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Kapitel 8

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So langsam wachte Jan Schwarz in seinem Verlies auf. Doch sein Kopf brummte nur, und an seinem Hinterkopf spürte er eine dicke Beule, aber auch an seinen Händen klebte Blut.

Da hat aber der Kerl sehr gut zugeschlagen, dachte Schwarz, der sich aber nur vage an den Schlag erinnern konnte.

Schwarz fiel es dann wieder ein, dass er sich dem Bauernhaus der Galeristin genähert hatte und dann plötzlich einen Schlag auf den Kopf erhielt. So zumindest rekapitulierte er die Geschichte, die er für völlig verrückt hielt.

Weshalb wurde ich überhaupt von der Flohmarktlady in die Galerie M. bestellt?, fragte er sich. Dann war sie nicht mal in der Galerie anwesend, und ich wurde in dieses Hexenhaus im Hexental geschickt.

Was das nur bedeuten soll?, machte er sich weitere Gedanken.

„Ich kenne die Dame nicht mal persönlich. Wir sind ja immer nur über das Telefon miteinander verkehrt“, empörte sich der Reporter jedoch mit leiser Stimme, denn er wusste ja nicht, ob sich noch Leute in der Nähe aufhielten.

„Wer ist diese verrückte Flohmarktlady, und was will sie von mir?“

Jan Schwarz war richtig ärgerlich, weil er sich nicht denken konnte, wer ihm diese Falle gestellt hatte? Denn eine Falle war es gewiss, dass er in dieses verdammte Nest gelockt wurde. Da war sich Jan Schwarz sicher.

Doch irgendwann schwanden ihm wieder die Sinne und er schlief wieder ein.

In seinem Traum erschien ihm eine wunderschöne Dame, die an ihrer rechten Hand einen Ring trug, der nur so golden glänzte und der Amethyst funkelte wie eine lilafarbene Krokuswiese im Frühjahr.

Der Traum war so wunderschön, dass er gar nicht mehr erwachen wollte, denn er fühlte sich richtig geborgen.

Wie eine Fee aus dem Märchen erschien ihm die Dame, die ihn dann noch auf die Stirn küsste und über seine Haare strich.

Was Jan jedoch nicht mitbekam, im oberen Stockwerk lief eine Frau wie eine Tigerin immer im Zimmer auf und ab und grübelte vor sich hin.

„Weshalb bist du denn so unruhig?“, fragte der Mann, der ganz in der Nähe der Frau stand.

Doch er erhielt keine Antwort.

„Was ist mit Pierre?“, wollte sie wissen.

„Was hast du mit ihm gemacht? Ist er tot?“

Doch davon wollte wiederum der Mann, der sich in eine Ecke verkrümelt hatte, nichts wissen.

„Ich habe nur deine Befehle ausgeführt, nichts anderes!“

„Du hast zu mir gesagt, dass ich Pierre verschwinden lassen soll, denn der Kommissar befand sich in der Nähe der Galerie, die er sicherlich aufsuchen wollte, und so hätte er wahrscheinlich auch Pierre gesehen und sich an ihn erinnert.“

„Ich kenne den Kommissar, er lässt nicht locker“, meinte kurz die Dame.

„Mit Verschwinden habe ich jedoch nicht gesagt, dass du ihn töten sollst, sondern ihn ins Ausland, nach Frankreich, bringen sollst oder sonst wohin.“

„Gerade jetzt hätte ich seine Hilfe benötigt, wo ich wieder eine große Ladung neuer Bilder aus Amerika erwarte und dazu noch den Nachlass dieses Mannes habe, du weißt schon, von wem die Rede ist. Ich will seinen Namen nicht aussprechen, sonst haben wir wahrscheinlich gleich die ganze Polizei aus Freiburg, aus ganz Europa und Übersee auf dem Hals.“

„Wer hat uns verraten, wer hat diesen Jan Schwarz, der auch plötzlich in der Galerie aufgetaucht war und so merkwürdige Fragen stellte, über uns informiert?“, rätselte die Dame immer weiter.

„Sag schon, an wen denkst du?“

„Ich weiß es nicht, ich weiß es wahrlich nicht!“, sagte der Mann aus seiner dunklen Ecke heraus.

„Du weißt es nicht!“, kreischte die rothaarige Dame plötzlich ziemlich hysterisch.

„Was soll ich damit anfangen?“

„Es lief doch alles so gut. Wir konnten sehr gut hier aus Süddeutschland agieren.“

„Und jetzt das?“

„Beruhige dich doch, Liebling, wir werden das schon gemeinsam schaffen“, antwortete der Mann.

Doch die Dame, die der Mann mit Liebling angesprochen hatte, rührte sich nicht.

Sie beruhigte sich, aber sie lief immer noch wie eine Tigerin im Zimmer auf und ab.

„Ich kann mich einfach nicht konzentrieren, du machst mich ganz verrückt und dieser Jan Schwarz im Keller ebenfalls.“

„Am besten du gehst jetzt, damit ich mir einen Plan ausdenken kann.“

„Wir treffen uns morgen in der Galerie und dann besprechen wir die weiteren Vorgänge.“

„Jan Schwarz bleibt hier.“

„Ich möchte ihn nicht freilassen, er ist zu gefährlich und ich weiß nicht, woran ich bei ihm bin.“

„Bitte, sei mir nicht böse, dass ich dich jetzt bitte, zu gehen, aber ich muss mich total konzentrieren und das geht nur, wenn ich alleine bin.“

„Ist ja gut!“, rief Hugo, der Mann aus der dunklen Ecke, hervor.

„Ich gehe, wenn du mich wegschickst, aber glaube nur nicht, dass du mich so schnell loswirst. Ich kenne alle deine Geschäfte!“

„Ich will dich doch nicht loswerden, sondern nur jetzt, verstehe das doch, brauche ich meine Ruhe und deine Drohungen will ich auch gar nicht verstehen.“

„Und was machst du mit Jan Schwarz, wenn er plötzlich aufwacht?“

„Jan Schwarz wacht nicht auf, ich habe ihm nochmals Tropfen gegeben, der schläft den Schlaf eines Gerechten.“

Hugo musterte Elise scharf. Er erkannte, dass er ihr nicht beikommen würde. Sie ist eine knallharte Person, obwohl sie wie ein Engel mit ihren rotblonden Locken aussieht, dachte Hugo. Ihr schmales Gesicht zeigte zwar schon einige Fältchen um die Augen, aber ansonsten hatte sie eine schlanke Gestalt und sie sah mit ihren 50 Jahren noch sehr jugendlich aus, wie Hugo feststellte.

Hugo kannte Elise noch nicht so lange. Er hatte sie auf einem Flug kennengelernt, von New York nach Frankfurt, wo sie für ihre Galerie Bilder eingekauft hatte, wie sie ihm erzählte.

Er, der ständig in Geldnöten in dieser Zeit war und auch schon mal im Gefängnis wegen eines Kunstraubes saß, beobachtete Elise dann mehrmals in ihrer Galerie und suchte sie dann auch dort auf. So kamen sie miteinander ins Geschäft und außerdem verstanden sie sich auch privat sehr gut.

Doch in ihre Karten ließ sich Elise nicht blicken. Nur Hugo wusste, dass sie überhaupt Elise heißt. Auf ihrer Visitenkarte steht ein anderer Name.

Irgendwann, als sie einmal miteinander sehr viel Champagner getrunken hatten, weil gerade eine sehr gute Bilderauktion viel Geld abgeworfen hatte, vertraute sie ihm ihren richtigen Vornamen an.

„Mehr musst du nicht wissen!“, hat sie kurz zu ihm gesagt. Doch natürlich war er auch nicht auf den Kopf gefallen und hatte schon einiges über sie recherchiert.

Aber weit ist er leider nicht gekommen, denn selbst im Polizeiarchiv war er nicht fündig geworden, obwohl ihm ein Kumpel bei der Recherche dabei geholfen hatte, überlegte Hugo.

Dann hatte er es einfach gelassen, denn es ging ihm ja gut mit Elise. Sie war nicht nur eine bezaubernde Frau, sondern auch eine gewiefte Geschäftsfrau und somit konnten sie eigentlich gut miteinander auskommen.

Beide hatten allerdings ihre getrennten Wohnungen, weil Elise darauf bestanden hatte. So führte jeder noch ein bisschen Eigenleben und ihrer Beziehung schadete es nicht.

Selbst dieser Pierre hatte nichts davon mitbekommen, denn er verehrte Elise auch sehr. Fast wie ein Hündchen ging er ihr immer hinterher, was Elise manchmal auch nicht gefiel. Aber sie hielt ihn auf Distanz.

Und in der Galerie zeigten sich Elise und Hugo auch nicht vertraut miteinander, das war nur im Hexental möglich, oder in ihren Wohnungen.

„Pierre Klein war ein dummer Mann, ein Junge, der nie erwachsen geworden ist!“, meinte Hugo zu Elise.

Aber davon wollte Elise nichts wissen, denn Pierre Klein war genial beim Bilderfälschen.

„Weshalb hat er sich auch so gewehrt, als ich ihm in die Tiefgarage gefolgt bin?“, meinte Hugo.

„Er hätte sich doch anhören können, was ich ihm sagen wollte. Aber nein, er schrie gleich los und wollte den Kommissar rufen, den er noch auf der Straße vermutete.“

„Da musste ich ihn erwürgen, das ging ganz leicht.“

„Pech, dass es natürlich schon gleich entdeckt wurde!“, meinte Hugo ärgerlich.

„Ich wollte noch die Leiche in seinem Wagen fortfahren und an einer einsamen Stelle in die Dreisam werfen.“

„Aber ihn in die Dreisam werfen, war nicht mehr möglich, weil dieser noble Herr, auch so ein Verehrer von dir, mit seinem Mercedes in die Tiefgarage gefahren kam“, meckerte Hugo.

„Das war eben kein gutes Timing“, sagte er noch.

„Doch mir jetzt Vorwürfe machen, dass ich Pierre Klein entsorgt habe, das ist von dir nicht fair. Aber ich glaube, du kannst gar nicht fair sein. Du siehst immer nur deinen Vorteil!“

Na ja, der Junge war ihr halt auch ans Herz gewachsen, dachte Hugo noch. Sie hatte ihm mal erklärt, dass das mit einem alten Fall aus ihrer Vergangenheit zusammenhing, wo auch dieser Kommissar, der jetzt plötzlich vor der Galerie aufgetaucht war, eine Rolle spielte.

„Deshalb spielt sie jetzt verrückt, weil sie glaubt, dass dieser Kommissar sie finden wird“, murmelte Hugo und schaute Elise an.

Und jetzt wird das Katz-und-Maus-Spiel, das sie so gerne spielt, wieder anfangen, überlegte er weiter, sagte aber nichts zu Elise.

Aber Katz-und-Maus spielen wir beide nicht miteinander, dachte Hugo und verabschiedete sich ziemlich verärgert von Elise.

Elise schmiegte sich dann an ihn wie eine Katze und wollte damit ihr merkwürdiges Verhalten ihm gegenüber, wieder etwas gutmachen.

Doch damit hatte sie bei Hugo schlechte Karten. Auch wenn er leicht zu führen war, konnte er doch auch ziemlich gehässig ihr gegenüber werden und so richtig einschätzen konnte sie ihn auch nie.

Richtig gemein ist er manchmal, dachte sie und wandte sich dann gleich wieder von ihm ab.

„Nimm es nicht so tragisch. Morgen sehen wir uns ja wieder!“, meinte daraufhin Elise lakonisch.

Doch Hugo kümmerte sich nicht mehr um sie und das wiederum gefiel ihr nicht.

Soll sie mich doch nach Hause schicken, das wird sie mir büßen!, dachte Hugo und schaute sie mit seinen stechend, blauen Augen nur hasserfüllt an.

Elise bemerkte schnell, dass sie einen Fehler gemacht hatte.

Also muss ich auch bei Hugo auf der Hut sein. Er ist nicht so gutmütig, wie er sich manchmal gibt.

Natürlich war Elise sehr wütend, dass Hugo ihren Assistenten, Pierre Klein, einfach umgebracht hatte, denn er war eine große Hilfe für sie, weil er sich einfach bestens im Bilderfälschermilieu auskannte und selbst die wunderbarsten Bilder malte.

Von Wölfen und Schafen

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