Читать книгу Blinder Hass - Ulrike Puderbach - Страница 13

Montag, 10:35 Uhr

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„Der Polizeichef hat eine Sonderkommission einberufen und unseren Profiler Jürgen Holsten eingeschaltet. Er wird gegen 11:30 Uhr hier eintreffen. Bis dahin sollten Sie alle relevanten Informationen – soweit schon vorhanden – zusammengetragen haben. Können Sie schon etwas zum zweiten Opfer sagen?“ „Unsere Tote ist Christa Weber, 41 Jahre alt, Hausfrau aus Kirchrode. Sie ist Mutter zweier Söhne, die in Hamburg studieren. Mehr konnten wir noch nicht in Erfahrung bringen. Der Mann steht unter Schock und konnte uns entsprechend auch nichts mehr sagen.“ Marina hatte sich in der Zwischenzeit das Flipchart herangezogen und fing an, alle Angaben zu den beiden Opfern zu sammeln, die sie hatten. Name, Wohnort, Alter, Größe, Aussehen, Angehörige, Beruf. Sie schrieb alles sorgsam auf, trat dann einen Schritt zurück und betrachtete ihr Werk. „Viel ist es ja noch nicht“, gab sie zu bedenken. „Und vor allem gibt es keine einzige Gemeinsamkeit zwischen unseren beiden Opfern.“ „Ich bin mal gespannt, was Holsten dazu zu sagen hat.“ Robert war hinter Marina getreten und legte den Kopf schief, was er häufig tat, wenn er das Gefühl hatte, dass da irgendetwas war, was er aber noch nicht zu greifen vermochte. Sie wandte den Kopf zu ihm um und schaute ihn abwartend an. „Was ist es? Dir geht doch etwas durch den Kopf.“ Robert zog die linke Augenbraue in die Höhe. „Ich weiß es nicht. Es ist wie Nebel. Immer wenn ich glaube, ich könnte es fassen, dann gleitet es mir wieder durch die Finger.“ Er fuhr sich mit allen zehn Fingern durch die Haare, die ihm danach in alle Richtungen zu Berge standen. Marina strich ihm über den Kopf. „So kannst du unserem Profiler und den Kollegen, die die Soko bilden, nicht entgegen treten. Dankbar lächelte er ihr zu. „Wenn ich dich nicht hätte …“

Die Tür zum Büro öffnete sich und zwei Männer traten ein. Schulze reagierte sofort. „Darf ich die beiden Herren vorstellen? Das sind Dirk Graubner und Jochen Lange – ihres Zeichens Kollegen vom K11, die zu unserer Unterstützung bis zur Klärung dieser Mordserie bei uns ermitteln werden.“ Marina und Robert reichten den beiden Kollegen die Hand. Beide mochten Ende Dreißig, vielleicht auch Anfang Vierzig sein. Graubner war mittelgroß, hatte blonde von einigen grauen Fäden durchzogene Haare und wache blaue Augen. Sein leichter Bauchansatz verriet, dass er gutes Essen sehr wohl zu schätzen wusste. Sein Kollege Lange war mindestens 1,90 m groß, fast schon schlaksig und sein schulterlanges Haar war pechschwarz. Seine Augen waren fast genauso schwarz wie sein Haar. Die beiden bildeten allein wegen dieses extremen Gegensatzes das perfekte Paar. Die beiden Kommissare fanden sie auf den ersten Blick sympathisch. Graubner lächelte und fragte: „Sollen wir dann einmal direkt in medias res gehen? Bevor der Profiler kommt, sollten wir wenigstens schon ein bisschen im Bilde sein.“ Marina nickte und zeigte auf ihre Aufzeichnungen auf dem Flipchart. „Dort haben wir alles zusammen getragen, was wir über die beiden Opfer vom Wochenende wissen. Wie Sie sehen, gibt es bei den beiden Frauen keine Typübereinstimmungen, sie kamen aus verschiedenen Stadtteilen, unterschiedlichen sozialen Schichten und sind auch nicht annähernd gleichalt. Das einzige, was wir also bis jetzt mit Sicherheit sagen können, ist, dass es kein Muster gibt, an dem wir uns orientieren können. Sie sehen, wir können jede Form der Unterstützung gut gebrauchen.“ Graubner und Lange traten an die Aufzeichnungen auf dem Flipchart heran um sie genauer in Augenschein zu nehmen. Offensichtlich kamen sie zum gleichen Ergebnis, denn Lange drehte sich um und fragte: „ Sind Sie denn überhaupt sicher, dass es sich bei den beiden Morden um ein und denselben Täter handelt? Die Opfer sind zwei völlig verschiedene Typen und auch die Art und Weise des Verbrechens ähnelt sich absolut nicht.“ Robert bedeutete den Kollegen an dem kleinen Besprechungstisch Platz zu nehmen, der unter dem Fenster stand, Marina und er setzten sich dazu. „Sicher sind wir uns bei diesen beiden Morden bei gar nichts. Genau das ist ja unser Problem. Es gibt keinen Anhaltspunkt und wir haben nicht den leisesten Schimmer, wann und ob der Irre oder die Irren, sofern es nicht ein und dieselbe Person ist, wieder zuschlagen.“ Graubner drehte nachdenklich einen Bleistift zwischen seinen feingliedrigen Fingern. „Hoffentlich kann uns Holsten weiterhelfen. Haben Sie schon einmal mit ihm zusammen gearbeitet?“ Marina ergriff das Wort. „Richtige Zusammenarbeit kann man das noch nicht nennen. Er hat vor Jahren einmal einige Gutachten zu einer Mordserie geschrieben. Da konnte er uns mit seinen Ideen auf die richtige Fährte bringen. Er gilt als absolut genial, aber man muss ihn wohl zu nehmen wissen. Ich bin mal gespannt, was uns so erwartet.“ Robert nickte zustimmend. „Ich hoffe nur, dass ihm irgendwas auffällt und dass er uns ein Profil erstellen kann, mit dem wir einen Ansatz finden, bevor noch mehr Leichen seinen Weg pflastern.“

Blinder Hass

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