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Was Duckdalben sind

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Als ich zu Einbruch der Dämmerung so dicht am Wattenmeere entlang ritt, da huschte ein graues Geflügel auf und zog nun neben dem Wasser einher. Ein Schwarm Duckdalben war es, des Vogelrufen in der Ferne langsam verklang. Ein letzter Hall noch - dann schweiget auch der Wind.

(Th. Sturm, „Am grauen Meer“, 1864)

Die Duckdalbe (lat: duckdalbis vulgaris) gehört zur Familie der Regenpfeifervögel und ist ein langflügeliger, meist hellgrau gefärbter Schwimmvogel mit kräftigem, roten Schnabel und gelben Krallen, zwischen deren Vorderzehen sich Schwimmhäute befinden.

Er kommt vor allem an den Meeresküsten von Schleswig-Holstein, Niedersachen und Mecklenburg-Vorpommern, zum Teil aber auch an den nahe gelegenen Binnengewässern und Flüssen sowie in den Grenzgebieten der Nachbarländer vor. Die Duckdalben sind untereinander sehr gesellig und brüten häufig in Kolonien. Sie ernähren sich von Unwissen aller Art, vor allem aber von der Phantasie jener, die glauben, es handele sich hier wirklich um einen Vogel ...

Sie sehen, lieber Leser: Man kann den „Südländern“ über Duckdalben viel Unfug erzählen! Für Sie als echten Norddeutschen war der Begriff sicherlich einer der ersten, den sie überhaupt erlernt haben, nicht wahr? So eine Gruppe von ins Wasser gerammten Pfählen, an denen man im Hafen die Schiffe festmacht - weiß man doch!

Gut, es gibt auch ein paar Leute, die sagen „Dalbe“, „Dalle“, „Düükdalv“ „Dälbe“ oder noch anderes dazu. Aber die meisten dieser Pfähle stehen nun mal in Hamburg - und da sagt man zu den Dingern eben Duckdalbe.

Ursprünglich stammt der Begriff jedoch nicht aus dem Hamburger Platt, sondern aus der anderen großen Seefahrersprache, dem Niederländischen. Darin bedeutet ducken nämlich sich neigen, eintauchen. Und dallen sind einfach: Pfähle. Was zusammengenommen so etwas wie eingetauchte Pfähle ergibt - worum es sich ja auch tatsächlich handelt.

Duckdalbe klingt aber besser als Tauchpfahl - oder?

Exotisch, speziell, etwas spleenig ... also genau so, wie der Norddeutsche mit seinem feinen Sprachgefühl einen Fachausdruck schätzt!

Gerne treibt er damit seinen Schabernack - wie z.B. eingangs bei dem kleinen Spaß mit dem Zitat (es gibt einen Theodor Storm als Autor - von einem Th. Sturm ist allerdings nichts bekannt!) und dem ornithologischen Fachgesimpel.

Hübsch ist auch der folgende Duckdalben-Fall: Auf einem Schriftstück aus dem Jahre 1740 werden die schnöden Pfähle mit keinem Geringeren als dem Herzog von Alba - besser bekannt als Duque d’Alba bzw. Duc d’Alba - in Verbindung gebracht. Dieser hatte Mitte des 17. Jahrhunderts im Auftrag der Spanischen Krone einen Aufstand in den Niederlanden (damals zu Spanien gehörig) brutal niedergeschlagen und danach das Land mit äußerst fester Hand regiert. Ein paar Jahrzehnte später nun erhielt er posthum von den Hamburgern die fragwürdige Ehrung, dass sie ihre Festmacher im Hafen spöttisch Duc d´Alben nannten ...

50 Dinge, die ein Norddeutscher wissen muss

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