Читать книгу Von Wölfen und Schafen - Ursula Hass - Страница 5

Kapitel 3

Оглавление

Bei Jan Schwarz klingelte am frühen Morgen schon sein Handy, denn er hatte einen Freund im Polizeikommissariat in Freiburg, und dieser berichtete ihm prompt von einer Leiche. Doch Schwarz wimmelte ihn ab, da er augenblicklich mit anderen Themen beschäftigt war.

Das hat mir gerade noch gefehlt, eine Leiche, wo ich ziemlich mit Recherchen zu einem ganz heiklen Thema eingespannt bin, dachte Schwarz.

Denn erst vor Kurzem hatte er einen merkwürdigen Anruf von einer Flohmarktlady erhalten. Zumindest hatte sie sich mit diesem geheimnisvollen Namen gemeldet und vorgestellt.

Und Jan Schwarz überlegte, was denn die Flohmarktlady noch mal gesagt hatte.

„Der Fall soll sehr brisant und geheimnisvoll sein, hat sie jedenfalls gesagt, denn es soll sich um einen alten keltischen Ring handeln, der einer Göttin gewidmet sein soll“, murmelte Schwarz vor sich hin.

Dieser Ring soll verschollen sein und ich soll in einem Bilderfälschermilieu recherchieren, ließ die Flohmarktlady verlauten. Doch was Bilderfälscher auch mit einem keltischen Ring zu tun haben, das konnte sich Jan Schwarz nicht erklären und so sprach er immer wieder von diesem kostbaren keltischen Ring.

Denn manchmal führte Schwarz auch Selbstgespräche, wenn niemand im Zimmer war.

Der Chefredakteur war ja weit weg, dachte er.

Gerade bei diesem brisanten Thema, überlegte er, kommt mir jetzt eine Leiche dazwischen, das passt mir gar nicht.

Doch Jan Schwarz war mit Leib und Seele Reporter, und so wollte er dieser seltsamen Story nachgehen, das war er sich und seiner Journalistenehre, aber auch seinen Lesern, schuldig.

Er schnappte sich noch die Kaffeetasse, trank einen Schluck, und rief dann bei seinem Bekannten bei der Polizei zurück, den er vorher eigentlich sehr kurz abgekanzelt hatte.

„Es ist anscheinend am ‚Balzer Herrgott‘, in der Nähe des Mörderloches, eine Leiche von einer jungen Frau gefunden worden, die sehr elegant angezogen war, als käme sie gerade von einer Modenschau oder einer gesellschaftlichen Veranstaltung“, erzählte der Informant Schwarz.

„Gibt es schon ein Foto von ihr?“, wollte Jan wissen.

„Nein, es ist noch nichts freigegeben“, entgegnete der Informant von der Polizei.

„Es ist noch alles top secret wie immer. Wir sind ja noch mitten im Fall der jungen Studentin, das weißt du ja?“, erzählte er weiter.

„Ja, da tretet ihr auch auf der Stelle und jetzt noch eine Leiche, das ist ein bisschen viel für Freiburg, meinst du nicht auch?“, erwiderte Schwarz.

„Deshalb hat ja auch ein Kommissar Kirsch aus Wiesenbach die Leiche mitgenommen, er hat sie auch entdeckt, vielmehr seine Frau.“

„Kann man einfach so eine Leiche mitnehmen?“, schmunzelte Jan Schwarz und dachte, dass das ja eine lustige Story ergeben würde.

„Bitte, schreibe nichts darüber, sonst wissen ja alle, dass ich es dir gesagt habe!“, brachte der Bekannte ängstlich hervor, obwohl er immer gerne den Journalisten mit Informationen unterstützte.

Jan Schwarz lebte noch nicht lange in Freiburg und bei der Zeitung musste er als Reporter immer schnelle Informationen liefern. Da wurde streng darauf geachtet, dass die Zeitung auch täglich aktuell war.

„Ich danke dir für deine Unterstützung, aber jetzt muss ich wieder an meine Arbeit gehen. Ich bin an einer sehr interessanten Geschichte dran und da kommt mir jetzt diese Leiche gar nicht zur rechten Zeit“, entgegnete Jan Schwarz lachend.

Als wenn Leichen immer zur rechten Zeit kommen, dachte der Informant, der bei der Polizei arbeitete.

„Was ist denn das für eine Geschichte, los erzähl mal!“, wollte der Bekannte dann doch wissen.

„Das geht nicht, das ist nämlich auch top secret, denn meine Informantin kann ich nicht preisgeben“, reagierte Jan energisch.

„Wir hören wieder voneinander und wenn du mehr weißt zur Leichengeschichte, dann informiere mich bitte, denn interessiert bin ich schon daran und wer weiß, wie sich die andere Geschichte entwickelt?“, zeigte sich Jan skeptisch, aber er wollte es sich auch nicht mit seinem Informanten verscherzen.

Schwarz war diesem schon sehr dankbar, dass er sich um ihn kümmerte, denn sie kamen beide aus Norddeutschland und hatten sich mal in einer Kneipe kennengelernt.

Während es Jan schwerfiel, die süddeutsche Mentalität und auch den Dialekt zu verstehen, fiel es seinem Informanten leicht, denn er wohnte auch schon länger im Badischen.

Immer noch musste Jan Schwarz schmunzeln, wenn er daran dachte, dass die Leute sich hier im Badischen mit einem „Teppich“ zudecken, statt mit einer Decke. Und so gab es auch noch einige Worte, die er im Dialekt gar nicht aussprechen konnte.

„Doch nichts jetzt mit Dialekt oder Mundart, ich werde jetzt ganz hochdeutsch an diese geheimnisvolle Sache rangehen“, sagte Jan Schwarz, der auch noch ein bisschen an Eva Warnstede denken musste, die auch eine sehr liebenswürdige badische Aussprache hatte, obwohl sie Schauspielerin war.

Er überlegte auch, dass er ihr noch eine Mail schreiben könnte, denn er wollte unbedingt den Kontakt zu ihr aufrechterhalten.

Doch dann kam sein Redaktionsleiter ins Büro und fragte gleich nach neuen Themen.

„Es gibt anscheinend eine Leiche am ‚Balzer Herrgott‘, das wäre auch mal eine Story. So was interessiert doch unsere Leser.“

„Erfahren Sie mehr Einzelheiten, dann bin ich dabei. Ich kenne den ‚Balzer Herrgott‘.“

„Ich nicht!“, mischte sich Jan Schwarz wieder ein.

Dann fahren Sie nach Gütenbach und schauen sie dieses Kulturdenkmal an. Dann werden Sie verstehen, weshalb die Leute gerne diesen Ort aufsuchen, wobei aber auch das mysteriöse Mörderloch ganz in der Nähe ist.

„Es soll sich um eine junge Frau handeln, die sehr elegant angezogen war und eventuell aus Freiburger Kreisen stammen soll. Hat mir mein Informant verraten.“

„Aber ein Kommissar aus Wiesenbach hat die Leiche mitgenommen.“

„Wie geht denn so was, eine Leiche einfach mitnehmen. Wollten die Freiburger Polizisten diese Leiche nicht, weil sie auch noch mit dem Mord an einer Studentin beschäftigt sind?“, fragte der Redaktionsleiter gleich nach.

„Wahrscheinlich!“, entgegnete Jan Schwarz lakonisch.

„Gut, ich werde mir den ‚Balzer Herrgott‘ mal anschauen und mich um diese Leiche kümmern.“

„Sie müssen die Mentalität unserer Bevölkerung in sich aufnehmen, dann kommen Sie auch an Themen ran“, gab der Redaktionsleiter ihm noch einen guten Rat mit auf den Weg.

Dann rief auch noch die Flohmarktlady an, die ihren wahren Namen einfach nicht preisgeben wollte.

„Sie wollten doch neue Informationen zu diesem Keltenring haben!“, bemerkte die Lady und Jan Schwarz nickte nur, obwohl dies die Lady ja nicht sehen konnte.

Von Wölfen und Schafen

Подняться наверх