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28.1.2014

Meine geliebte Zwillingsschwester, meine Tara!

Gestern ist Felicitas operiert worden. Heut Nachmittag gingen Elisabeth und ich zu ihr. Mit einem freudigen „Hallo!“ empfing sie uns. Sie hatte, wie sie sagte, schon auf unser Erscheinen gewartet. Wir nahmen zwei Stühle und setzten uns neben sie. Sie lag in einem Einzelzimmer der besten Kategorie, und wir streichelten abwechselnd ihre uns dargebotene linke Hand, nachdem wir bei der Begrüßung uns über sie gebeugt hatten, um ihr auf beide Bäckchen ein Küsschen zu drücken. Und auf unsere Befragung hin erzählte sie, dass alles reibungslos verlief und sie, nachdem sie durch die Spritze eingeschlafen sei, nichts von allem bemerkt habe, bis sie wieder in diesem Bett aufwachte. Der Professor hatte sie heute Morgen konsultiert und ihr gesagt, dass sie drei Tage hier liegen bleiben solle. Dann würde er sie für zwei Wochen krankschreiben. Und er erkundigte sich, ob sie in Berlin Angehörige habe, die sich um sie kümmern würden. Das hatte sie verneint, denn ihre Eltern wohnten in Mecklenburg. Sie werde, wie sie ihm mitteilte, die zwei Wochen sich in ihrer kleinen Wohnung in Steglitz erholen und ihre Zeit mit Bücherlesen verbringen. Und er erkundigte sich, was sie denn so lese. Und Felicitas hatte ihm gesagt, dass es sich um spirituelle Bücher handle, Bücher über Reinkarnation, Leben nach dem Tod und so weiter. Wir ließen uns von der Stationsschwester drei Tassen Kaffee bringen.

Und während wir plauderten, kam der Professor herein. „Ah, Sie haben Besuch.“ Und er drückte uns beiden die Hand. „Ich kann Ihnen mitteilen, dass Dr. Dudszinski ab morgen auf eigenen Wunsch hin die Klinik verlassen wird. Er habe im Internet eine freie Stelle in einem Krankenhaus in der Lausitz gefunden, die er ab sofort antreten kann.“ Und zu Felicitas gewandt, sagte er: „Da Ihre unerwünschten Umstände von einem unserer Ärzte verschuldet worden ist, habe ich mir als Wiedergutmachung ausgedacht, Sie dadurch zu entschädigen, dass wir Ihnen einen zehntägigen Erholungsurlaub auf Gran Canaria schenken wollen. Alles dort in einem sehr schönen Hotel am Strand ist inklusive. Hier sind ihre Reiseunterlagen und die Hotelcoupons.“ Wir drei waren baff. Und Felicitas kamen die Tränen, streckte ihre Hand nach der seinen aus, drückte einen Kuss darauf und sagte: „Wir sind stolz darauf, unter solch einem vortrefflichen Klinikchef angestellt sein zu dürfen.“ Dann streckte er ihr seine andere Hand entgegen und sagte: „Hier habe ich für Sie ein Buch von einem amerikanischen Kollegen mitgebracht, den ich in Washington auf einem Kongress kennenlernen durfte. Sie werden sicherlich auf Gran Canaria Zeit finden, um da mal hineinzuschauen. Ich leihe es Ihnen für Ihre Reise aus.“ Felicitas nahm wieder seine Hand und setzte ein Küsschen darauf. Der Professor sagte, dass er morgen wieder hereinschauen würde, verabschiedete sich auch von uns und verließ das Zimmer.

Wir waren derart überrascht, dass wir zuerst gar keine Worte finden konnten. Alsdann umarmten Elisabeth und ich das Glückskind Felicitas. Dann schauten wir auf das Buch: Brian Weiss - Die Liebe kennt keine Zeit - eine wahre Geschichte.

Also ein Buch über eine Wiederbegegnung aus früherem Leben. Ich hatte schon darüber gelesen, dass es so etwas gibt. Und ich sagte zu ihr: „Wenn du zurückkommst von jener Sonneninsel, dann möchte ich dieses Buch auch lesen.“ Und sie meinte, vielleicht habe sie es ja noch vor ihrem Abflug durchgelesen. „Nein“, so sagte Elisabeth, „das soll deine Ferienlektüre sein. Dafür hatte er dir dieses Buch ausgeliehen.“ Wir beide verabschiedeten uns nun von der Operierten und versprachen, immer mal zwischendurch auf ihr Zimmer zu kommen.

Wie waren wir froh, dass Dr. Dudszinski morgen unsere Klinik verlassen wird. Hoffentlich begegnen wir ihm nicht noch zufällig. Und Elisabeth meinte, dass sie eine Kusine in einem Lausitzer Krankenhaus als Krankenschwester hätte, die sie dann sicherlich vor ihm warnen müsste, falls er zufällig in ihrem Krankenhaus seine Stelle übernehmen sollte. Dann lief uns auf dem Flur die Sekretärin des Chefs entgegen. Und sie lächelte etwas, wie ich meine, süffisant. Hat sie unser Gespräch mit dem Chef etwa doch mitbekommen? Oder hatte sie vielleicht ebenfalls eine Affäre mit …? Ich wage es nicht auszudenken. Attraktiv ist sie ja. Mit wie vielen von uns Krankenschwestern hat er wohl schon angebändelt? Männer sind in erster Linie Körper und Frauen sind in erster Linie Seele. Wer von den Männern die Seele einer Frau zu rühren weiß, dem schenkt sie auch gerne ihren Körper. Hat diesen Satz schon jemand anderes gesagt, oder ist er jetzt gerade in meinem Kopf entsprungen? Wie dem auch sei. Aber auf jeden Fall habe ich erst einmal keinen Bedarf an Sex mit Männern. Soll ich es einmal mit einer Frau versuchen? Aber dazu habe ich keine Antenne, obwohl wir, du, William und ich zusammen auch geschlechtliche Wonnen erlebten.

Ich grüße euch beide aus dem kalten Berlin.

Eure Leo.

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Geliebte Zwillingsschwester

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