Читать книгу 50 Dinge, die ein Norddeutscher wissen muss - Ulfert Becker - Страница 12
ОглавлениеWo Norden liegt
Es ist für einen Norddeutschen ausgesprochen nützlich, immer zu wissen, wo Norden liegt.
Dann weiß er zum Beispiel, wo genau sich die Sonne um Mitternacht befindet. Was sich in Einzelfällen angeblich als durchaus hilfreich erwiesen haben soll.
Noch wichtiger ist für einen Norddeutschen jedoch das Wissen um „seinen“ Norden, wenn er sich in der Fremde befindet: Denn allermeist geht es genau in dieser Richtung nach Hause.
Irgendwie zumindest ... Nur 9 der 192 offiziell anerkannten Staaten dieser Erde liegen noch nördlicher als Norddeutschland - das sollte das Anpeilen einer groben Richtung heimwärts doch auf jeden Fall relativ einfach machen, oder?
Klar: Am einfachsten ginge das mit einem modernen GPS-Navigationssystem.
Aber stellen Sie sich jetzt mal vor, Ihr Navi würde mit erotischer Frauenstimme hauchen: „Sie haben Ihren norddeutschen Heimatort erreicht“ - und vor Ihnen trabt eine Kamelherde durch die Wüste. Solche Fälle soll es ja schon gegeben haben! Was dann?
Also: Wenn Sie sich nicht gerade in Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Island, Litauen, Lettland, Estland, Russland oder Kanada befinden ... Immer erstmal nach Norden fahren.
Und wenn es dann irgendwann anfängt, kühl zu werden und zu regnen - das Zielgebiet also klimatisch erreicht ist -, einfach den Taxifahrer an der nächsten Ecke nach dem weiteren Weg fragen. Im Idealfall wird er Sie nun direkt vor Ihre Haustür bringen. Im schlimmsten Fall zum Flughafen von Vancouver.
Doch wie findet man die Grundrichtung für den Weg nach Norden, zu dem Taxifahrer, vor die Haustür?
Hier die gängigsten und erprobtesten Methoden:
1. Die Kompass-Methode
Sie haben - wie jeder gute Reisende - einen klassischen Magnetkompass bei sich. ACHTUNG! Nicht dort, wo auf dessen Rosette „N“ steht, ist auch automatisch Norden! Sehen Sie auf den Zeiger! Nur in der Richtung, in welche seine nach Norden gepolte Seite zeigt - sie ist eigentlich immer irgendwie besonders markiert -, liegt auch Norden. Dorthin wollen Sie!
Drehen Sie also das „N“ auf diese Position! Dann wissen Sie zur Sicherheit auch gleich, wo Osten (O), Süden (S) und Westen (W) liegen -also jene Richtungen, in die Sie nicht wollen!
2. Die Uhr-Methode
Sie haben den Kompass vergessen? Kein Problem! Denn Sie haben ja eine Uhr, oder? Warten Sie einfach, bis es 12 Uhr mittags ist: Dort, wo dann die Sonne steht, ist ungefähr Süden. Genau in der entgegengesetzten Richtung liegt der geliebte Norden. Aber ACHTUNG! Diese Methode funktioniert nur außerhalb der Sommerzeit bzw. in Ländern, die keine Sommerzeit haben! In Sommerzeit-Ländern muss man bis 13 Uhr warten - dann ist das Prozedere jedoch das gleiche.
3. Die antike Methode
Die Menschen der Antike - also z.B. Griechen, Römer und Wikinger -kannten weder Kompass noch Uhr. Trotzdem wussten sie immer ziemlich genau, wo Norden liegt. Zumindest in sternklaren Nächten: Denn da strahlt (bis heute) der Polarstern. Dieser hat seine Position fast genau über dem Nordpol - und wandert daher praktisch nicht über den Nachthimmel. Ein prima Wegweiser gen Norden in der Nacht - allerdings nur für die Menschen der nördlichen Halbkugel: Jenseits des Äquators kann man ihn leider nicht mehr sehen ...
4. Die Bio-Methode
Diese funktioniert zumindest in Europa recht verlässlich: Dahin, wohin der meiste Wind den meisten Regen bläst, wächst an den Bäumen das meiste Moos. Das Schietwetter kommt nun in der guten, alten Welt allermeist von Nordwest. Das heißt also: Da, wo die Bäume in der Landschaft am bemoostesten sind, da ist Nordwesten. Ein Stück rechts davon liegt dann der Grundkurs gen Nord.
5. Die deutsche Satelliten Methode
... hat nichts mit GPS zu tun! Wenn Sie einmal auf die Satelliten-Schüsseln schauen, die Abermillionen von Hausfassaden und Balkons in der Bundesrepublik als neckisches Dekoelement dienen (und zudem recht praktisch für den Empfang von bummelig 600 TV-Sendern sind), dann wird Ihnen eine gewisse Gleichrichtung auffallen. Kein Wunder - denn die allermeisten peilen den Astra-Satelliten an, der für fast jeden Geschmack televisionäre Freuden auf das Land ausstrahlt. Seine geostationäre Position liegt - aus deutscher Sicht - ziemlich genau im Süden; entfernen Sie sich also nun in der entgegengesetzten Richtung von diesem falschen Freudenspender, dann erreichen Sie wohlbehalten das wahrhaft freundliche Nordland.
6. Die Bahn-Methode
Um nach Norden zu gelangen, nehmen Sie laut bahn.de von Süden kommend den ICE in Richtung Hamburg Hbf. In Hannover steigen Sie um in den ICE nach Oldenburg, das Sie nach ungefähr 90 Minuten Fahrt erreichen. Nach einem kurzen, erfrischenden Aufenthalt geht es nun weiter mit dem Regional-Express, zu einer weiteren knapp zweistündigen Reise, vorbei an reizenden Milchkannen mit Namen wie „Bad Zwischenahn“, „Westerstede-Ochholt“ und „Augustfehn“. Am Ende sind Sie dann tatsächlich in Norden. Norden in Ostfriesland. Die nordwestlichste Stadt auf dem deutschen Festland ... Aber wollten Sie da wirklich hin?