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Die Haschwolke

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Die Kaltluftmaschinen waren schon repariert und funktionierten jetzt ganz ordentlich. Aber Internet hatte ich immer noch keines. Ich rief Anna an und sie sagte, ich müsse mich noch ein paar Tage gedulden, ich solle doch so lang zum „DutyRoom“ im Verwaltungsgebäude gehen. Dort könne ich sicher irgendwo Internet benutzen. Der „Dutyroom“ diente in den Semesterferien als Anlaufstelle für alle anfallenden Probleme, jeweils verschiedene Lehrer taten dort ihren Dienst. Ich wurde freundlich empfangen und die junge Frau schickte mich ins Nachbarzimmer, wo ein berufsmäßiger Beobachter, ein älterer Mann, vor ein paar Bildschirmen saß.

Er machte mir höflich und freundlich Platz und ich durfte seinen Computer benutzen. Da sah ich auf den Bildschirmen ungefähr zwanzig verschiedene Ansichten des Campus, die auch noch ständig wechselten, so dass ungefähr fünfzig verschiedene Kameras in Betrieb sein mussten, die das gesamte Gelände an allen wichtigen Punkten beobachteten.

Am nächsten Morgen hatte ich ein Treffen mit dem Direktor auf dem anderen Campus, wo ich mein Vorstellungsgespräch hatte. Unterwegs in der U-Bahn kam mir plötzlich dieser alt vertraute Geruch in die Nase, den ich aus meinen Jugendtagen kannte, ich schnüffelte herum und da war er wieder, ganz klar, eine Wolke Haschisch waberte auf mich zu und zwei junge Männer, ganz in schwarz gekleidet, standen neben mir, ohne mit der Wimper zu zucken, schweigsam, aber in Kiffer-Vertrautheit verschworen nahe zusammen und als ich sie mir näher ansah, nahm ich ein leichtes Grinsen wahr, das sie untereinander austauschten. Cool bleiben, nichts anmerken lassen, es ist gefährlich in China, Drogen zu sich zu nehmen. Ich kannte das genaue Strafmaß nicht, hatte aber ab und zu gehört, dass etwa Dealer erschossen wurden. Da war sie wieder diese Wolke, mein Gott, die mussten grade einen Joint geraucht oder schon öfter einen geraucht haben, so dass der Geruch in ihrer Kleidung hängen geblieben war, man hätte sie darauf aufmerksam machen sollen, sie waren in Gefahr…

Direktor Guo setzte sich mit mir zusammen, erklärte mir den Stundenplan und drückte mir ein paar Bücher in die Hand. Es waren nur 12 statt der im Vertrag vereinbarten 16 Stunden. Gott sei Dank. Herr Guo gab mir keinerlei Anweisung, wie ich seinen Unterricht gestalten sollte. Er nahm wohl an, dass ich das schon irgendwie in den Griff bekommen würde. Wahrscheinlich hatte er selbst keine Ahnung, wie man so was richtig macht. Er hatte einen Bachelor mit dem Schwerpunkt Deutsch und auch keine Lehrer-Ausbildung genossen. Ich hatte drei Fächer zu lehren, Deutsch Sprechen, Deutsch Schreiben und Wirtschaftsdeutsch. Acht meiner zwölf Stunden waren Sprech-Klassen

Im Büro der Deutschabteilung sah ich, dass eine der Sekretärinnen ein T-Shirt anhatte mit der Aufschrift „Cannabis“ und darunter den Aufdruck einer grünen Haschpflanze. Ich dachte, seltsam, heute Morgen die Kiffer in der U-Bahn und jetzt das. Ich schaute sie mit großen Augen an und sie grinste und hob die Hand zum „Victory“ Zeichen. Ich musste lachen.

Wie ich in China ein Kind bekam

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