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Vorwort zur zweiten Auflage

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Ohne Frage, Nicholas Thomas Wright gehört zu den weltweit prägendsten Bibellehrern unserer Zeit. Der sympathische Brite hat durch sein beeindruckendes Gesamtwerk in den letzten 30 Jahren ganze Generationen an theologischen Gelehrten beeinflusst und lehrt aktuell als Professor für Neues Testament an der Eliteuniversität St. Andrews in Schottland. In den Jahren 2003 bis 2010 war er „Bishop of Durham“ und damit Seelsorger und Ansprechpartner für einen Kirchenbezirk innerhalb der anglikanischen Kirche.

Als wäre das nicht schon genug, gelingt es N. T. Wright auf besondere Weise, seine akademischen Erkenntnisse so runterzubrechen, dass sie für Nichtstudierte zu einem spannenden und prägenden Erlebnis werden. Vielleicht geht dieses Anliegen darauf zurück, dass Wright immer nah an den Menschen und nie nur der abgehobene Professor war. Wright gelingt es dabei besonders gut, komplexe Zusammenhänge sowie tiefgehende theologische Überlegungen in einer Weise auszudrücken, die verständlich sind und trotzdem nie oberflächlich.

Das besondere an Wrights Büchern ist, dass er – als einer der führenden Kenner des Judentums des 1. Jahrhunderts und der ersten Christenheit – die biblischen Texte sehr fundiert in ihrer Entstehungszeit auslegt und diese somit eine ganz eigene und ursprüngliche Bedeutung bekommen. Erst dann fragt er, was diese Texte für die heutige Zeit bedeuten, und legt die gewonnen Erkenntnisse für Kirche und Christen aus.

So überrascht es nicht, dass dieses Buch eine zweite Auflage braucht – höchstens die Tatsache, dass dies so lange gedauert hat. Denn ich halte „Von Hoffnung überrascht“ für eines der wichtigsten Bücher von N. T. Wright. Aufgrund meines Berufes lese ich viele Bücher, was ein großes Privileg ist, aber auch dazu führt, dass ich manches wieder vergesse. Bei „Von Hoffnung überrascht“ war das anders, es war ein prägendes Leseerlebnis, sodass ich heute sogar noch genau weiß, wo ich es gelesen habe: Es war im Urlaub am Lago Maggiore 2010, damals noch im englischen Original „Surprised by hope“. Vieles, was mich damals in meinem Glaubensleben beschäftigte, hat Wright gekonnt in Worte gefasst und das so spannend wie in einem Kriminalroman.

Vielleicht liegt es auch am Thema: Es geht um die Auferstehungskraft Christi und welche Hoffnung darin für uns heute liegt. Eine Hoffnung, die die Kraft besitzt, die Gegenwart zu verändern. Eine Hoffnung, die Himmel und Erde miteinander verbindet. Wright entfernt sich von einer dualistischen Weltsicht, die sich von Platon geprägt über Augustinus, Luther und den Pietismus bis heute in vielen Köpfe verankert hat und die uns sagt, dass Himmel und Erde zwei getrennte, nicht miteinander verbundene Systeme sind. Die Verbindungslinie liegt vor allem darin, dass man auf Erden eine bestimmte Entscheidung trifft, die dann als eine Art Fahrkarte in den Himmel gilt. In diesem Himmel ist dann alles gut und wir müssen hier auf Erden einfach noch ein bisschen durchhalten, bis es dann endlich so weit ist. Ähnlich verhält es sich dann mit der Hölle für all diejenigen, die das mit der Fahrkarte nicht auf die Reihe bringen wollen oder können. Anders bei Wright, seine eschatologische Hoffnung zeigt sich ganz konkret in unserem Leben, ja, sie verbindet Himmel und Erde in Zeit, Raum und Materie. Und zwar in den fundamentalen Fragen unseres Lebens: Wer bin ich und was tue ich jetzt (Zeit) und hier (Raum) und in diesem Körper (Materie)? Das Handeln Gottes ist also in dieser Welt ganz konkret, so konkret wie die Menschwerdung dieses Gottes in Jesus Christus.

Wright gelingt es dabei immer wieder, die großen Linien der Bibel aufzuzeigen. Er weist klug und plausibel auf, dass unsere Geschichte und unser Weltbild unser Bibelverständnis prägen, und orientiert sich deshalb an den Weltbildern der Bibel. Sein Motto könnte also lauten: Zurück zu den Quellen und von da aus dem Fluss folgen, nur so können wir die biblischen Inhalte richtig verstehen. Wright nennt diesen Fluss gerne „Story“ und meint damit die große Geschichte Gottes, in die sich unsere kleine, persönliche Geschichte einreiht.

Wright greift bei seinen Ausführungen dabei gerne auf seine akademischen Forschungen zurück (vor allem auf das 1036-Seiten-Opus „Die Auferstehung des Sohnes Gottes“), um dann mit vielen persönlichen Beispielen, hilfreichen Bildern und Vergleichen sowie leicht verständlicher Sprache das Thema Hoffnung zu entfalten. Und diese Hoffnung ist für Wright nichts Abstraktes, nichts Unsichtbares, sondern zeigt sich ganz real im anbrechenden Reich Gottes hier auf Erden in unseren Familien, Freundeskreisen, Kirchen und Kommunen und transformiert Stück um Stück unser Denken und Handeln.

Zuletzt sei mir noch ein persönliches Wort gestattet. Mich verbindet mit N. T. Wright seit vielen Jahren ein freundschaftliches Verhältnis. Ich hatte das Vorrecht, öfters, mit ihm unterwegs gewesen zu sein, und muss sagen, dass ich selten einem gleichermaßen klugen, demütigen und charakterstarken Menschen begegnet bin. Ich glaube, dass dies ganz einfach daran liegt, dass sich die Hoffnung, von der er schreibt, in seinem eigenen Leben widerspiegelt und ihn Stück um Stück verändert. Und das ist eines der größten Komplimente, die man einem Menschen machen kann.

So bleibt mir, Ihnen viel Freude und hoffnungsvolle Erkenntnisse beim Lesen zu wünschen.

Dr. Tobias Faix, Professor für Praktische Theologie an der CVJM Hochschule Kassel und Leiter des Instituts für Transformationsstudien (ITS)

Von Hoffnung überrascht

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