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10 Rückzahlung der Schulden
ОглавлениеPretoria, September 2009
Am Freitag, den 18. September 2009 stieg Billy Rautenbach in Simbabwe in ein Flugzeug, hob ab und flog Richtung Süden. Während sein Flieger durch den Diamanthimmel eines südafrikanischen Frühlings segelte, konnte Rautenbach ein ganz neues Gefühl der Freiheit genießen. Seit die »Skorpione«, die Elitepolizeieinheit im Südafrika nach der Apartheid, zehn Jahre zuvor begonnen hatte, seine Aktivitäten unter die Lupe zu nehmen, war ihm diese Reise viele Jahre lang unmöglich gewesen. Damals war gegen ihn ein internationaler Haftbefehl wegen Korruption, Diebstahl und Betrug erlassen worden, woraufhin er sich nur noch im Simbabwe und im Kongo aufhalten konnte, wo er die Behörden überzeugen konnte, den Haftbefehl nicht in die Tat umzusetzen. Er hatte nicht einmal mehr nach London reisen können, um seinen Sohn zu treffen. Das Problem mit dem internationalen Haftbefehl hatte er bereits vor vier Jahren lösen können. Dazu hatte es nur der Bekanntschaft mit dem südafrikanischen Drogenhändler, Glenn Agliotti, bedurft, dem er einhundert Tausenddollarnoten übergab. Davon reichte Agliotti mindestens 30 000 Dollar an den ersten schwarzen Polizeichef Südafrikas Jackie Selebi weiter, der sich als nicht weniger korrumpierbar erwies als seine Vorgänger unter der Apartheid. Er hob nicht nur den internationalen Haftbefehl auf, sondern löste außerdem auch die Skorpione auf – bevor herauskam, wie er seinen Einfluss missbrauchte und er selbst verhaftet wurde. Für Rautenbach war das Ganze ein gutes Geschäft gewesen. Er hatte sogar behaupten können, nicht gewusst zu haben, dass Agliotti das Geld zur Bestechung Selebis verwenden würde. Aber jetzt waren immer noch die in Südafrika anhängigen Anklagen zu bewältigen und genau darum ging es heute.
Rautenbachs Flugzeug landete auf einem Privatflughafen in der Nähe von Johannesburg. Von dort machte er die kurze Reise nach Pretoria, wo er beim Gericht vorstellig wurde. Aus den schlimmsten Vorwürfen gegen ihn wie der Beschuldigung, dass er beim Tod eines koreanischen Konkurrenten die Finger im Spiel gehabt hatte, war nie eine formale Anklage entstanden. Es gab allerdings noch 326 weitere Anklagen, bei denen es ausnahmslos um Wirtschaftsverbrechen ging. Rautenbach bekannte sich in allen Punkten schuldig. Oder genauer gesagt tat das sein Fuhrunternehmen für ihn. Die südafrikanischen Ankläger hatten gegen ein Bußgeld von fünf Millionen Dollar einer Vereinbarung zugestimmt, nach der gegen Rautenbach selbst keine Anklage erhoben würde.
Das war eine äußerst sinnvolle Verwendung eines kleinen Teils der enormen Summe, die er an genau diesem Tag eingenommen hatte. Seine Wohltäter waren drei Geschäftsleute aus Zentralasien: Sascha Maschkewitsch und seine Partner.
Während Rautenbach in Pretoria dabei war, seine rechtlichen Probleme zu lösen, gab der Konzern des Trios, ENRC, bei der Londoner Aktienbörse eine Erklärung ab. Die ENRC werde fast eine Milliarde Dollar für den Kauf von Camec ausgeben. Das war das Bergbauunternehmen, das Platinschürfrechte in Simbabwe erworben hatte, indem es zustimmte, dem Mugabe-Regime genau zu dem Zeitpunkt 100 Millionen Dollar zu überweisen, an dem er dringend Geld brauchte, um die Wahlen von 2008 zu stehlen. Aufgrund von Rautenbachs Anteil an Camec hatte er nun einen Anspruch auf 124 Millionen Dollar. Das Bußgeld von 5 Millionen Dollar für seine Entlastung in Südafrika fiel dagegen kaum ins Gewicht.