Читать книгу 50 Dinge, die ein Norddeutscher wissen muss - Ulfert Becker - Страница 13
Was man im Norden singt
ОглавлениеDer Norddeutsche neigt ja nicht grade zu überschwänglichen Freudensbekundungen, der freut sich mehr inwendig. Er freut sich, wenn er anderen beim Freuen zugucken kann. Aber wenn es gesellig ist und der Alkoholpegel stimmt, dann schmettert er auch gerne mal einen und kommt richtig aus sich raus. So auch bei mir im Männerchor „Rauhe Kehle Altona“. Nach dem Motto „Wat jung is, dat summt, wat oolt is, dat brummt“, trällern wir alles, was man so trällern kann. Am liebsten natürlich Lieder aus der Heimat. Egal, ob auf Hochdeutsch, Missingsch oder Platt.
Einiges singen wir nur heimlich, weil da ja womöglich noch Rechte drauf sind. Dann kommt am Ende noch die GEMA – un denn ward dat düür! All das zum Beispiel, was Hans Albers rauf und runter gesungen hat: „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins – dingelingeling!“
Oder „La Paloma“ ... Sie wissen schon: „...Oheeeee! Einmal muss es vorbeiiii seiiiin!“
Aber wir können auch modern. „Hamburg im Regen“ von der söten Mary Roos genau so wie „Hamburch, meine Perle, du wunderschöne Stadt“ von Lotto King Karl. Völlig durch geht das mit uns bei den Jungs von Fettes Brot: „Nordisch by nature“...
Wir singen ja viel auf Geburtstagen, Hochzeiten, Beerdigungen – also überall da, wo die Menschen Spaß haben wollen – und da dürfen ein paar Lieder aus dem, wie man so schön sagt, Freien Liedgut nie fehlen. Die drei wohl urnorddeutschesten Stücke, die einfach jeder kennen muss, hab ich ihnen hier mal aufgelistet:
1. Lütt matten, de Has’ Dies Lied stammt von Klaus Groth, dat is’n Heimatdichter aus Heide, der im 19. Jahrhundert als einer der Ersten die Idee hatte, in der Volkssprache Platt zu dichten. Man sollte dies - fröhlich klingende - Lied aber erst Kindern ab 12 vorsingen: Am Ende wird der kleine Hase Matten nämlich ziemlich brutal ums Leben gebracht und aufgefressen! Eine Sechsjährige hat uns deshalb mal das ganze Konzert verheult. Meine Großneffen - 13 und 16 Jahre alt - sagten da nur: „Voll cooler Splatter, Alter!“
Lütt matten, de Has´, de maak sick een Spaß he weer bi´t Studeern dat Danzen to lehrn un danz ganz alleen op de achtersten Been Keem Reinke de Voss un dach: dat´s een Kost! Un seggt:“Lüttje Matten, so !ink op de Padden? Un danzst hier alleen op dien achterste Been? Kumm laat uns tosam! Ik kann as de Daam! De Kreih, de speelt Fidel, denn geiht dat kandidel, denn geiht dat man scheun op de achtersten Been! Lütt Matten geev Poot, de Voss beet em dood. Un sett sick in´n Schatten, verspies de lütt Matten. De Kreih, de kreeg een vun de achtersten Been
2. Dat du min Leevsten büst Da sach’ noch einer, auf dem Land gäbe es keine Erotik: Hier wird der voreheliche Bauernsex sogar besungen! Der Texter ist allerdings lieber anonym geblieben – na, sonst hätte er am Ende womöglich noch Alimente zahlen müssen...
Dat du min Leevsten büst dat du woll weeß Kumm bi de Nacht kumm bi de Nacht segg wo du heeßt Kumm du um Middernacht kumm du Klock een Vader slöpt, Moder slöpt, ick slap alleen Klopp an de Kammerdör fat an de Klink Vader meent, Moder meent, dat deit de Wind Kümmt denn de Morgenstünn, kreiht de ol Hahn. Leevster min, Leevster min, denn mößt du gahn.
3. Hamborger Veermaster Also das ist nicht gerade ein Werbesong für die Christliche Seefahrt Hamburgs - aber so war das wohl im 19. Jahrhundert. Immerhin zeigt sich hier hanseatische Weltoffenheit, denn der Refrain wird auf Englisch gesungen. Das „Gold von Sacramento“, das darin erwähnt wird, deutet übrigens darauf hin, dass der Song so um 1850 entstanden sein muss: In dieser Zeit war man dem Goldrausch in Kalifornien verfallen. Von wem der Text stammt, ist unbekannt - wahrscheinlich hat einer irgendwann angefangen und dann haben weitere dazu ihren Frust über das Bordleben abgelassen ... „Shitstorm“ sagen meine Großneffen dazu. Tja ... Und dann gibt das noch das Lied für alle Hamburger - das Lied vom Tüdelband! Mein Lieblingslied. Und weil das so schön und lustig ist, aber eine traurige Geschichte hat, widmen wir ihm später ein eigenes Kapitel.
1. Ick he" mol en Hamborger Veermaster sehn, |: To my hooda! :| De Masten so scheef as den Schipper sien Been, To my hoo da hoo da ho! Refrain: |: Blow boys blow for Californio, #ere is plenty of Gold So I‘ve been told On the banks of Sacramento. :| 2. Dat Deck weur vun Isen, Vull Schiet un vull Schmeer. Dat weer de Schietgäng Eer schönstes Pläseer. 3. Dat Logis weur vull Wanzen, De Kombüs weur vull Dreck, De Beschüten, de leupen Von sülben all weg. Refrain: 4. Dat Solt!eesch weur gröön, Un de Speck weur vull Moden. Kööm gev dat blots an Wiehnachtsobend. Refrain: 5. Un wulln wi mol seiln, Ick segg dat ja nur, Denn lööp he dree vörut Und veer wedder retur. Refrain: 6. As dat Schipp, so weer Ok de Kaptein, De Lüd für dat Schipp weern Ok blots schanghait. Refrain: |: Blow boys blow for Californio, #ere is plenty of Gold So I‘ve been told On the banks of Sacramento. :|