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Kapitel 4

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Kirsch stolperte am nächsten Morgen schweren Herzens in das Kommissariat. Denn eigentlich war Kirsch jetzt über seinen Entschluss, die Leiche der jungen Frau nach Wiesenbach mitzunehmen, auch nicht mehr so glücklich.

„Was hat mich denn da geritten?“, sagte er wieder laut vor sich hin, so wie es manchmal seine Art war.

Helen und Eugen erwarteten ihn schon im Büro. Helen hatte wieder Kaffee gekocht, den er so gern mochte. Eugen hatte Brezeln und Croissants aus der Bäckerei Hutter mitgebracht, und so begann dieser Morgen schon ganz annehmbar.

Nachher gehe ich gleich noch beim Bürgermeister vorbei, dachte Kirsch. Schließlich musste er ihn ja über den neuesten Fall informieren, obwohl Kirsch eigentlich zuerst den Polizeipräsidenten Hubtreu aufsuchen sollte.

Plötzlich klopfte es ganz stark an der Tür zu Kirschs Zimmer, und hereinmarschierte Bella Weigand zusammen mit ihrem Seppi.

Kirsch fühlte sich nach seinem Urlaub im Kommissariat wieder ganz wie zu Hause. Allerdings hatte er sich ja nur zwei Wochen Urlaub gegönnt.

„Wie geht es Ihnen, Frau Weigand, was macht die Bühne?“, fragte Kirsch schon gleich bei der alten Dame nach, die schließlich mal eine stadtbekannte Schauspielerin war.

„Ich wollte nur schauen, wie es Ihnen geht, haben Sie sich gut erholt an der Ostsee?“

Bella Weigand war ansonsten nicht sehr neugierig, aber einen Besuch bei Kirsch und Eugen ließ sich die alte Dame nicht entgehen. Und Seppi hüpfte wieder an Eugen hoch, denn die beiden mochten sich sehr.

„Komm, Seppi, an Eugen sollst du nicht so hochspringen und ich sehe, im Kommissariat wird wieder eifrig gearbeitet, da rauchen schon die Köpfe!“, meinte sie schmunzelnd zu den beiden, die sich dann auch eilig von ihr verabschiedeten.

„Eugen, komm mit, wir gehen zum Bürgermeister! Ich muss ihn doch informieren und außerdem müssen wir auch die Presse verständigen, und das läuft über den Bürgermeister am besten.“

Kirsch war jetzt ganz in seinem Element und nicht mehr zu halten.

Also trabten die beiden, Kirsch und Eugen, zum Bürgermeister, der schon erstaunt war, dass da plötzlich Kirsch und Eugen mit hochroten Köpfen auftauchten.

„Was gibt es denn, Herr Kirsch?“, fragte der Bürgermeister gleich nach, denn ihm schwante schon nichts Gutes.

Da Kirsch hier so plötzlich auftauchte, befürchtete der Bürgermeister schon wieder Unheil. Gerade wollte er auch zusammen mit dem Polizeipräsidenten Golfspielen gehen, und da tauchte wie aus dem Nichts dieser Kirsch auf.

So ganz hatte Bürgermeister Wohlgemuth den letzten Fall mit der schwarzen Katze nicht weggesteckt. Schließlich hatte Kirsch ihn, den Bürgermeister von Wiesenbach, einfach in eine Arrestzelle gesperrt. Das konnte er ihm nicht vergessen.

Doch nach diesen trüben Gedanken wandte er sich wieder Kirsch zu, denn eigentlich hatte er nur vor, ihn abzuwimmeln.

Bevor er überhaupt ein Wort an Kirsch richten konnte, hatte dieser schon auf einem Stuhl Platz genommen. Dabei wurde Kirsch immer unruhiger, denn er kannte ja die Impulsivität des Bürgermeisters.

„Hören Sie, Herr Bürgermeister, als ich gestern mit meiner Frau Moni im Schwarzwald, beim ‚Balzer Herrgott‘, den kennen Sie sicherlich auch, spazieren ging, habe ich eine Leiche entdeckt.“

Der Bürgermeister schaute Kirsch nur mit seinen grauen Augen ziemlich starr und streng an.

Was erzählt Kirsch da, dachte er, Kirsch hat eine Leiche am ‚Balzer Herrgott‘ entdeckt, und langte sich dabei an die Stirn.

„Habe ich das richtig gehört, Sie haben eine Leiche entdeckt?“, fing der Bürgermeister leicht knurrend zu fragen an.

Im Stillen dachte er nur, jetzt fliegen dem Kirsch schon die Leichen an seinem letzten Urlaubstag zu. Was das nur wieder bedeutet? Gibt denn dieser Kirsch nie Ruhe?

Wohlgemuths Ader auf der Stirn schwoll immer stärker an und sie wurde plötzlich blutrot.

Kirsch wurde es fast schwarz vor seinen Augen, als er den Bürgermeister mit seiner blutrot angeschwollenen Ader nur mit einem Auge, so von unten nach oben, anblickte.

Hoffentlich kriegt er nicht noch einen Schlaganfall, und ich bin auch noch an seinem Tod schuld, dachte Kirsch und fing etwas beruhigend auf den Bürgermeister einzureden.

„Regen Sie sich bitte nicht auf!“, brachte er aber nur noch kurz hervor.

Doch das war zu viel für den Bürgermeister. Er musste sich erst mal auf seinen Stuhl setzen und ein Glas Wasser trinken.

„Was haben Sie dann mit der Leiche gemacht?“, fragte Wohlgemuth leise nach.

„Ja, hierher nach Wiesenbach gebracht, das war doch richtig. Doktor Dorer soll sie obduzieren“, fing Kirsch wieder zu sprechen an.

Doch das war nun wieder für den Bürgermeister zu viel.

„Sind Sie denn ganz verrückt geworden, was haben wir in Wiesenbach mit der Leiche vom ‚Balzer Herrgott‘ zu tun, das können doch die Freiburger Kommissare erledigen, das ist doch nicht Ihre Aufgabe!“, schrie der Bürgermeister entsetzt hervor.

Das wäre ja geradeso, als würde ich einfach Akten vom Freiburger Bürgermeister mit nach Hause nehmen, um sie hier zu erledigen und seine Arbeiten zu machen“, entgegnete der Bürgermeister mit hysterischer Stimme.

„Wie käme ich denn überhaupt auf einen solchen Gedanken? Doch die Leiche ist jetzt Ihre Sache und ich will damit nichts zu tun haben, haben wir uns verstanden!“

„Machen Sie Ihre Pressekonferenzen gefälligst in Freiburg, aber nicht hier in Wiesenbach, wo jetzt alles so schön läuft. Die Touristen kommen in unseren Anemonenpark und bestaunen das Denkmal von Anna Metzger und auch das Heimatmuseum wird gerne aufgesucht.“

„Und jetzt kommen Sie, und bringen wieder eine Leiche mit, damit das ganze Dilemma wieder von vorne beginnt.“

„Ich muss Sie jetzt bitten, zu gehen, denn ich habe noch eine dringende Verabredung, übrigens mit Ihrem Polizeipräsidenten, und dem werde ich von Ihrer Einmischung und Entführung einer Leiche nach Wiesenbach berichten, darauf können Sie Gift nehmen!“

Kirsch stand auf und Eugen wäre fast über den Stuhl von Kirsch gestolpert, weil dieser so abrupt aufgestanden war und dabei sein Stuhl umfiel.

„Gut, Herr Bürgermeister, ich habe Sie verstanden, aber ich werde zusammen mit den Freiburger Kollegen den Fall lösen.“

„Das bin ich schon der jungen Frau schuldig, schließlich habe ich sie ja auch gefunden, auch wenn sie schon tot war.“

„Komm, Eugen, wir gehen!“

Beide stolperten aus dem Bürgermeisteramt heraus und gingen ohne irgendein Wort miteinander zu reden, sprachlos und mit hängenden Schultern ins Kommissariat zurück.

Dort angekommen, wurden sie schon von Helen erwartet, die schon Nachrichten hatte.

„Doktor Dorer hat angerufen und Sie möchten doch bei ihm vorbeikommen“, richtete Helen Kirsch aus.

„Komm, Eugen, machen wir uns auf den Weg, mal schauen, was Doktor Dorer uns zu sagen hat!“

Viel war es allerdings nicht, was der Doktor mitteilte.

„Sie wurde mit einem Schal erdrosselt, wie ich es schon gestern mitgeteilt habe. Es gibt auch noch Fasern an ihrem Hals, und ich habe diese unter einem Mikroskop untersucht. Es sind ganz spezielle Fasern in dunkler und gelber Farbe“, meinte Doktor Dorer.

„Ansonsten sind auch nur noch zwei Hämatome am Oberarm zu sehen, wo die junge Frau gepackt oder festgehalten wurde. Es kann auch sein, dass die Hämatome entstanden sind, als sie schon tot war und man sie an diesen Ort gebracht hat. Ich glaube nicht, dass sie an diesem Ort, dort wo wir sie gefunden haben, umgebracht wurde. Viel eher denke ich, dass es noch in der Stadt passiert ist, denn dafür spricht auch ihr ganzes Outfit, mit den Schuhen und ihrem Kostüm und auch der Todeszeitpunkt.“

„Sie müssen schnellstens herausfinden, wer die junge Dame ist?“, richtete Doktor Dorer das Wort wieder an Kirsch.

„Ich habe Fotos von ihr gemacht und diese müssen sofort an die Pressestelle geschickt werden“, betonte Doktor Dorer.

Kirsch nickte nur zu den Worten von Doktor Dorer. Irgendwie ging ihm immer noch die Unterredung mit dem Bürgermeister nicht aus dem Kopf.

„Doktor Dorer, ich veranlasse alles und dann sehen wir weiter.“

Kirsch und Eugen verließen die Pathologie und gingen auf dem schnellsten Weg zurück ins Kommissariat. Auf keinen Fall wollten sie irgendeine Person treffen, denn sie befürchteten, dass es sich schon herumgesprochen hatte, dass es dank Kirsch wieder eine Leiche in Wiesenbach gab.

Und im Büro angekommen, machte Kirsch seinem Ärger wieder Luft, denn er lief wie ein Tiger in seinem Zimmer auf und ab, dass es sogar Eugen und Helen im Nebenzimmer hörten und sich dabei nur vielsagend anschauten.

„Geht ihm doch wohl sehr nahe, der Tod der jungen Frau“, meinte Helen zu Eugen, der nur nickte.

Eugen machte sie aber auch gleichzeitig darauf aufmerksam, dass der Bürgermeister nicht gerade erfreut war über die neue Leiche in Wiesenbach, und das wird Kirsch sicherlich auch noch beschäftigen.

Dann kam Kirsch aus seinem Zimmer gestürzt.

„Ich werde jetzt nochmals an den Tatort zurückfahren und schauen, ob ich irgendwas entdecken kann, was uns weiterbringen wird.“

„Eugen und Helen, ihr beide, fragt mal überall auf den anderen Polizeistationen nach, ob eine Person vermisst wird. Es muss doch jemand geben, der die junge Frau kennt und auch vermisst“, meinte er noch.

„Sobald ich zurück bin, reden wir weiter.“

Kirsch ging zu seinem eigenen Pkw und fuhr mit ziemlichem Tempo zum ‚Balzer Herrgott‘, als wäre dort schon die Lösung für seinen Fall zu finden.

Trostlos erschien ihm jetzt die Schwarzwaldlandschaft, die sich seinen Blicken bot. Überall nur dunkle Tannen und ein Nebel über den Höhen. Die Bäume und Blätter hatten sich schon goldgelb verfärbt, denn es war schon herbstlich, und dazwischen standen die dunkelgrünen und im Sonnenlicht glänzenden, violettgrauen Tannen, deren Äste und Wipfel sich nur geheimnisvoll hin und her bewegten.

Auf dem Parkplatz angekommen, stellte Kirsch das Auto auf dem Wanderparkplatz ab und ging raschen Schrittes dem ‚Balzer Herrgott‘ entgegen.

Kirsch machte sich bereits schon auf seiner Hinfahrt Gedanken über dieses Kulturdenkmal ‚Balzer Herrgott‘, das wirklich existiert, und eine in eine Weidbuche eingewachsene steinerne Christusfigur darstellt.

Kirsch war schon oft mit seiner Frau Moni hier am ‚Balzer Herrgott‘ wandern und es ist nie vorgekommen, dass er jemals eine Leiche erblickt hatte, überlegte Kirsch. Wanderer gab es immer wieder, aber nicht zuhauf. Kirsch kannte daher auch die Legende um den ‚Balzer Herrgott‘, der die Spaziergänger zu einem kurzen Aufenthalt zum Innehalten und Nachdenken einlädt.

Es gibt viele Legenden, nicht nur eine und auch manche Erklärungen sind oft widersprüchlich, wie auch Kirschs Mordfälle, überlegte er.

So besagt eine Legende, dass Hugenotten das Kreuz auf ihrer Flucht aus Frankreich an dem steilen Hang verloren hatten. Laut einer anderen These hatte es sich bei den Franzosen um Royalisten gehandelt, die während der Französischen Revolution aus Frankreich geflohen waren. Eine Bäuerin aus der Umgebung erzählte, dass das Kreuz aus einem Kloster stammen sollte und dieses in Kriegszeiten an einer Stelle im Wald versteckt worden war. Aus nicht zu klärender Quelle gibt es auch eine andere Version, nach der die Figur um 1800 aufgrund eines Gelübdes von einem Bauern namens Balzer aus Glashütten im Hexenlochtal erstellt worden sei, und dieser Bauer sei später nach Amerika ausgewandert. Auch der Zustand der Figur ist sehr widersprüchlich. Dass ihr Arme und Beine fehlen, soll daran liegen, dass ein Jäger die Extremitäten aus Wut über die entgangene Beute abgeschossen hatte. Laut einer anderen Variante habe Weidevieh, dem auf dem Boden liegenden Korpus, Arme und Beine abgetreten. Aber es könnte sich auch um ein Hofkreuz handeln, wobei der Hof durch eine Lawine zerstört wurde und Arme und Beine der Christusfigur abgebrochen sein könnten. Junge Burschen trugen den Torso heimlich in den Wald zum heutigen Ort, wo er zunächst eine Zeit lang in der Nähe der noch jungen Buche auf dem Waldboden lag. Um die Jahrhundertwende befestigten ihn dann zwei Gütenbacher Uhrmachergesellen an den Baum. Das Alter der Buche kann nur geschätzt werden, die Angaben schwanken zwischen 200 und 300 Jahren.“

Gerade so, wie bei meinen Mordfällen die verschiedensten Aussagen von Tätern und Zeugen kommen, können die vorliegenden Legenden, die sich um den Torso ranken, wie in einem Puzzle zusammengefügt werden, überlegte Kirsch, der diese Christusfigur, die vermutlich aus spätgotischer Zeit stammt, sehr in sein Herz geschlossen hatte.

Nur kurz haben sich der Reporter Schwarz und der Kommissar Kirsch beim ‚Balzer Herrgott‘ getroffen, doch sie waren sich gleich sympathisch. Kirsch wollte auf jeden Fall, sobald er wieder in Freiburg war, sich bei Jan Schwarz melden, denn im Augenblick hatte Kirsch keine Zeit, wie er mitteilte, als er am Tatort auf- und ablief, um noch nach Spuren zu suchen. Dem Reporter Jan Schwarz war dies recht, denn auch er musste wieder in die Redaktion zurück. Doch Kirsch zeigte ihm auch noch die Stelle, an der er die ermordete junge Frau, zusammen mit seiner Frau Moni, erblickt hatte. Dann hatte er auch noch den wirklich verrückten Einfall, die Leiche nach Wiesenbach mitzunehmen und von hieraus die Ermittlungen zu führen.

Als Jan Schwarz wieder in der Redaktion war, kam auch schon das Foto der jungen Frau, die beim ‚Balzer Herrgott‘ ermordet aufgefunden wurde, an, und der Redaktionsleiter, Simon Schneider, wollte das Bild der jungen Frau gleich auf der ersten Seite platzieren.

„Wie war die Fahrt zum ‚Balzer Herrgott‘ und haben Sie ihn gesehen, den Christuskopf, der aus der Buche schaut?“, fragte Simon Schneider gleich nach.

„Ja, ich habe ihn gesehen und auch den Kommissar aus Wiesenbach, einen Herrn Kirsch getroffen, der die Ermittlungen zu diesem Fall nun führt, natürlich auch mit unserer Freiburger Polizei.“

„Und was sagte er zu der toten Frau, konnte sie schon identifiziert werden?“, war die nächste Frage von Schneider.

„Nein, sie wissen auch nicht, wer die Tote ist. Deshalb ist die Veröffentlichung des Fotos auch so wichtig. Sonst hat die Polizei keine weiteren Angaben.“

„Dann bringen wir das Foto auf der ersten Seite als Aufmacherfoto, schreiben Sie bitte den Text dazu und vielleicht könnte man ja auch mal überlegen, eine Reportage über den ‚Balzer Herrgott‘ zu machen, was meinen Sie dazu? Es gibt ja einige Volontäre bei uns, die könnten Sie doch daran setzen, aber das besprechen wir dann in der Redaktionssitzung.“

Jan Schwarz schaute sich das Foto von allen Seiten an. Das Bild zeigte eine junge Frau, zwischen 20 und 30 Jahren mit schwarzen Haaren. Die Augen waren geschlossen, die Nase reckte sich ein bisschen in die Höhe und der Mund hatte sehr feine Linien. Das Kinn war straff, und die Backenknochen waren sehr hoch gestellt.

Irgendwie kommt mir das Gesicht bekannt vor, dachte Jan Schwarz. Er konnte sich jedoch nicht mehr erinnern, wo er es schon mal gesehen hatte, zumal ja auch die Augen geschlossen waren.

Dann setzte er sich an den Computer und fertigte einen Text an, der nicht allzu reißerisch klang, sondern auch das Mitgefühl der Leser wecken sollte.

Als er gerade so mitten am Formulieren war, klingelte das Telefon und am Apparat war Eva Zorn, eine Kollegin aus früheren Zeiten.

„Ich habe gehört, bei euch soll es eine Leiche geben, eine junge Frau wurde ermordet aufgefunden!“, brachte Eva Zorn ziemlich aufgeregt hervor.

„Wo hast du das wieder gehört?“

„Ich habe halt so meine Verbindungen, das weißt du ja, so nette Connections, die man in unserem Beruf einfach braucht.“

„Nein, Spaß beiseite, ich sitze gerade in Wiesenbach bei Kommissar Kirsch, weil ich mal wieder eine Schwarzwaldreportage machen will. Du weißt, unsere Leser lieben den Schwarzwald und da erzählte er mir gerade, dass er einen Reporter aus Freiburg getroffen hat, der auch schon bei der Zeitung ‚Augenblick mal‘ war.“

„Und da habe ich natürlich gleich an dich gedacht, das ist ja klar.“

„Wie gefällt es dir denn im schönen Schwarzwald und in Freiburg?“

„Kannst du alles verstehen, denn der badische Dialekt ist doch ein bisschen eigenartig, aber auch sehr sympathisch, finde ich, habe mich direkt schon an ihn gewöhnt.“

„Wenn ich bei Kommissar Kirsch in Wiesenbach bin, dann fühle ich mich so richtig wohl, weil der Menschenschlag hier ist einfach sehr liebenswürdig und gastfreundlich und daher kann ich es gar nicht verstehen, dass hier die Kriminalstatistik immer wieder einen solchen Aufschwung nimmt.“

„Dass sich jetzt noch Kommissar Kirsch diesen Mordfall aufhalst, kann ich auch nicht verstehen, er hat doch sonst genug zu tun“, redete Eva Zorn immer weiter und Jan Schwarz wollte eigentlich schon mit ihr Schluss machen, als sie ihm noch einen Tipp gab.

„Übrigens, ich arbeite gerade an einer seltsamen Geschichte und bin ja auch deshalb hier noch im Schwarzwald unterwegs. Es gab ja diesen mysteriösen Raub eines Keltenrings in Wiesenbach. Vielleicht hat dir der Kommissar auch darüber erzählt, als ihr euch getroffen habt, und da sind mir einige Informationen wieder zugespielt worden.“

Jetzt war Jan Schwarz doch sehr neugierig, denn von einem Keltenring hatte doch auch die Flohmarktlady gesprochen.

„Wir sollten uns mal zu einer Tasse Kaffee treffen, was meinst du? Hier in Freiburg gibt es schöne kleine Cafés, und dabei dachte er auch ein bisschen an seine Begegnung mit Eva Warnstede, die ihm seither nicht mehr aus dem Kopf ging.“

„Klar, das können wir machen, ich bin jetzt noch im Schwarzwald-Baar-Kreis und in der Offenburger Gegend unterwegs und könnte am Donnerstag in Freiburg eintreffen, wenn es dir recht wäre.“

„Melde dich einfach, wenn du in Freiburg bist, und wir treffen uns dann“, entgegnete Schwarz und freute sich auch ein bisschen, Eva Zorn zu treffen.

Kaum hatte er sein Handy weggelegt, kam schon der nächste Anruf.

Diesmal war die Flohmarktlady wieder am Telefon, die auch wissen wollte, ob Jan Schwarz schon etwas wegen dieses Keltenringes in Erfahrung bringen konnte.

Doch Jan Schwarz hielt sich noch bedeckt, und erzählte nichts von seinem Gespräch mit Eva Zorn.

Die Flohmarktlady war ihm nämlich sehr suspekt. Sie hatte sich ihm noch nie vorgestellt, sondern nur am Telefon, jetzt ein- oder zweimal mit ihm gesprochen und auch sonst war sie nicht gerade sehr gesprächsbereit.

Jan Schwarz wollte die Flohmarktlady gerne abwimmeln, da er noch an seinem Text für die ermordete junge Frau formulierte, und die Seite musste auch noch in Bälde fertiggestellt werden.

„Ich melde mich, wenn ich mehr weiß“, sagte er, obwohl er nicht mal die Telefonnummer der Flohmarktlady hatte, aber er wollte weiterarbeiten, und war deshalb auch kurz angebunden zur Lady, die gleich bemerkte, dass sie jetzt unerwünscht war.

„Es soll auch demnächst einen Diebstahl von Gemälden expressionistischer Maler geben, wobei auch angenommen wird, dass es sich eventuell um Fälschungen handeln könnte“, warf die Flohmarktlady noch kurz ein, weil sie das Interesse des Reporters wecken wollte.

„Wo soll der Diebstahl denn stattfinden?“, fragte Schwarz interessiert nach.

Doch das verriet die Flohmarktlady wieder nicht, dazu war das Thema noch zu geheim. Ihr Informant konnte auch nicht mehr sagen, doch das wiederum verriet sie Schwarz nicht und spielte genauso Maus und Katz mit ihm, wie er mit ihr.

„Wir müssen uns unbedingt kennenlernen!“, brachte Schwarz noch hervor.

Doch davon wollte die Flohmarktlady wiederum nichts wissen.

„Ich melde mich, wenn ich mehr weiß!“, sagte sie nur kurz.

Jan Schwarz schüttelte nur den Kopf, denn diesen Satz hatte er doch gerade erst zu Eva Zorn gesagt.

Von Wölfen und Schafen

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