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17.1.2014

Meine liebe Zwillingsschwester Tara!

Gegen sieben Uhr abends fanden wir beide uns bei Elisabeth ein. Da es um die Abendbrotzeit war, hatte sie eine Suppe gekocht, um uns zum Essen einzuladen. Sie war sehr neugierig, was wir wohl ihr Wichtiges mitzuteilen hätten. Ich fragte sie, während wir die Suppe zusammen mit Butterbroten aßen, ob sie schon mit Dr. Dudszinski geschlafen hätte. Sie brauste auf: „Wie kommt ihr darauf?“ Ich sagte ihr, dass ich sie beim Einsteigen in seinen Wagen beobachtet hätte. Sie gab nun zu, dass er zum Frühstück zu ihr heraufgekommen sei, und dann hätte es sich ergeben, dass sie im Bett gelandet wären. „Hat er“, so fragte Felicitas, „dir auch gesagt, dass er dich liebe?“ „Ja, sicher, sonst hätte ich mich mit ihm doch gar nicht eingelassen. Wieso fragt ihr?“ „Ist er“, so fragte ich nun weiter, „auch ohne Präservativ in dich eingedrungen?“

„Was sollen diese Fragen? Das geht doch euch nichts an, wie ich mein Liebesleben gestalte?“ „Doch“, fuhr Felicitas fort, „er hat bei mir auch kein Gummi benutzt, da er sagte, er würde aufpassen, dass nichts passieren könne.“ „Das hat er mir auch gesagt. Und dann ist er eingedrungen. Es war sehr schön, und ich habe es genossen, bis er seinen Samen wider sein Versprechen doch in mich ergoss. Ich war entsetzt. Denn ich hatte Angst, dass ich jetzt von ihm schwanger werden könnte.“ „Und mir, liebe Elisabeth, hat er auf diese Weise ein Kind angesetzt. Ich bin von ihm geschwängert worden.“ „Und mich“, so ergänzte ich, „wollte er ebenfalls ohne Präservativ beschlafen. Ich konnte ihn Gott sei Dank abwehren. Damit war seine mir heilig beteuerte Liebe verschwunden.“ Elisabeth war auf einmal wie vor den Kopf geschlagen. Sie konnte es nicht fassen, dass er mit uns zwei genauso verfahren war wie mit ihr. Dass er, wie wir weiterhin feststellten, sogar wörtlich die gleichen Worte und liebesbeschwörenden Beteuerungen von sich gab. Wir waren für ihn einfach Fleischmaterial, wobei er genau wusste, wie es schmackhaft zuzubereiten sei. Dazu gehörten seine Liebesschwüre, seine Masche, mit ihm als seine späterhin zu heiratende Sekretärin nach Polen zu gehen, ja, jede von uns wollte er, nachdem die eine und dann die andere wegen des Dienstplans absagen musste, auch zu seinem Skiurlaub einladen und hinsichtlich des Gummis - naja, du weißt schon. Und Elisabeth kamen auf einmal die Tränen. „Und ich dumme Gans, die er mich als seine große Liebe bezeichnete, bin auf seine Liebesschwüre reingefallen, genau wie ihr.“ „Und er wird es mit anderen Krankenschwestern und vielleicht auch mit Patientinnen genauso weitertreiben wie mit uns“, sagte Felicitas und sie fuhr fort: „Wir müssen dringend etwas unternehmen, damit nicht noch andere Frauen durch dieses Sexmonster betrogen und geschwängert werden. Er könnte auch die Klinik in Verruf bringen, sollten seine Liebesverbrechen ruchbar werden.“ Und mir war auf einmal klar, dass wir Professor Lieber, unserem Klinikchef, unbedingt über diesen Liebesgauner in Kenntnis setzen müssten. Und wir beschlossen, dass ich morgen seine Sekretärin anrufen sollte, um ein Gespräch mit ihm zu verabreden. Und Elisabeth fragte uns nun, wie sie sich nachher auf Station Dr. Dudszinski gegenüber verhalten sollte. Denn sie sind beide während der Nachtschicht auf Station acht Stunden zusammen. Er würde sie bestimmt wieder küssen oder gar andere Sachen, wenn unbeobachtet, mit ihr anstellen wollen. Und Felicitas schlug vor, ihm, dem passionierten Lügner, selbst etwas vorzulügen. „Sag, deine große Liebe sei auf einmal von seinem Studium aus Amerika zurückgekehrt, weshalb du dich ihm nicht mehr hingeben könntest. Lass dir dies oder Ähnliches einfallen.“

Du siehst, liebe Tara, wie es um uns in der Klinik steht. Ich bin gespannt, wie sich Professor Lieber in dieser Sache verhalten wird.

Ich werde dir wahrscheinlich erst übermorgen darüber berichten.

Ich liebe euch beide. Tschüss. Deine Leo

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Geliebte Zwillingsschwester

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