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Warum beim Radfahren der Wind immer von vorne kommt

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Wir Norddeutschen sind bekanntlich keine Jammerlappen, wenn es um das Wetter geht. Touristen zweifeln ja oft stark daran, dass wir hier wirklich vier Jahreszeiten haben – sie erleben den Norden dauerhaft als kalt und grau. Aber auch als Einheimischer erlebt man die Sommerzeit oft nur auf der Uhr und Fön nur im Badezimmer. Macht nichts. Wenn denn der Sommer kommt, freuen wir uns einfach – dann wird der Regen nämlich wärmer!

Nur ein Phänomen macht auch uns wirklich zu schaffen: Dass der Wind beim Fahrradfahren tatsächlich immer von vorne kommt. Und zwar häufig mit einer Kraft, dass man kaum von der Stelle kommt. Woran liegt das? Hat da Aeolos, der Gott des Windes, seine Lungen mit im Spiel? Oder ist das der gerechte Ausgleich des Schöpfers dafür, dass die Süddeutschen ihre Berge haben, an denen sie sich abstrampeln müssen?

Aber nein, das ganze hängt nicht mit Petrus, sondern mit der Physik zusammen. Beim Fahrradfahren gibt es nämlich den wahren Wind und den Fahrtwind. Wenn der Radfahrer zu Hause losfährt, hat er noch die Chance, dass der Wind aus allen Himmelrichtungen kommen kann. Also nicht gleichzeitig, sondern entweder – oder. Das ist der wahre Wind. Der kommt schon oft genug von vorn, also von daher, wo man hin will. Und da er in der norddeutschen Tiefebene wenig ernst zu nehmende Hindernisse findet, kann er mit einem guten Wumms hier durchblasen.

Wenn der Radler sich nun aber in Bewegung setzt, kommt noch ein neuer Wind auf: Der Fahrtwind. Dieser weht – bei normalsterblichen Radfahrerinnen und Radfahrern zumindest, bei Windgöttern weiß ich das nicht so genau – immer genau von vorne. Bei gemütlichen Fahrten zur Apotheke oder zu Giselas Kaffeenachmittag fällt er einem noch nicht groß auf; je mehr man aber in die Pedalen tritt, desto schlimmer wird er. Seine Kraft steigert sich proportional zur eigenen Geschwindigkeit. Wenn man durch sein Strampeln zu viel von dieser Gegenwindkraft erzeugt, dann merkt man nichts mehr von dem linden Lüftchen, das gerade beim Losfahren noch von rechts kam (und das eigentlich ja der wahre Wind ist). Der gefühlte Wind kommt dann knallhart von vorn. Ganz schlimm ist es, wenn wahrer Wind und Fahrtwind beide aus Norden kommen. Dann sollte man lieber die Richtung ändern oder gleich ´ne Taxe nehmen.

50 Dinge, die ein Norddeutscher wissen muss

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