops mit, dass ich dort nie etwas bestellt hatte. Rechtlich war es die Pflicht der Händler, mir nachzuweisen, dass die Bestellungen auch tatsächlich von mir getätigt worden waren. Das konnten sie nicht und die Rechnungen wurden storniert. Die wahren Betrüger konnten mit den Paketen aus den Packstationen verschwinden und wurden nie gefasst. Die Händler blieben auf dem Schaden sitzen. Wenn du also eine Rechnung bekommst, ohne etwas bestellt zu haben, melde dich bei dem Händler und ignoriere sie nicht.
Identitätsdiebstahl ist in den letzten Jahren deshalb so einfach geworden, weil wir alle täglich zahlreiche Informationen über uns frei verfügbar ins Netz stellen. Es ist also ganz einfach, die Adresse einer Person herauszufinden und diese dann auch noch mit einigen Fotos des gleichen Menschen zu versehen. Sei dir daher bewusst, dass mit jeder freiwilligen Preisgabe privater Informationen auch das Risiko für einen späteren Identitätsdiebstahl steigt. Einige Betrüger nutzen den Identitätsdiebstahl auch für das sogenannte Social Hacking. Dabei wird zunächst einmal eure perfekt gefälschte Identität bei Facebook oder Instagram angelegt. In einem weiteren Schritt wird euren Freunden vorgegaukelt, ihr hättet euer Passwort verloren und deshalb einen zweiten Account eröffnet. Eure Freunde glauben das und folgen dann dem Fake Account. Schließlich bittet der Betrüger darum, Passwörter für ihn zu empfangen, SMS weiterzuleiten oder sonstige kleine Dienste für ihn auszuführen. Da vorher das entsprechende Vertrauen aufgebaut worden ist, zeigen sich viele Menschen hilfsbereit, machen mit und werden so unbewusst zum Werkzeug verschiedenster Betrügereien. Damit dir das nicht passiert, googele dich ruhig regelmäßig. Es kann auch nicht schaden, das eigene Foto in die Google-Bildersuche einzugeben. So findet ihr Klone von euch und könnt eure Freunde vor eurem gefälschten Profil warnen.
Echt jetzt?
Im Jahr 2018 haben Betrüger deutsche Onlineshops insgesamt um unglaubliche 1,3 Milliarden Euro abgezockt.