Читать книгу Petra und der Reiterhof - Torbjörg Hagström - Страница 14

Petras Entschluß

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Am nächsten Tag kam Petra mit einem feinsäuberlich eingegipsten Arm wieder nach Hause. Als erstes rief sie gleich bei Karin an. Sie erzählte ihr, was passiert war, und sagte, daß für sie und Klaus ein Ersatz für die Festvorführung gefunden werden müßte und daß man sie von den Wettkampflisten streichen sollte.

Dann ging sie in den Stall. Svala begrüßte sie wie immer mit freudigem Wiehern. Mit der rechten Hand band Petra ihr Pony los, führte es auf die Weide und ließ es dort frei. Lange Zeit stand sie am Gatter und sah zu, wie Svala graste.

Sie wußte, daß sie nun nie wieder das gleiche für Klaus empfinden würde, nachdem sie erlebt hatte, wie rücksichtslos er sein konnte. Natürlich tat er ihr leid, doch sie konnte sich nicht länger selbst belügen. Endlich hatte sie begriffen, daß sie und Klaus nicht zusammenpaßten. Alles war anders, als sie es sich erhofft hatte.

Daß sie nicht an den Wettkämpfen teilnehmen konnte, war ebenfalls eine große Enttäuschung. Svala war in so guter Form. Ihre Muskeln spielten unter dem glänzenden schwarzen Fell, und jede Bewegung der kleinen Stute verriet Kraft und Energie. Svala war immer gut gesprungen, und die Dressurübungen hatten in diesen Wochen besser geklappt als je zuvor. Und dieses wunderbare Pony sollte nun nicht die Gelegenheit bekommen, zu zeigen, was es konnte!

Wenn nur Astrid für mich antreten könnte, dachte Petra. Das wäre schön! Doch das blinde Mädchen würde so etwas wohl kaum schaffen. Nun, wenigstens konnte Astrid täglich auf Svala reiten, und dann würde man sehen, wie es weiterging.

Nachmittags rief Petra bei Johansons an, und schon am folgenden Tag fand wieder eine Reitstunde auf der Schafweide statt. Lena hatte Cherokee von der Reitschule hergebracht, und Astrid ritt natürlich auf Svala.

In dieser Stunde begann Petra die Bewegungen einzuüben, die ins Dressurprogramm gehörten. Sie begann mit den leichtesten Teilen und versuchte sowohl Astrid als auch Lena langsam dazu zu bringen, auch etwas schwierigere Übungen auszuführen. Die Sache ging ausgesprochen schlecht, und Petra sah ein, daß die Schwestern noch zu blutige Anfängerinnen waren, um am Dressurwettbewerb teilzunehmen. Doch Lena hatte ihre eigenen Pläne.

„Petra, meinst du nicht, daß ich auf Cherokee beim C-Springen mitmachen könnte, wenn ich jeden Tag übe?“ fragte sie plötzlich. „Astrid leiht mir das Pony, und Karin sagt, ich könnte es versuchen, wenn ich wollte. Aber sie glaubt natürlich nicht, daß ich Chancen habe.“

„Nein, eine Gewinnchance hast du wohl nicht.“ Petra lachte. „Aber wenn du dich damit zufriedengibst, über die Bahn zu kommen, helfe ich dir gern beim Training!“

„Mensch, das ist prima! Jetzt ist’s geradeso, als hätten Astrid und ich jeder ein eigenes Pferd. Aber für dich ist es natürlich weniger schön, daß du nicht reiten darfst.“

„Habt ihr keine Lust, die Pferde für eine Weile zu tauschen?“ schlug Petra vor.

Astrid erwiderte sofort: „Nein, lieber nicht. Ich kann ja später noch genug auf Cherokee reiten.“

„Hast du dich denn schon entschlossen? Willst du ihn behalten?“

„Ich weiß nicht recht“, erwiderte Astrid ausweichend. „Eigentlich ist er ja gar nicht so schlecht.“

Sie mußte plötzlich an die Connemara-Stute Silver Stream denken, die sie vor einigen Wochen besichtigt hatten. Damals hatte sie geglaubt, daß die Stute etwas zu groß und lebhaft für sie wäre, vielleicht sogar gefährlich. Aber womöglich hatte sie sich getäuscht? Wie dumm, daß sie nicht darum gebeten hatte, Silver Stream für ein paar Tage behalten zu dürfen. Wenn sie nun doch mit ihr zurechtgekommen wäre?

„Cherokee ist große Klasse!“ versicherte Lena. „Sag doch zu Papa, daß du ihn haben willst!“

„Vielleicht.“ Astrids Stimme klang nicht besonders begeistert.

„Und jetzt bewegt euch wieder ein bißchen“, kommandierte Petra. „Leichttraben, marsch!“

Während die Schwestern über die Bahn ritten, beobachtete Petra ihr Pony und dachte: Das ist nun mein eigenes Pferd, das ich selbst zugeritten und jahrelang gepflegt habe. Und ich bin es auch gewesen, die Astrid alles beigebracht hat, was sie jetzt kann. Vor einigen Monaten hat sie noch nicht einmal auf einem Pferd gesessen.

Petra war plötzlich stolz und verwundert zugleich, als sie zu der schmucken Reiterin sah. Astrid saß aufrecht und ernsthaft im Sattel, das dunkle Haar hing ihr bis auf die schmalen Schultern. Sie saß so ruhig und sicher auf dem Rücken des Ponys, als hätte sie nie etwas anderes getan. Svala trabte geschmeidig über die Bahn. Pferd und Reiterin waren völlig aufeinander eingespielt und schienen füreinander geschaffen zu sein.

Warum ritt Astrid nie so, wenn sie auf Cherokee saß? Doch das war wohl nicht weiter verwunderlich. Svala war ganz einfach das bessere und gehorsamere Pony. Doch es gab auch andere Gründe. Lena war ebenso zufrieden mit Cherokee wie mit Svala, und Petra fand eigentlich nicht, daß Astrid schlechter ritt als ihre Schwester.

Nach der Stunde kehrte Lena mit Cherokee zur Reitschule zurück. Astrid aber ritt ohne Sattel mit Svala zur Kälberweide, während Petra nebenherging.

Astrid dachte plötzlich daran, wie sie zum erstenmal ohne Sattel auf Svala geritten war. Seltsam, daß sie damals solche Angst gehabt hatte! Es schien ihr sehr weit zurückzuliegen.

Petra öffnete das Gatter, und Astrid und Svala trabten auf die Weide. Dann stieg Astrid ab und ließ das Pony frei. Svala begann sofort zu grasen, und plötzlich fragte das blinde Mädchen nachdenklich: „Petra, könntest du dir Svala als Fuchsstute vorstellen?“

„Svala als Fuchsstute? Ja, aber … Also ich meine, da wäre sie ja ein anderes Pony, nicht? Wie kommst du darauf?“

„Ich hab heute nacht geträumt, Svala wäre eine Fuchsstute. Für mich könnte sie ja jede erdenkliche Farbe haben. Ich kann sie ja nicht sehen. Es ist schon ziemlich komisch, sich vorzustellen, daß Svala vielleicht ganz anders aussieht, als ich glaube.“

Petra erwiderte nichts, und Astrid fuhr fort: „Als ich klein war, hatte ich ein Buch mit einem Bild von einem schwarzen Pony, das einen Wagen zog. Es war ein wunderhübsches Bild, und ich denke immer, daß Svala so aussieht wie dieses Pony.“

„Vielleicht tut sie das auch, wer weiß.“

Astrids Stimme klang stets besonders warm, wenn sie von Svala sprach. Wäre sie nur halb so begeistert von Cherokee, dann wäre alles in bester Ordnung! dachte Petra. Das Mädchen, dem Cherokee gehörte, sollte am Tag nach der Einweihungsfeier zurückkommen; bis dahin mußte sich Astrid entscheiden.

In der folgenden Zeit übte Lena fast jeden Tag Springen und entwickelte dabei immer mehr Geschick und Können. Auch Astrid sprang mit Svala, konzentrierte sich aber hauptsächlich aufs Dressurreiten. Sie wurde ebenfalls immer besser, doch an eine Teilnahme im Dressurwettkampf war vorläufig natürlich nicht zu denken.

„Darf ich Svala reiten, bis dein Arm wieder in Ordnung ist?“ fragte sie Petra.

„Natürlich. Die Bewegung tut Svala nur gut, und es gibt sonst keinen, dem ich mein Pony anvertrauen würde.“

Petra versuchte sich an den Gedanken zu gewöhnen, daß sie einige Zeit nicht reiten konnte, doch es fiel ihr sehr schwer. Das alles war so dumm und unnötig. Der Unfall hätte so leicht vermieden werden können, wenn Klaus nur auf sie gehört hätte und vernünftig gefahren wäre.

Ach ja, Klaus … Sie mußte wohl mit ihm sprechen. Was sie ihm damals im Wagen gesagt hatte, genügte nicht; er hatte ja auch kaum zugehört. Petra wußte, daß er inzwischen wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden war und noch immer bei seinen Verwandten wohnte.

Eines Tages machte sie sich auf den Weg, um ihn zu besuchen. Sie ging die ganze lange Strecke zu Fuß, da sie mit ihrem eingegipsten Arm nur schlecht radfahren konnte.

Klaus’ Tante öffnete ihr die Tür.

„Oh, du bist also Petra? Na, du willst natürlich Klaus besuchen. Wirklich eine dumme Geschichte, aber es hätte schlimmer ausgehen können. Ein Glück, daß ihr euch angeschnallt hattet. Klaus benutzt die Sicherheitsgurte ja für gewöhnlich gar nicht.“

„Wie geht es ihm?“ fragte Petra, als sie endlich zu Wort kam.

„Nun ja, schon besser, aber seine Rippen tun ihm noch immer ziemlich weh. Er kann froh sein, daß er so glimpflich davongekommen ist! Dabei habe ich noch gesagt, daß man ihm den Wagen nicht leihen sollte, aber keiner kümmerte sich um mich.“

Klaus’ Tante ging durch den Flur voraus und klopfte an eine Tür.

Klaus sah blaß aus. Er saß im Bett und hatte eine Menge Kissen im Rücken. Auf dem Nachttisch lagen ein Stoß Detektivromane und einige Zeitungen.

„Hallo, Klaus!“

„Hallo, Petra.“ Klaus starrte auf Petras Arm. „Du hast dir also auch etwas gebrochen? Ich dachte, du wärst überhaupt nicht verletzt worden. Dann kannst du also ebenfalls nicht an den Wettkämpfen teilnehmen?“

Als Petra nicht antwortete, schwieg auch er eine Weile und fuhr dann fort: „Tut es dir sehr leid?“

„Ach, es kommen schon noch andere Gelegenheiten. Denk nicht mehr daran. Wir können sicher später wieder an Wettkämpfen teilnehmen.“

Petra überlegte, daß sie mit dem, was sie Klaus zu sagen hatte, vielleicht besser warten sollte, bis er wieder gesund war. Er kam jedoch selbst darauf zu sprechen, sobald seine Tante das Zimmer verlassen hatte.

„Das hast du doch damals nicht ernst gemeint – du weißt schon, was du zu mir sagtest, ehe wir in den Graben fuhren?“

Petra sah ihn schweigend an. Es hatte keinen Sinn, so zu tun, als wüßte sie nicht, wovon er redete. Sie konnte ihn auch nicht belügen. Das hätte später alles nur noch schwieriger gemacht.

„Doch“, sagte sie schließlich leise.

Klaus starrte sie an.

„Ich verstehe nicht – meinst du wirklich …?“

„Daß wir zwar weiterhin Freunde bleiben können, aber nicht mehr“, vervollständigte sie seinen Satz.

Klaus schüttelte ungeduldig den Kopf.

„Freunde! Begreifst du denn nichts? Weißt du denn nicht, daß ich … daß ich mehr für dich empfinde als nur Freundschaft?“

„Nein, das tust du nicht“, erwiderte Petra müde. „Das glaubst du nur!“ Klaus schnitt eine Grimasse, die ein Lächeln sein sollte.

„Du schießt wirklich den Vogel ab! Kommst hierher und behauptest, besser als ich zu wissen, was ich fühle und denke!“

Es wurde still im Zimmer. Petra sah zum Fenster hinüber. Draußen schien die Sonne auf das grüne Laub der Bäume.

„Also gut, ich bin wohl ein bißchen ungeschickt gewesen.“ Klaus’ Stimme klang nun etwas ruhiger. „Aber einen Fehler macht schließlich jeder einmal. Du kannst doch nicht wirklich Schluß machen wollen, nur weil ich eine Kurve nicht richtig eingeschätzt habe?“

„Nein, nicht deswegen! Es hätte nichts geändert, wenn wir ohne den kleinsten Kratzer auf dem Schutzblech davongekommen wären“, erwiderte Petra heftig. „Es hätte auch keine Rolle gespielt, wenn du den Wagen bei dieser Geschwindigkeit perfekt unter Kontrolle gehabt hättest. Was die Sache so schlimm macht, ist, daß es dir völlig gleichgültig war, wie ich mich fühlte. Du hast dich keinen Deut darum gekümmert, daß ich dich immer wieder bat, langsamer zu fahren!“

„Und das kannst du mir nicht verzeihen?“ fragte Klaus verblüfft.

„Doch.“ Petra sprach in einem Ton, als würde sie einem Kind etwas erklären. „Aber ich weiß jetzt, daß ich dir viel weniger wichtig bin, als ich glaubte. Wenn du mich gern hättest, wäre es dir nicht gleichgültig gewesen, daß ich Angst hatte. Nein, dir macht es einfach Spaß, mit einem Mädchen wegzugehen, um jemandem zu zeigen, wie großartig du bist. Aber verliebt bist du nicht in mich. Und wir können nie mehr sein als Freunde.“

Klaus sah an ihr vorbei. Eine Weile sagte keiner ein Wort. Petra überlegte fieberhaft; sie hätte Klaus so gern etwas Freundliches gesagt.

„Wie geht es dir denn jetzt?“ murmelte sie schließlich. „Meinst du, du kannst zur Einweihungsfeier kommen?“

„Ich glaube nicht, daß ich Lust dazu habe. Ich bleibe wohl lieber zu Hause.“

„Anna-Lena wird in der Quadrille auf Polly einspringen, und Karin reitet Rex selbst. Sie haben also wenigstens Ersatz für uns gefunden.“

Petra erzählte noch ein wenig von der Reitschule, doch Klaus gab nur kurze Antworten und wirkte nicht sehr interessiert. Er war offensichtlich mit den Gedanken weit fort und ging nicht auf Petras Versuch ein, ihn aufzumuntern.

Jetzt ist also die Bahn für Agneta frei, dachte Petra, als sie wieder heimwärts ging. Ich will ihr nicht länger im Weg stehen, wenn sie sich noch immer etwas aus Klaus macht.

„Willst du denn nie so lieb wie Svala werden, du kleiner Teufel?“

Astrid saß in Cherokees Box und sprach mit dem Pony. Im Stall war er immer gutmütig und freundlich, so eigensinnig er auch auf der Reitbahn oft sein konnte. Nun drückte er den Kopf gegen Astrids Schulter und wollte gekrault werden.

„Eigentlich bist du schon ganz nett“, sagte sie und streichelte seine Stirn. „Ich werde mich wohl mit dir begnügen müssen. Eine zweite Svala finde ich ja doch nicht. Und Lena mag dich sehr gern.“

Astrid hatte es irgendwie noch nicht geschafft, sich eine klare Meinung über Cherokee zu bilden. Wie war er, und wie sah er eigentlich aus? Er war ebensogroß wie Svala, das wußte sie. Gut gebaut und kräftig, hatte Petra gesagt, doch Astrid konnte sich nicht viel darunter vorstellen. Er war natürlich warm und weich und roch wie alle anderen Ponys. Astrid griff nach Cherokees Ohren und ließ langsam die Hände über seinen Kopf gleiten. Sie spürte die dicke, rauhe Stirnlocke, den harten Nasenrücken und das große, weiche Maul mit der langen Oberlippe. War er wirklich ein hübsches Pony, wie Petra behauptete?

Svala jedenfalls war schön, davon war Astrid völlig überzeugt. Sie hatte das Gefühl, das schwarze Pony leibhaftig vor sich zu sehen, und es war so vollkommen, wie ein Pferd nur sein konnte.

Natürlich machte es ihr Spaß, Cherokee zu reiten. Trotzdem hatte Astrid ein Gefühl schmerzlichen Verlustes bei dem Gedanken, daß sie Svala nicht mehr reiten konnte, wenn Petras Arm wieder geheilt war. Svala wieherte stets zur Begrüßung, wenn sie kam, und versetzte ihr freundschaftliche Püffe mit dem Maul. Von Cherokee erhielt sie nie solche Liebesbeweise. Er bettelte höchstens um Leckerbissen oder wollte gestreichelt werden, doch er behandelte Astrid genau wie jeden anderen, der gerade in den Stall kam.

Plötzlich hörte sie rasche Schritte, die sich über die Stallgasse näherten.

„Darf ich Cherokee jetzt reiten?“ fragte Lena. „Karin will für diejenigen, die auf den Pferden der Reitschule am Wettkampf teilnehmen, eine Springübung abhalten. Ich würde gern mitmachen.“

„Ja, natürlich, nimm ihn nur.“

Lena holte rasch Sattel und Trense und sagte: „Hoffentlich plumpse ich heute nicht wieder vom Pferd. Morgen haben wir Generalprobe für die Vorführung, und übermorgen, am Samstag, ist schon Einweihung. Ich bin schon ganz nervös. Und am Sonntag hast du Geburtstag, Astrid! Heiliger Strohsack, was zur Zeit alles los ist! Ach, du, wollen wir Cherokee nicht behalten? Da gibt’s doch nichts mehr zu überlegen, oder?“

„Ja, vielleicht sollten wir ihn nehmen …“

„Prima! Es wäre ein tolles Geburtstagsgeschenk für dich, meinst du nicht?“

„Ja, ein Pony bekommt man nicht alle Tage geschenkt.“

Am nächsten Tag kam Petra natürlich zur Reitschule, um sich die Generalprobe anzusehen. Die Quadrille wurde ein fürchterliches Durcheinander. Sie begann damit, daß alle sechs Reiter paarweise im Trab auf die Bahn kamen. Das erste Paar bestand aus Rosemarie und Karin auf den Füchsen Ballade und Rex; dann folgten die Zwillinge auf Karamell und Fleur. Anschließend das Fjordpferd Troll sowie Polly und zwei Gotland-Ponys, Puppe und Fricka.

Als die Abteilung zur Schmalseite der Reitschule kam, bog ein Reiter eines jeden Paares nach rechts und der andere nach links ab. Dann sollten sie eine Wendung quer durch die Bahn ausführen – vier von jeder Ecke über die ganze Reitbahn hinüber zur Ecke der anderen Schmalseite. Rex, Fleur, Polly und Puppe kamen von der einen Seite und Ballade, Karamell, Troll und Fricka von der anderen. Mitten auf der Reitbahn kreuzten sich ihre Wege, und Ballade ging elegant zwischen Fleur und Polly. Doch als Troll dicht hinter Pollys Schwanz trabte, blieb die Schimmelstute plötzlich stehen, legte wütend die Ohren an und schlug nach hinten aus. Das Fjordpferd warf sich zur Seite, und die nervöse Fleur galoppierte davon.

„Versuchen wir’s noch einmal von vorn“, sagte Karin, als die Pferde sich wieder beruhigt hatten.

Es war etwas schwierig für sie, die Übung zu leiten und gleichzeitig selbst daran teilzunehmen. Anna-Lena, die nicht so oft wie die anderen bei den Übungen mitgemacht hatte, schaffte es, wieder alles durcheinanderzubringen, indem sie ein paarmal in die falsche Richtung ritt. Polly unternahm auch noch etliche Versuche, die anderen Pferde zu treten. So mußte man mit dem ganzen Programm mehrmals neu beginnen, doch schließlich verlief alles vorschriftsmäßig.

Nach der Generalprobe versammelte Karin alle Teilnehmer um sich und erteilte Weisungen. Petra sollte im Sekretariat mithelfen. Schreiben konnte sie, da ihr linker Arm gebrochen war.

Für den Nachmittag hatte sie Astrid versprochen, daß sie einige Zeit auf Svala reiten durfte.

„Bist du heute mit Cherokee geritten?“ fragte Petra, während sie Svala aus dem Stall führten.

„Nein, aber Lena hat für das Fest trainiert“, erwiderte Astrid und fügte dann hinzu: „Ich habe mich jetzt entschieden, Petra. Wir werden Cherokee behalten.“

„Oh, prima! Dann ist alles geklärt.“

„Jaaa …“

„Du, jetzt ist der Sattel zu weit hinten!“

Astrid schob den Sattel weiter vor, zog ihn dann jedoch langsam wieder nach hinten.

„Halt! Ja, jetzt liegt er gut.“

Den Sattel an die richtige Stelle zu bekommen war das einzige, wobei Astrid jetzt noch Hilfe brauchte, wenn sie Svala für einen Ritt fertig machte. Petra stand vor der Box, den Arm in der Schlinge, und konnte ihr nur mit guten Ratschlägen helfen. Doch es klappte trotzdem, und Petra fand, daß Astrid in der kurzen Zeit eine ganze Menge gelernt hatte.

Das blinde Mädchen schwang sich in den Sattel und redete dabei sanft mit Svala.

Wenn es einen Menschen gibt, der Svala ebensogern hat wie ich, dann ist es Astrid! dachte Petra unwillkürlich.

Sie grübelte noch ein wenig, als sie neben dem Pony zur Reitbahn ging. Und während Astrid ritt, ernst und glücklich zugleich, faßte Petra einen bedeutungsvollen Entschluß.

Petra und der Reiterhof

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