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Kapitel 10

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Die Sekretärin, Ilona Stein, machte sich hingegen so ihre Gedanken, als Kirsch ihr Büro verlassen hatte.

Was wollte der Kommissar nur von Hans Tiefenthal?, überlegte sie.

„Und wann hatte der Intendant Kontakt mit Sonia Petzoldt?“, murmelte sie weiter, denn sie war natürlich bestens über alles informiert, was den Intendanten betraf.

Sie schaute gerade in ihrem Computer nach, wann sie die Einladungen an die ermordete Schauspielerin verschickt hatte, denn das war der Wunsch des Intendanten, als sich ihr plötzlich eine Gestalt näherte, die sie von hinten angriff.

Ilona Stein wollte noch etwas sagen, aber sie brachte keinen Laut mehr hervor, denn plötzlich wurde ihr ein Schal von hinten um den Hals geworfen, und dieser wurde immer fester zugezogen.

Die Assistentin von Hans Tiefenthal, die in ihrem ganzen Herzen dem Intendanten sehr zugetan war, und ihn auch auf allen seinen Stationen begleitet hatte, verdrehte ihre Augen, krallte sich ganz fest mit ihren roten Fingernägeln in das Fleisch ihres Gegenübers ein, bis dieser kurz aufschrie. Aber dann wurde der Schal immer fester zugezogen, bis der Sekretärin ihre Sinne schwanden und ihr Kopf dann auf den Schreibtisch aufprallte, was wiederum ein schreckliches Geräusch verursachte.

Aber niemand hörte dieses Geräusch und niemand sah, wie die dunkle Gestalt das Zimmer verließ, nicht aber, um nochmals genau zu überprüfen, ob die schöne Ilona, wie sie genannt wurde, auch wirklich tot war.

Die dunkle Gestalt machte sich dann von dannen und keiner sah sie und keiner hatte es gesehen, wie Ilona Stein ermordet wurde.

Nachdem Kirsch und Eugen den Intendanten verlassen hatten, holte sich Tiefenthal noch einen Dessertteller, und sehr genüsslich verschlang er die süßen Speisen darauf.

Später spazierte er dann noch zur Probe des neuen Stücks ‚Kabale und Liebe‘. Dort hatte gerade Regisseur Berthold Breyer alle Kollegen einbestellt und besprach mit Ihnen die neue Situation. Denn mit Sonia Petzoldt war ja nun die Hauptdarstellerin für immer ausgefallen.

„Wer von den Damen könnte denn die Rolle übernehmen?“, fragte er mit fester Stimme in die Runde, denn Teamarbeit schätzte er sehr.

Wolfi Bauer schlug Eva Warnstede vor.

Doch Eva sträubte sich, weshalb auch immer, was weder der Regisseur, noch die Schauspielkollegen verstanden.

Es war ihr gar nicht recht, dass Wolfi Bauer sie vorgeschlagen hatte, denn sie wollte auf keinen Fall, dass ein Verdacht auf sie fallen würde, wenn sie die vakante Rolle von Sonia Petzoldt übernehmen würde.

Doch eigentlich war sie schon von Anfang an als Ersatz vorgesehen, wenn Sonia Petzoldt ausfallen würde, denn immerhin gab es bei ihr Hollywoodanfragen, und die wollte sich Sonia, der man schon einen gewissen Ehrgeiz nachsagte, auf keinen Fall entgehen lassen.

Alle Schauspieler sprachen wild durcheinander, denn so schnell war nun kein Ersatz für Sonia gefunden. Aber dann formte sich doch ein Name heraus, aber es war nicht der von Eva Warnstede, sondern einer noch relativ jungen Schauspielerin, die erst vor Kurzem nach Freiburg gekommen war. Ihr Name war Evelyn Rose.

Eva Warnstede schaute dann doch etwas irritiert in die Runde, als alle Kollegen sich dann doch ziemlich schnell für die junge Evelyn Rose ausgesprochen hatten.

Auch Wolfi Bauer suchte gleich den Blick von Eva, die ihn nur sorgenvoll ansah.

Wolfi schüttelte den Kopf und wollte die Kollegen etwas beruhigen.

„Ich bin für Eva Warnstede, sie kennt doch die Rolle, da sie ja schon als Ersatz vorgesehen war, und außerdem hat sie auch schon diese Rolle der Louise Miller am Theater in Braunschweig gespielt“, sagte er ganz laut.

Doch keiner reagierte. Plötzlich aber hörten sie eine Stimme, wie aus dem ‚Off‘.

„Eva Warnstede kennt den Intendanten Hans Tiefentahl und hatte eine Beziehung mit ihm.“

Eva schaute ziemlich bestürzt in die Runde.

Was wussten die Kollegen über sie und Hans Tiefenthal, dachte Eva.

„Ich weiß es ganz genau, Eva Warnstede war auch schon in Düsseldorf und in Braunschweig und sie kennt den Intendanten gut“, entgegnete dann Hans Melchior, ein Kollege, der schon oft mit Eva Warnstede aufgetreten war.

Jetzt mischte sich auch der Regisseur ein.

„Ob nun Eva den Intendanten kennt oder nicht, das ist hier nicht relevant. Ich bin auch für Eva Warnstede. Sie kennt die Rolle, weil sie eh schon als Ersatz vorgesehen war, und wir müssen nicht wieder von vorne mit den Proben beginnen.“

Eva blickte den Regisseur dankbar an und auch Wolfi. Das waren doch noch zwei Getreue und vielleicht bahnt sich ja auch etwas mit dem Regisseur an, wenn Sonia jetzt nicht mehr da ist, überlegte Eva, schämte sich aber gleichzeitig wegen ihrer Gedanken, denn gerade erst war ihre liebe Kollegin ermordet worden.

„Jetzt lassen wir mal die Personalfrage beiseite und fangen mit den Proben an!“, sagte der Regisseur bestimmt.

„Ich werde immer mal wieder Eva und auch Evelyn einsetzen und dann sehen wir, wer die Beste ist.“

Die anderen Kollegen murrten zwar ein bisschen, waren aber damit einverstanden.

Und dann nahm jeder seinen angestammten Platz auf der Bühne ein und die ersten Proben nach dem Tod der Hauptdarstellerin begannen etwas zaghaft.

Nach der Probe ging Eva noch mit Wolfi in ihr bekanntes Café in der Wiehre. Vielleicht hoffte sie ja auch, dass sie Jan Schwarz treffen würde. Aber der blieb weiterhin verschwunden.

Auch in der Redaktion war es nicht verborgen, dass Jan Schwarz noch immer fehlte und eigentlich war es selbst für den Chefredakteur unerklärlich, dass Jan Schwarz sich gar nicht meldete und einfach fortblieb.

Jan Schwarz wachte in seinem dunklen Verlies auf.

„Endlich“, dachte er, „wo bin ich denn?“, sprach er laut vor sich hin, um wenigstens einmal einen Ton oder eine Stimme zu vernehmen.

Jan Schwarz dachte nach und war sich dabei gar nicht sicher, wie viel Tage denn vergangen waren seit er in diesem Verlies eingeschlossen war. Er konnte sich gar nicht vorstellen, weshalb er hier überhaupt gefangengehalten wurde.

Was soll denn das, weshalb bestellt mich die Flohmarktlady in die Galerie M. ein, und ich werde dann im Hexental überfallen, das macht doch alles keinen Sinn, dachte er.

So langsam streckte er auch seine Glieder aus, denn sie waren teilweise total eingeschlafen. Er konnte sich überhaupt nicht bewegen. Auch seine Füße fühlten sich an, als seien Fesseln an ihnen.

„Und meine Arme, wo sind denn meine Arme?“, sagte er wieder laut.

So langsam dämmerte Jan Schwarz, dass er völlig hilflos hier in einem Verlies lag.

Wie komme ich denn hier heraus?, überlegte er immer wieder, aber er sah rein gar nichts, nur Dunkelheit herrschte im Raum.

„Krieg ich hier vielleicht auch mal was zu essen!“, rief Jan Schwarz ziemlich laut in den Raum, denn seine Stimme war ja noch intakt, und vielleicht hörte auch jemand von dieser Bande seine Stimme und würde in diesen Kerker kommen, überlegte er weiter.

Doch es rührte sich nichts, auch wenn er es mehrmals wiederholte. Es blieb alles still.

„Oh Gott, wie komme ich hier wieder raus?“, meckerte er und plötzlich vernahm er ein Geräusch.

„Hör ich jetzt schon Geräusche, wo gar keine sind?“, flüsterte er.

So ganz mutterseelenallein hier in diesem dunklen Kerker eingeschlossen, wo es so modrig roch und überhaupt kein Licht vorhanden war, gefiel es Schwarz gar nicht.

Sicherlich sitzen auch in den Ritzen Wanzen und in den Gängen halten sich Ratten auf, dachte er noch.

Und davor ekelte es ihn richtig, dass er eigentlich froh war, dass er sich nicht bewegen konnte.

Aber er hörte keine Ratten kratzen. Und kratzen konnte er sich auch selbst nicht, weil ihm die Arme und Beine zugebunden waren.

Wie kann ich mich überhaupt wehren, wenn jemand zur Tür hereinkommen würde, überlegte er, denn so blieben auch seine Gedanken wach und er schlief nicht wieder ein.

„Was hat mir denn die alte Hexe gegeben?“, sagte er wieder leise vor sich hin, denn irgendwie schwante ihm, dass ihm vielleicht K.-O.-Tropfen verabreicht wurden. Er spürte einen schalen Geruch im Mund.

Wasser würde mir jetzt besser schmecken als der beste Champagner der Welt, dachte er noch, als er wieder so ein komisches Geräusch vernahm.

Er überlegte kurz, ob er sich bemerkbar machen sollte, denn womöglich war da jemand, der ihn retten konnte oder wollte. Doch wer könnte das sein?

Zunächst dachte er an Kommissar Kirsch, doch der wusste ja nichts von seinen Recherchen. Das wusste eigentlich gar keiner aus seinem Umfeld. Nicht mal dem Chefredakteur gegenüber hatte er eine Andeutung gemacht, nie eine Flohmarktlady erwähnt, und schon gar keinen Bauernhof im Hexental.

Die kleine Eva Warnstede, ja, die würde ihn vielleicht retten, dachte er und spann seine Gedanken noch ein bisschen weiter aus, denn damit beschäftigte er sich viel lieber.

Eine nette kleine Person, aber auch ein bisschen naiv, fand er die Schauspielerin.

Dann plötzlich gab es ein Klirren und Krachen und ein metallisches Geräusch streifte sein Ohr und dann stand auch schon eine schwarz vermummte Person in der Tür, die irgendwie fast wie Super-Batman aus dem Nichts aufgetaucht war, riss ihm die Schnüre von den Händen und Beinen, hob ihn vom Bett auf, und rannte mit ihm davon.

Er war ja nicht dick und seine Füße bewegten sich nur mechanisch, aber sie bewegten sich. Er rannte mit der Person einfach mit, die ihn allerdings fest umkrallte, als wollte sie ihn nie mehr loslassen.

Hilft sie mir nun oder schleppt sie mich womöglich irgendwo anders hin, seine Gedanken kreisten wie wild durcheinander, und in seinem Schädel brummte es, wie wenn tausend Bienen und Hummeln alle auf einmal, sich auf ihn stürzen wollten.

Er konnte keinen klaren Gedanken fassen.

Die schwarze Gestalt rannte mit ihm davon und irgendwann standen sie draußen vor dem Haus. Alles war dunkel, es brannte kein Licht im Haus. Wahrscheinlich waren sie alle ausgeflogen und hatten Jan Schwarz hier allein zurückgelassen.

Plötzlich kam ein Auto angefahren, denn den Lichtkegel einer Autolampe konnte Schwarz ganz klar erkennen.

Die dunkle Gestalt sagte kein Wort, er wusste nicht mal, ob es eine Frau oder ein Mann war.

Irgendwann gab sie ihm plötzlich einen rüden Stups und rannte zum Auto und das fuhr dann schnell weg. Eine Autonummer konnte er auf die Schnelle gar nicht erkennen, nicht mal die Automarke, und ob es nun ein VW oder ein Opel oder ein Mercedes gewesen war, war ihm eigentlich auch ziemlich schnuppe.

Er war nur froh, dass er endlich aus diesem Verlies befreit war und wieder seine Arme und Beine bewegen konnte, und auch sein Verstand reagierte noch.

In seinem Kopf forcierten sich wieder seine Gedanken und er schaute sich um, ob er auch wirklich alleine war oder ob diese Entführung aus dem Verlies nur ein Traum war?

Dann machte er sich einfach davon, denn irgendwo musste ja auch sein Auto stehen.

Weiter suchte er nach seinem Handy und nach seinem Autoschlüssel. Kaum bemerkte er das Fehlen der beiden, sah er, dass schon wieder ein Auto angefahren kam.

Er vermutete gleich, dass das wieder die Räuberbande war.

Mal schauen, was die noch vorhaben, war der einzige Gedanke, der bei ihm vorherrschte.

Jan Schwarz duckte sich und ging ganz tief in das Gehölz hinein, um nur nicht gesehen zu werden.

Das Auto, das da gerade angefahren kam, war ein dunkler Kombi und die Fenster waren ebenfalls ganz dunkel, wie wenn sie mit einem Stoff verhangen waren. Dann stiegen ein Mann und eine Frau aus.

Er konnte allerdings nur die Umrisse erkennen. Er hörte nur eine Stimme, aber es war nicht die Stimme der Flohmarktlady. Es war eine tiefe Frauenstimme, die irgendwie gar nicht zu der schlanken Gestalt passte.

Beide waren auch schwarz gekleidet, wobei der Mann nicht sehr groß und schlank war.

Der Mann sprach gar nicht, insofern könnte es auch eine Frau sein, dachte Jan Schwarz und bewegte sich nicht, um nur keine Geräusche zu machen.

Dann schlossen sie den Kombi auf und entnahmen ihm nacheinander ein paar Bilder.

Ah, das sind jetzt die Bilderfälscher, dachte Jan Schwarz.

Dann gingen sie ins Haus und brachten auch alle Bilder schnell ins Haus.

Irgendwann brannte dann auch Licht im Bauernhaus und er sah jetzt erstmals auch richtig die Umrisse dieses Hexenhauses.

„Warte nur, du alte Hexe!“, sagte Jan Schwarz laut vor sich hin, „dich erwische ich noch!“

Doch so einfach war diese Hexe nicht zu fassen, das wurde ihm bald klar. Wie hatte sie ihn doch sofort mundtot und bewegungslos gemacht?

Er wollte jetzt nur wieder nach Freiburg fahren, allen anderen offenen Fragen wollte er später nachgehen, denn in diese Räuberhöhle wollte er so schnell nicht wieder zurück.

Dann folgte er der Straße und da sah er auch sein Auto, etwas abseits, stehen.

Er freute sich, dass das Auto noch da stand und dass es die Räuberbande wohl stehen gelassen hatte. Daran hatten sie wohl nicht gedacht, dass er aus dem Verlies gerettet wird.

In seiner Jackentasche fand er dann auch seinen Schlüssel, das Handy jedoch nicht.

Gut, dass ich die Schlüssel gefunden habe, dachte er sofort, denn so kann ich auch gleich losfahren.

„Hoffentlich hört die Bande das Autogeräusch nicht!“

Aber das Auto stand doch etwas abseits vom Haus entfernt und es stand noch auf demselben Platz, wo es Jan Schwarz abgestellt hatte.

Dass sie das Auto nicht weggeräumt haben, das ist doch merkwürdig, überlegte Schwarz, aber vielleicht hatten sie gar keine Zeit, es überhaupt zu suchen?

Und womöglich war Schwarz auch noch nicht solange im Verlies, wie er selbst dachte. Möglich war auch, dass die Räuber oder Diebe es wegräumen wollten, wenn sie erst mal die Bilder in Sicherheit gebracht hatten, überlegte er weiter.

Doch das kümmerte ihn eigentlich wenig. Er wollte nur so schnell wie möglich nach Freiburg fahren, in seine Wohnung gehen, duschen und diesen Schmutz und Dreck aus diesem Verlies einfach wegwaschen.

Jan Schwarz öffnete die Autotür und löste die Handbremse und dann schob er das Auto ein bisschen vom Platz weg. Schnell flitzte er in seinen Sitz und startete das Auto.

Er sah noch zum Haus zurück, aber es war nichts zu erkennen. Es kam niemand zur Tür heraus, oder schaute nach.

Und so vermutete er, dass die Diebe noch gar nicht bemerkt hatten, dass er verschwunden war, und er fuhr mit Tempo davon.

Doch in seiner Wohnung erlebte er eine böse Überraschung, denn es war alles durchwühlt, der Schreibtisch war aufgebrochen und überall lagen Papiere herum. Die Eingangstür war auch nur leicht angelehnt, das hatte Schwarz gleich bemerkt, denn die Bande hatte die Tür einfach aufgebrochen.

„Ich muss die Polizei anrufen, diesen Kommissar Schnebel, oder soll ich gleich Kommissar Kirsch in Wiesenbach anrufen? Wer ist denn jetzt zuständig für mich?“, brachte er etwas ärgerlich hervor.

„Ich probiere es mit Kommissar Schnebel und den Freiburger Beamten, Kommissar Kirsch kann ich morgen noch verständigen, vielleicht hat er auch eine Idee? Hatte er nicht von einem Ring, der der Keltengöttin Brighid gewidmet war, gesprochen und auch einen Bilderfälscher Pierre Klein erwähnt?, überlegte Schwarz noch.

Für seine Recherchen benötigte er Kirsch, das wurde ihm sofort klar.

Kurze Zeit später kam auch schon die Freiburger Polizei angerückt und auch Kommissar Schnebel war überrascht, Jan Schwarz wiederzusehen.

Schnebel staunte nicht schlecht, als Schwarz ihm die Geschichte erzählte, dass er im Hexental, vor einem Bauernhaus überfallen und in einem Verlies gefangengehalten wurde, wo ihm schließlich auch K.-O.-Tropfen verabreicht wurden.

Und nun gab es noch den Überfall in seiner Wohnung, wobei der Redakteur gar nicht wusste, was überhaupt gesucht wurde, wie Schwarz dem Kommissar ebenfalls mitteilte.

Von der Flohmarktlady sagte er dem Kommissar vorläufig noch nichts.

„Wer hat Sie denn aus dem Bauernhaus gerettet?“, wollte Schnebel dann wissen, dem die ganze Geschichte wie ein böser Spuk vorkam.

Natürlich gibt es im Schwarzwald viele Märchen und Legenden, dunkle Gestalten und jede Menge geheimnisvolle Wälder, Spukgestalten und Hexen, aber diese Geschichte mit den gefälschten Bildern, die war dem Kommissar doch zu weit hergeholt.

Bindet mir dieser Jan Schwarz etwa einen Bären auf?, dachte er nur.

Und so glaubte auch Kommissar Schnebel nicht alles, was ihm Jan Schwarz erzählte, denn auf sein Bauchgefühl konnte sich der langjährige Kommissar verlassen. Und dieses Bauchgefühl verriet ihm, dass Jan Schwarz nicht alles herausrückte. Schnebel wusste, dass es noch ein Geheimnis gab, das Schwarz für sich behielt.

Doch zunächst kam erst mal die Spurensicherung, die alle Spuren aufnahm. Das war dann reine Polizeiarbeit, und da wollte sich der Kommissar auch nicht reinreden lassen und schon gar nicht von dem Redakteur einer Zeitung.

Allerdings war er auch auf die Recherche dieses Redakteurs angewiesen, und so sollte ihm Schwarz auch mitteilen, wie das Bauernhaus überhaupt zu finden ist.

„Heute Abend wird es nicht mehr viel Sinn machen, ins Hexental zu fahren, aber morgen früh starten wir in dieses geheimnisvolle Tal.“

„Kommen Sie auch mit?“, fragte er dann noch den Redakteur.

„Klar, ich bin dabei. Ich will doch sehen, was sich da abspielt, und ich zeige Ihnen dann auch mein Verlies“, entgegnete Jan Schwarz, der zwar noch etwas müde war, aber doch auch Freude zeigte über seine Rettung, und glücklich war, endlich wieder in Freiburg zu sein.

„Wir treffen uns morgen früh um 7 Uhr am Polizeikommissariat. Wir fahren dann gemeinsam hin“, gab Schnebel die Order aus.

„Ist gut, Herr Kommissar und danke, dass Sie so schnell gekommen sind!“

„Gute Nacht, Herr Kommissar!“, verabschiedete sich Schwarz dann schnell vom Kommissar, der schon mit seinen Kollegen die Treppen nach unten ging.

Schwarz räumte noch ein bisschen in der Wohnung auf, froh, dass er sich bewegen konnte. Die Spurensicherung war auch schon gegangen.

Da klingelte das Telefon.

Nanu, wer ist denn das noch so spät?, dachte Schwarz.

Als er abnahm, vernahm er eine ihm bekannte Stimme.

Das ist doch die Flohmarktlady, dachte er.

„Guten Abend!“, sagte die Stimme.

„Herr Schwarz, wo waren Sie denn, ich habe Sie doch erwartet im Hexental?“

„Ich war dort!“, entgegnete Jan Schwarz.

„Sie waren dort, das müsste ich doch wissen?“, entgegnete die Lady und tat sehr erstaunt.

Welches Spiel spielt sie mit mir, dachte Schwarz.

„Ich habe Sie aber nicht gesehen, und Sie haben sich mir auch nicht vorgestellt“, sagte Schwarz und lachte etwas gequält.

Weder die Flohmarktlady noch Jan Schwarz gaben aber mehr preis.

Die Flohmarktlady hatte nicht mal gefragt, wie es Jan Schwarz ergangen war und er hatte auch nichts gesagt, dass er in einem Verlies gefangengehalten worden war.

Soll sie nur glauben, dass ich einiges wegstecken kann, dachte Schwarz.

Nur wer hat mich dann gerettet, wenn es nicht die Flohmarktlady war?, überlegte er.

„Ich melde mich wieder!“, entgegnete die Flohmarktlady.

Und Jan Schwarz dachte noch, dass er das nächste Mal dieser Person nicht mehr auf den Leim gehen wird, komme was wolle!

Im Hexenhaus brannte immer noch Licht und die beiden schwarz gekleideten Gestalten unterhielten sich und betrachteten die Bilder.

„Da haben wir ein Schnäppchen gemacht!“, sagte die eine Gestalt zur anderen und beide freuten sich darüber und lachten.

„Doch jetzt wollen wir noch nachschauen, was unser Patient macht!“, äußerte sich wieder die kleinere der Gestalten, und sie kicherte leise vor sich hin.

Als sie den Weg zum Verlies gingen, sahen sie schon von Weitem, dass die Tür offen stand.

Beide schauten sich nur betreten an und fragten sich, wie der Festgehaltene nur flüchten konnte.

„Das wird aber dem Chef gar nicht gefallen“, entgegnete die andere Gestalt und duckte sich, denn plötzlich fiel ein Stein aus dem Gemäuer und hätte fast die andere Person getroffen.

„Was ist denn das?“, konterte der eine und sah dann, dass sich noch ein weiterer Stein löste.

„Komm, schnell, ich glaube, das ganze Verlies fällt zusammen, das wäre auch nicht schlecht, denn dann gibt es keine Spuren mehr.“

Schnell rannten die beiden zurück ins Bauernhaus. Das Verlies war in einem Nebengebäude, direkt in einem Steinbunker, untergebracht.

„Haben die Retter von Jan Schwarz die Tür aufgesprengt, dass sich jetzt die Steine lösen?“, rief er der anderen Person zu.

„Was weiß ich! Wir müssen verschwinden, wenn das Gebäude zusammenfällt, dann gibt es einen großen Krach und ganz schnell ist die Polizei da.“

„Wo sollen wir denn hin mit den Bildern?“

„Wir packen sie wieder in das Auto, komm, mach schnell, und dann nichts wie weg hier.“

„Morgen steht eh die Polizei vor der Tür, wenn Jan Schwarz entkommen ist und sie schon verständigt hat.“

„Alle Fingerabdrücke müssen verwischt werden oder wir zünden das Haus einfach an.“

„Nein, bei diesem Wind wäre das katastrophal für den Wald!“, sagte die andere Gestalt.

„Wir hauen ab, das ist das Beste!“

Schnell wurden die Bilder und alles was noch wertvoll war vom Haus in das Auto verfrachtet und dann ging die Fahrt los, aber nicht nach Freiburg.

„Ich muss den Chef verständigen, der muss uns sagen, wo wir die Bilder hinbringen sollen?“, antwortete die kleinere Gestalt, die einfach mehr zu sagen hatte.

Als der Chef davon erfuhr, dass der Bunker einkrachen würde und sie schnell das Verlies verlassen mussten, Jan Schwarz auch entkommen war, schimpfte er ziemlich mit den beiden.

„So was darf einfach nicht passieren, ihr fahrt jetzt auf dem schnellsten Weg ins Hexenloch, das ist bei Furtwangen und Gütenbach, da gibt es auch ein altes Bauernhaus, das auch mir gehört, und dort lagert ihr die Bilder ein, ist das klar!“

„Ich komme auch hin und wir machen das dann gemeinsam.“

„Was hat denn der Chef gesagt?“, wollte die andere Person noch wissen, denn sie sah es an der verstörten Miene des Kompagnons, dass der Chef nicht gerade entzückt war, dass erstens Jan Schwarz entkommen konnte und zweitens das ganze Nebengebäude einstürzen würde.

„Er war natürlich ungnädig, das ist doch klar!“

„Komm jetzt, wir müssen weg und so schnell wie sie gekommen waren, fuhren sie auch davon, direkt vom Hexental ins Hexenloch.

Auch im Hexenloch sah es finster aus, gerade so wie im Hexental, nur überall waren dunkle Tannenwälder zu erkennen.

„Jan Schwarz ist aber jetzt geliefert, nochmals lasse ich mir nicht ins Handwerk pfuschen“, murmelte der Chef, den die beiden Ganoven im Hexental angerufen hatten, und der sich dann auch schleunigst ins Auto begab und zu den beiden schwarz vermummten Gestalten fuhr.

Von Wölfen und Schafen

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