Читать книгу Blinder Hass - Ulrike Puderbach - Страница 11
Sonntag, 15:20 Uhr
ОглавлениеRobert saß auf dem Sofa, gedankenverloren blickte er auf den Fernseher, in dem ein Formel 1-Rennen lief. Anna, die sich nicht besonders für Motorsport interessierte, lehnte mit den Rücken an ihm und schmökerte in einem historischen Krimi aus dem mittelalterlichen England. Plötzlich, als würde sie seine geistige Abwesenheit spüren, ließ sie das Buch sinken. „Was beschäftigt dich so sehr?“ Er drehte sich zu ihr und legte beide Arme um sie, als hätte er furchtbare Angst sie zu verlieren. „Mir gehen diese beiden Morde einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ich bin jetzt seit über fünfzehn Jahren beim K9 und habe viel gesehen in dieser Zeit. Mir war auch immer klar, dass es ja schließlich mein Job ist, mich mit dem ganzen menschlichen Abschaum auseinander zu setzen. Aber dieses Mal ist irgendetwas anders. Mir fehlt der nötige Abstand. Und mir graust es davor, dass Marina und ich morgen schon wieder zu einer Familie oder einem Angehörigen gehen müssen, um ihnen zu sagen, dass ihre Ehefrau, Mutter, Schwester oder was auch immer nicht mehr zurück kommt.“ Anna nahm seine Hände zwischen ihre, als wollte sie ihm Kraft spenden und auch wenn sie es selber gar nicht so bewusst wahrnahm, war es genau das, was sie tat. „Wisst ihr denn schon, wer die Frau ist?“ wollte sie wissen. „Nein, wir haben absolut keine Ahnung. Sie hatte weder Papiere noch Geld bei sich. Ich vermute, der Mörder hat ihre Handtasche mitgenommen und sie dann irgendwo entsorgt. Wir müssen jetzt einfach auf eine Vermisstenmeldung warten und dann hoffen, dass die Beschreibung genau genug für eine Identifikation ist.“ Er schüttelte den Kopf, als wolle er all diese Dinge für einen Moment aus seinem Kopf verbannen. Anna ergriff die Initiative. Sie zog ihn an der Hand vom Sofa hoch. „Komm, wir schnappen uns den Hund und gehen mal eine Stunde vor die Tür. Das wird dir gut tun – vom Autorennen bekommst du eh nichts mit.“ Er blickte sie an. „Du bist einfach das außergewöhnlichste Geschöpf auf dieser Welt. Du schaffst es immer wieder, mich zu überraschen.“ Er nahm sie in die Arme und küsste sie. „Du hast Recht, wir gehen jetzt runter an die Leine und füttern die Enten. Das haben wir schon ewig nicht mehr gemacht.“ „Na hoffentlich versteht Laika unter Enten füttern nicht Enten futtern“, grinste Anna. Zur gleichen Zeit saß Marina zusammen mit Hartmut in seiner Wohnung. Auch ihr wollten die schrecklichen Bilder dieses Wochenendes nicht aus dem Kopf gehen. Auch Hartmut spürte, dass seine Freundin etwas bedrückte, also schlug er vor, doch spontan ins Kino zu gehen, damit sie ein bisschen abgelenkt war. Marina nahm den Vorschlag dankbar an. Sie entschieden sich für die 16:30 Uhr-Vorstellung von „Star Wars – Episode VII“. Von Hartmuts Wohnung war das Kino in einer Viertelstunde zu Fuß gut zu erreichen und Hand in Hand schlenderten sie durch die Straßen. Marina drehte sich zu ihm um und sagte: „Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dich zu haben.“ Er guckte ein bisschen dümmlich und wusste nicht, was er darauf antworten sollte, also zog er sie einfach fester an sich und küsste sie auf die Stirn.