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26.1.2014

Geliebte Zwillingsschwester, meine Tara!

Seit gestern bin ich wieder auf Nachtschicht. Als ich heute Morgen aus der Klinik heraus zum Parkplatz gehen wollte, öffnete sich auf einmal die Wagentür von Herrn Dudszinski. Er stieg aus, kam auf mich zu und fragte: „Hast du …“, ich unterbrach ihn: „Für Sie bin ich immer noch Frau Römer beziehungsweise Schwester Leonore.“ „Ach, red‘ nicht so ein dummes Zeug. Hast du mit unserem Chef über mich gesprochen? Sag.“ Ich musste ihn jetzt anlügen und hoffte dabei nicht rot zu werden, doch war es draußen noch dunkel. „Wieso, sollten wir dem Chef was gesagt haben?“ „Aha, ‘wir‘. Wer sind diese ‘Wir‘? Habt ihr euch über mich ausgetauscht?“ Leugnen konnte ich jetzt nicht mehr, da ich mich ja mit dem ‘Wir‘ verraten hatte. Aber ich wollte Felicitas dabei nicht erwähnen und sagte, dass Elisabeth und ich über ihn und seine Anmache gesprochen hätten. „Hat man Sie auch zu einer Psychotherapie verdonnert, gemäß der neuen Verordnung der Klinik?“ Ich musste meinen inneren Triumpf verbergen und sagte nur schlicht, dass ich nicht wüsste, von was er rede. „Wüsstes du, äh, wüssten Sie, warum der Chef mich auf die Altenabteilung verdonnert hat? Könnten Sie mir vielleicht eine Antwort geben?“ Ich log: „Ich glaube, dass in unserer Klinik alle Ärzte, die später mal eine Praxis eröffnen wollen, Erfahrungen auf den verschiedensten Stationen zu machen haben. Sie sollten also froh darüber sein, diese Chance nun eingeräumt zu bekommen, damit Sie auf der Palliativstation doch sicherlich ganz vorteilhafte Erfahrungen sammeln können, da ja für Sie als zukünftiger Hausarzt Ihr Klientel doch zum Großteil aus älteren Patienten bestehen dürfte.“ „Ich traue euch Weibern nicht. Du verheimlichst mir was. Euch sollte man alle in die Hölle schicken.“ Und während er wieder seine Wagentür öffnete, rief ich ihm noch zu: „Dann könnten Sie dort den mit Hörnern ausgestatteten Oberteufel spielen und jede Frau nach Lust bespringen!“ Dann knallte er die Wagentür zu und fuhr in seinem Sportcabriolet davon.

Ich war über mich selbst verwundert, dass ich so keck sein konnte. So kennst du mich ja auch nicht. Übrigens Felicitas wird morgen operiert.

Ach, wie schön wäre es, mal einen Mann kennen zu lernen, der nicht nur das weibliche Fleischliche als Wichtigstes im Kopf hat, sondern in ihr wie der junge Werther in jener Lotte vor allem das Seelische als das ihn Beglückendste erkennt.

Ich schicke euch meine innigste Liebe. Eure Leo

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Geliebte Zwillingsschwester

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